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Schwarzwald-Verein
Ortsgruppe Müllheim-Badenweiler e.V
6in vom ffioMm" M 6n5entmrg auf Me obere 'flFlatfgcaffttmft
Von der Sternwanderung nach Endenburg aim
18. Mai, von der eindrucksvollen Feier in Anwesenheit
von dreihundert Schwarzwaldfreunden
auf der Höhe beim alten Kurhaus „Stalten" und
von dem unvergeßlichen Blick auf den oberen
Teil unseres Markgräflerlandes, wurde in der
letzten Ausgabe kurz berichtet. Nicht jedem
Leser unseres Blattes ist dies „Webland" allzu
bekannt. Die folgenden kurzen Ausführungen
wollen ihm deshalb diese Landschaft, ihr Wirtschaftsleben
und ihre Bevölkerung etwas näher
bringen.
Sobald der Wanderer auf dem Höhenweg
Pforzheim—Basel bei dem so heimelig gelegenen
Endenburg den Südwestausgang des Schwarzwaldes
erreicht, fühlt er sich unwillkürlich im
Banne eines völlig veränderten Landschaftsbildes
. War es kurz vorher noch auf dem Hohen
Wildsberg der Blick nach Westen auf die südlichen
Teile des Markgräfler Hügellandes, auf
die Oberrheinebene und auf die Burgundische
Pforte, so steigen bei günstiger Sicht im fernen
Süden zuerst die Gipfel des Berner Oberlandes,
sodann davor die des Schweizer Jura auf, und
unmittelbar vor seinen Füßen liegt ein Raum,
der wie eine breite und tiefe Bucht in die steil
abfallenden Ausläufer des südlichen und südwestlichen
Schwarzwaldmassivs eingreift und so
durch den Gegensatz zu seiner Umgebung und
noch mehr durch die Mannigfaltigkeit seiner
Einzelteile mit jedem seiner neugierigen Blicke
ihn immer stärker anzieht. Es ist die „Schopf-
heimer Bucht".
Auffallende erdgeschichtliche Störungen bilden
ihre Grenzen: im Osten, gegen den Hotzen-
wald hin, das mittlere und untere Wehratal; im
Süden, gegen die waagrechten Kämme des
Schweizer Jura, der Hochrhein bis zum Grenz-
acher Horn; im Westen, diesseits des Lörracher
Hügellandes, die Fortsetzung der Schwarzwaldhauptverwerfung
zwischen Kandern — Haagen—
Grenzach, und im Norden die Linie Kandern—
Hausen. Hier tritt die Wiese aus dem Grundgebirge
, und in ihrem weiteren Lauf über Schopfheim
— Steinen — Haagen zerlegt sie die etwa
300 qkm umfassende Fläche der „Schopfheimer
Bucht*' in zwei nach Ausdehnung, Oberflächengestalt
und Aufbau verschiedene Kleinlandschaften
.
Die nördlich der Wiese — also uns zunächst —
gelegenen „Schopfheimer Vorberge" sind in
ihrem Hauptteil aus Sandstein aufgebaut. Ihre
tafelförmigen Erhebungen sind daher fast nur
für die Forstwirtschaft geeignet. Auch der durch
Verwitterung in den tieferen Lagen entstandene
rotbraune „Marchelboden" ist wenig fruchtbar
und verlangt von der alteingesessenen markgräfler
Bauernbevölkerung viel Mühe und Schweiß.
Die jüngere Generation sucht daher vielfach
ihren Broterwerb in den Betrieben des nahen
Wiesentales. Mit diesem sind die vielen kleineren
Landorte durch die Landstraßen Neuenweg -
Tegernau—Maulburg und Kandern—Scheideck—
Steinen verbunden. Unweit des zuletzt genannten
Ortes liegt der durch Hebels Gedicht „Die
Häfnetjungfer" in der markgräfler Heimatdichtung
so bekannt gewordene Häfnetbuck.
Der zweite und weitaus größere Teil der
„Schopfheimer Bucht" ist der Dinkelberg. Mit
587 m ist der Hohe Flum seine größte Erhebung.
Im Gegensatz zum Sandstein der Schopfheimer
Vorberge sind hier die Keuperböden in den
Tälern und die .Muschelkalkböden mehr auf den
Höhen, fruchtbar. Aus seinem stark wasserschluckenden
Untergrund treten besonders an
Steilstufen bei Regenzeiten ergiebige Quellen.
Wie die Haseler Höhle, der Eichener See und die
vielen Erdfälle sind auch sie typische Erscheinungen
dieser Karstlandschaft. In trockenen
Jahrgängen dagegen ist die Gegend wasserarm.
Schon seit längerer Zeit muß aus diesem Grunde
das Trinkwasser vielfach durch Pumpwerke in
die höher gelegenen Dörfer geschafft werden.
Bei dem Fleiß der aufgeschlossenen Bevölkerung
und infolge der guten Verdienstmöglichkeit
in den größeren Industrieunternehmungen des
Wiesen- und Hochrheintales sind diese fast
durchweg recht wohlhabend und sauber.
An den sonnigen Abhängen des Grenzacher
Horns wächst ein guter Wein, und zusammen mit
den Reblagen von Inzlingen, Lörrach - Stetten
und Weil liegen sie auf der geographischen Linie,
an der das nördlich gerichtete markgräfler Rebland
mit Müllheim als Mittelpunkt und das nach
Osten hin gelegene Webland sich berühren. Die
weniger günstigen Böden, besonders in der
Schopfheimer Bucht, die Wasserkräfte der Wiese
und nicht zuletzt die Nähe der Grenze, haben
die Vorbedingungen für diese hoch entwickelte
wiesentäler Industrie geschaffen. So ist dieser
Teil des Markgräflerlandes aus bescheidenen Anfängen
immer mehr zum wirtschaftlich fortgeschritteneren
und weitaus dichter bevölkerten
geworden. Darüber hinaus ist er das Kinderland
J. P. Hebels, Hermann Burtes sowie das der
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