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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-07/0006
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Die Markgrafschaft

Siedlung verliert sich ins Dunkel des frühesten
Mittelalters, in eine Zeit, da die Alemannen der
Völkerwanderungszeit noch kaum zur Ruhe und
Seßhaftigkeit gekommen waren. Die ersten alemannischen
Siedler im Markgräflerland waren
Heiden, sie bestatteten ihre toten Männer mit
den Waffen, die Frauen mit Schmuck und Hausgerät
in sogenannten Reihengräber-Frieähöfen,
wie sie im Vorland von Bürgeln nicht selten sind
(Müllheim, Grißheim, Dattingen usw.). Damals
mag die Bergkuppe von Bürgeln eine (befestigte?)
Opferstätte gewesen sein; der Name bedeutet
kleine Burg, Bürgli. Der Platz war ein Glied in
der Kette der Ringwälle, Fliehburgen oder
Signalstationen, die sich um den ganzen Hochblauen
herumlegt.

Ums Jahr 520 predigte am Ober- und Hochrhein
der irische Glaubensbote Fridolin, dessen
Andenken besonders in Säckingen hochgehalten
wird. Uber hundert Jahre später fand sich ein
Missionar im Breisgau ein, Trudpert, der im
Münstertal ums Jahr 640 das erste Kirchlein
erbaut hat. Noch etwas später, zur Zeit des
Frankenherrschers Pipin, wurden im Markgräflerland
weitere Kirchen gegründet: Badenweiler
, Liel und Bürgeln.

Warum gerade auf diesem Berg und nicht
drunten bei den Menschen? Wir sind da auf Vermutungen
angewiesen. Es kann, wie oben schon
angedeutet, Bürgeln eine heidnische Kultstätte
gewesen sein, die, wie anderwärts auch, von der
Kirche zu einem gottesdienstlichen Platz auserwählt
wurde, weil die Menschen der Umgegend
an die Stätte gewöhnt waren. Zudem war der
Berg Bürgeln Eigentum der Ritterfamilie von
Kaltenbach, die in ihrem Einflußgebiet die Ausbreitung
des Christentums förderte und darum
im Mittelpunkt ihrer Besitzungen ein Kirchlein
bauen ließ und einen Priester anstellte. Das
Bergkirchlein war dem hl. Johannes geweiht
und wurde Erbbegräbnisstätte der Edeln von
Kaltenbach. Von ihnen und anderen Stiftern erhielt
es Güter in Obereggenen, Sitzenkirch, Feldberg
, Hertingen und Bamlach und zog in Rheinweiler
den Zehnten ein; es war die einzige Kirche
im Umkreis und Tauf- und Begräbnisstätte zum
mindesten für Obereggenen und Vogelbach. Ein
Waldweg von Obereggenen nach Bürgeln heißt
jetzt noch Kirchweg.

Die Freiherren von Kaltenbach hatten ihre
Burg über dem Dorf Kaltenbach stehen, am Füß
des Hohwildsberges, der mit seinen granitenen
Steilhängen das obere Kandertal im Osten begrenzt
. Die Ritterfamilie, schon früh dem Christentum
zugewandt, war wegen ihrer Guttätigkeit
bekannt und beliebt. Das Haupt der Familie,
Ritter Werner, erblindete ums Jahr 1100, in einer
Zeit voller Kämpfe (Kaiser Heinrich IV. gegen
den Papst). Er folgte dem Beispiel vieler seiner
Standesgenossen und vertauschte den Rittergurt
mit dem Mönchsgewand; im Jahre 1103 trat er
ins Benediktinerkloster St. Blasien ein, seine Gemahlin
Jtha und zwei Töchter wurden auch
Klosterfrauen, erstere wurde ins Kloster Sulzburg
gesandt, um dort Ordnung zu schaffen. Die
Söhne Werner und Wipert gingen auch nach

St. Blasien, nur eine Tochter, Hedwig, soll sich
verehelicht haben. Ritter Werner glaubte nun,
mit seinem Eintritt ins Kloster nicht genug getan
zu haben, ei? bat den Abt von St. Blasien, in Bürgeln
ein Filialklösterlein errichten zu wollen,
damit die Mönche dort am Grab seiner i/ater
beten könnten. Er versicherte, „daß dieser Ort
seinem Herzen teuer sei, weil seine Ahnen, wo
sie auch vom Tod überrascht oder durch das
Schwert hingerafft worden, alle sich an diesen
Ort bringen und dort begraben ließen". Zugleich
schenkte der blinde Freiherr einen großen Teil
seiner Güter dem Kloster St. Blasien. Abt Rustan
kam den Bitten Werners gern entgegen, wartete
nur noch den Tod des alten Leutpriesters Heri-
bord auf Bürgeln ab und entsandte dann den
Sohn des Stifters, Werner den Jüngeren, als
ersten Probst mit zwei anderen Mönchen nach
Bürgeln. Das war im Jahre 1126. Der alte Ritter
soll 1131 in Sulzburg, wo er seine Gattin besuchte
, gestorben sein. Auch Jtha starb bald
darauf.

Die Weltgeistlichkeit der Umgebung protestierte
gegen die Umwandlung der Bürgler
Kirche in ein Kloster; es entstand ein Prozeß,
der bis an den Erzbischof von Mainz ging. Auf
einer Tagung zu Liel 1130, an der viele Geistliche
und als Vertreter des Herzogs Konrad von
Zähringen die Burgvögte von Badenweiler, drei
Herren von Baden, teilnahmen, wurde beschlossen
, daß St. Blasien eine neue Kirche zu Eckenheim
, das ist Obereggenen, bauen müsse, der ein
Teil des großen Bürgler Besitzes zugesprochen
wurde. Das ist der Ursprung der Pfarrei Obereggenen
.

Die neue Klosterkirche zu Bürgeln wurde im
Jahr 1141 von Kardinal Theodewin geweiht, ihr
Patron ist der hl. Johannes.

Eng verbunden mit Bürgeln war das Frauen-
klösterlein Sitzenkirch, durch vier fromme Frauen
(,,gottselige Weiber") gegründet und 1151 von
St. Blasien übernommen. Dort und drüben in
Kaltenbach, später auch in Marzell und vorübergehend
in Obereggenen, übten die Mönche die
Seelsorge aus. Dazu hatten sie mit der Bestellung
ihrer Gärten, mit der Verwaltung ihrer
Güter und mit Besuchen bei den Schaffnern ihrer
vier Meierhöfe genug Arbeit. Es waren außer
dem Propst nur zwei bis vier Mönche im Klösterlein
. Jahrhundertelang war der Propst auch Vorsitzender
des Dinggerichts zu Obereggenen, es
fand dreimal im Jahr statt und entschied über
kleinere Frevel, über Güterstreitigkeiten, Käufe
und Verkäufe, während die große Gerichtsbarkeit
Sache des Landesherrn, des Markgrafen, war.
Schon vor dem Jahr 1600 sanken mit zunehmendem
Absolutismus der Fürsten die bäuerlichen
Gerichte zur Bedeutungslosigkeit herab.

Über die Schicksale der Propstei noch folgende
Angaben: In der Christnacht 1267 brannte das
Gebäude völlig ab und wurde im nächsten Jahr
wieder aufgebaut. 1277 wurde ein jdem hl. Kreuz
gewidmeter Altar aufgestellt. 1481 ließ der
Propst Ulrich von Rumlang die Kirche gründlich
erneuern. Sie war viel größer als die jetzige
Kapelle und nahm den ganzen Nordflügel ein,


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