http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-07/0005
Die M a rk^j af s c h ä f t
3
Unsicherheit der zwischen Zeit und Ewigkeit
flatternden Seele mußte zunächst
geschildert und gedeutet werden. Die
Welt, das heißt die Menschenwelt, in
ihrer» Wirrnis und ihrem Weh läßt die
Seele fast in Hoffnungslosigkeit verzagen
. Von Ursprung und Sinn, von Ausgang
und Ziel ihres Daseins scheint sie
nichts zu wissen. Das Wirrsal der Gegen- .
wart hat sie selbst verwirrt. Aber wie
Dante auf seiner Höllenwanderung jeweils
durch den Gedanken an die Macht
des reinen Glaubenslichtes über die Finsternis
des Bösen getröstet und ermutigt
wird, so findet die hilflos wirrsalbe-
drängte Seele Trost und Ermutigung in
dem Gedanken, daß schließlich doch auch
die Erdenwelt Gotteswelt ist und darum
glänzend und hell sein kann.
Damit aber ist die Uberleitung zum
zweiten Teil gegeben, der des Dichters
schönste und tiefste Gedanken über das
liebenswerte Leben und den niemals
hassenswerten, vielmehr stets nur zu
begrüßenden Tod als die Pforte zum
Unvergänglichen bringt. Mit Dante —
wenn wir den Vergleich wieder aufnehmen
dürfen — ist die Seele in rüstigem
Emporsteigen über die Stufen des Läuterungsberges
zur kristallenen Glaubensund
Gnadenquelle der Verklärung.
Der dritte Teil ist Ausgang und Höhepunkt
zugleich. Die Verse schildern, wie
auf die Nacht das Licht, auf den Sturm
die Stille folgt und wie also auch die
unsicher flatternde Seele zur Versöhnung
mit dem unverständlichen Wirrsal der
Zeit gelangen und im unerschütterten
Glauben an Gottes nimmer wankende
Liebe und Güte Frieden finden kann.
Welche Wirkung die Schlußworte des
Chores gerade in unseren Tagen der ängstlichen
Sorge um neue Kriegswirrsal hervorrufen müssen
, braucht nicht hervorgehoben zu werden.
Dieses „Herr! Schenk uns den Frieden!" wird,
nachdem der letzte Ton verhauchte, gleichsam
als eine Aufforderung zu stillem, ganz innigem
Gebet empfunden.
So stellt sich der aus Versen seines Malerfreundes
zusammengestellte, aus fünfzehn Chor-
und Liednummern bestehende Text des Kompo-
Franz Philipp
Foto: Franz Matzkowski, Aachen
nisten als ein harmonisch geschlossenes Ganzes,
als ein eignes Kunstwerk dar, an dem auch der
Literaturfreund seine Freude haben kann.
Die musikalische Gestaltung und Ausdeutung,
über die zu berichten ich mich nicht kompetent
fühle, läßt jedenfalls in dem Hörer den Wunsch
entstehen, das ernste, schwerwiegende, weit ausgreifende
Werk zu tieferem Verständnis noch
öfters in sich aufnehmen zu dürfen.
' Kurt Engelforecht
ZMe (BtWdjtt htv flropftei Bürgeln
Z'Bürglen uff der Höh,
Nei, was cha me iseh!
O wie wechsle Berg un Tal,
Land un Wasser überall,
Z' Bürglen uff der Höh!
So besingt unser alemannischer Dichter Johann
Peter Hebel die ehrwündige Stätte, die so freundlich
aufs Markgräflerland hinabschaut und die
Hebel selbst als Gast des vorletzten Probstes
Franz Kreuttet in den 1790er Jahren mehrfach
besucht h^t.
Hebel spricht von „Land und Wasser; der Besucher
heute allerdings sieht das Wasser des
Rheins an zwei Stellen blinken, bei Basel und bei
Breisach. Zu Hebels Zeiten war das. anders; da
floß der ungebändigte Rhein in vielfachen Windungen
und Gabelungen durch die Ebene. Auf
alten Bildern erkennt man sehr gut, daß früher
das Wasser im Blickfeld des Schauenden auch
von Badenweiler aus einen ansehnlichen Platz
einnahm.
Die Gründungsgeschichte der kleinen Berg-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-07/0005