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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-07/0010
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Die Markgrafschaft

wirth, der sein Tavern-Recht zu verzinsen die Erlaubnis
erhalten hat, ... lieber die Tavern-Gerechtigkeit verlieren
will", ehe er seine Wirtschaft wieder öffnet. „Es
ist zwar noch ein Wirths Haus zum Wilden Mann in
diesem Orth, so Hans Jerg Grethers zu Sulzburg Stieftochter
gehörig, welche aber, weil sie noch minderjährig
und unverheurathet ist, die Wirthschaft nicht treiben
kann".

Barthlin Grether war damals also der einzige Wirt
in Oberweiler. Daß er, obwohl konkurrenzlos, von sei-

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Die Urkunde der Schildgerechtigkeit,
die von Fritz Greßlin in einer Nische der Brandmauer

gefunden wurde

ner Wirtschaft nicht leben konnte, mag in den schweren
Zeitverhältnissen gelegen haben. Ebenso wird ihm die
Aufbringung von 54 Gulden Ohmgeld jährlich — ein
für die damalige Zeit hoher Betrag — wohl sehr schwer
gefallen sein.

In dem diesem Bericht beigelegten Schreiben des
Grether meldet dieser, daß er zur „ferneren Fortführung
der auf meinem Haus ruhenden Wirthschafts-
gerechtigkeit zum Ochsen sich um deswillen weiter
nicht schicken, weilen ich durch zerschiedene Unglücksfälle
in eine ziemliche Schuldenlast gerathen, in welchem
ich durch das Wirthen, da der Vertrieb sehr
schlecht ist und vieles auf borgs weggegeben werden
muß, immer tiefer verwickelt werde, so habe ich mich
entschlossen, sothane Wirthschaft auf einige Jahre aufzuheben
und das Tavern-Recht zu verzinsen".

Aus der Antwort aus Karlsruhe an das Oberamt ist
zu entnehmen, daß man es nicht gerne sieht, wenn in
Oberweiler nicht mehr gewirtet wird, und der Markgraf
schlägt vor, den Blumenwirt zu bestimmen, daß er
seinen Wirtschaftsbetrieb wieder öffnet. Im Weigerungsfalle
aber sollte von der Gemeinde Oberweiler
„aus ihren Mitteln ein Gemeindewürth*4 bestellt werden
und den beiden Wirten Grether und Spohn bedeutet

werden, daß unter Umständen ihre Konzession eingezogen
wird.

Die Sache wird noch Jahre hingezogen, und erst
Markgraf Carl Friedrich genehmigt am 21. März 1757
die Stillegung des Wirtschaftsbetriebes, nachdem Grether
schon 1756 von sich aus geschlossen hatte. Auch der
Sohn des Barthlin, Georg Friedrich Grether, der die
Wirtschaft wieder geöffnet hatte, gerät in Schwierigkeiten
und ersucht am 22. Mai 1783 den Markgrafen,
daß ihm entweder .sein „unterthänigstes Gesuch" bewilligt
werde, „kraft dessen ich entweder nach den
anerbottenen 28 Gulden unter Aufhebung des Siegels
meine Wirthschaft fortsetzen oder aber im Verweigerungsfalle
den Schild gegen jährliche recognition einziehen
dörfte".

Auch diesem Gesuchsteller wird gestattet, gegen
Zahlung von 1 Gulden 48 Kreuzer die Wirtschaft zu
schließen.

Nach den Grether zogen die Lindemann in den
Ochsen ein. Johann Georg bis 1868, sein Sohn Johann
Friedrich im Jahr 1887, nachdem seine Mutter den
Betrieb bisher weiterführte.

Am 8. Februar 1893 bewirbt sich Fritz Greßlin aus
Wollbach um die Genehmigung zum Erwerb und Weiterführung
des Gasthauses und wird „mit Wirkung
vom 15. März 1893 zum Betrieb der von ihm käuflich
erworbenen Realgastwirtschaft zugelassen". Fritz Greßlin
war Metzger und Koch, und war lange auf Wanderschaft
. Auch hat er als Schiffskoch und -metzger die
Weltmeere befahren und sich dadurch große Erfah-
lung in seinem Beruf angeeignet. Mit großer Energie
übernahm er den damaligen Gasthof „Zum Ochsen" und
hat durch seine Fähigkeiten die Grundlagen und den
guten Ruf des Hauses begründet.

Auch der jetzige Eigentümer, Hermann Greßlin, weiß
seinem Betrieb, der heute neben der Metzgerei noch
eine Pension mit 30 Betten besitzt, wohl vorzustehen,
und der gute Name des Ochsen im ganzen Markgräfler-
land und darüber hinaus geben Zeugnis ^ davon, daß
jeder, der hier einkehrt, sei er Kurgast oder auf der
Durchreise, gut markgräf lerisch versorgt ist. Und wenn der
„Hermi" Zeit hat und sich zu einem Gast an den Tisch
setzt und in seiner fröhlichen Art mit ihm „dischkeriert"
oder ihm mit einem Witz aufwartet (manchmal sogar
mit einem aus der unteren Schublade), da merkt man
dann gar bald, daß man es mit einem Menschen zu tun
hat, dem das Herz auf dem richtigen Fleck sitzt, und
der trotz der vielen Arbeit dem Leben noch etwas von
der Sonnnenseite abzugewinnen weiß. Und wir wünschen
, daß der „Hermi" und seine Frau ihren „Ochsen"
noch viele Jahre an der „Halftere" haben, in Gesundheit
und Frische, zu ihrer und zu aller Freude, die dort
einkehren.

Und mag es sich immer wieder bestätigen, was ein
Gast des Hauses aus Baden-Baden schon vor hundert
Jahren in Form eines Verses in das Gästebuch des
„Ochsen" geschrieben hat:

Im Ochsen bin ich gern gewesen,
bin dort an Leib und Seel genesen,
bei guter Kost und bestem Wein;
ein jeder kehr im Ochsen ein!

F. W.

r

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