http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-08/0007
Die Markgrafschaft
5
Elblingwein als Verschnitt für einen zu säurearmen
Gutedel nicht von Nachteil. Da sich aber
die Weinbehandlung und auch die Geschmacksrichtung
des Weintrinkers geändert hat und der
Qualitätsgedanke immer mehr in Vordergrund
trat, ist die Anbaufläche des Elblings, die vor
etwa 25 Jahren im Gebiet schätzungsweise noch
etwa ein Fünftel der Gesamtrebfläche betrug,
stark zurückgegangen und dürfte heute kaum
mehr als etwa 6—8 °/o betragen. Bei dem heute
üblichen planmäßigen Aufbau findet der Elbling
keine Berücksichtigung mehr. Weinbaubetriebe,
die auf die Hebung der Qualität Wert legten,
räumten schon früher den sogenannten Edelsor-
ten (Silvaner, Ruländer, Traminer) einen entsprechenden
Platz ein, was eine heute noch im
Ertrage stehende hundertjährige Silvaneranlage
in Hügelheim beweist.
Die geologische Formation des Markgräfler
Weinlandes ist nicht einheitlich und es herrschen
Tertiär, Diluvium, brauner und weißer Jura und
Muschelkalk vor. Auf kurzen Entfernungen
wechseln die Bodenverhältnisse manchmal sehr.
Im allgemeinen ist der Boden tiefgründig, fruchtbar
und arm an Steinen, und das Rebgelände ist
nicht stark terrassiert im Vergleich zum Kaiserstuhl
. Die meist nur mäßige Neigung der Hanglagen
und der tiefgründige leichtere bis mittelschwere
Lößlehmboden sagen dem (Gutedel besonders
zu und bürgen für ein kräftiges Wachstum
der alten wurzelechten Gutedelbestände.
Auch auf den schwereren" Lehm- und leichteren
Lößböden hat der Gutedel bei richtiger Stock-
und Bodenpflege nicht ganz versagt. Steilere
Lagen und Boden mit mehr Steinen weisen auf:
das Grenzacher Horn, Gewanne von Istein, der
Dottinger Kastelberg, Rebberge im Weilertal, der
Schanzbuck bei Leutersberg, der Sonnenberg in
Ballrechten.
Im Markgräflerland wurde bis jetzt nur an
wenigen Orten aus der Sorte Blauer spätburgun-
der Rotwein erzeugt. Von altersher waren es die
Gemeinden Grenzach und Feuerbach, die durch
ihren ,,Roten" bekannt waren, später kam Mau-
chen hinzu, dann Blansingen mit seinem Weißherbst
. Der Anbau des Spätburgunders in den
übrigen Gemeinden war sehr beschränkt und
diente vorwiegend nur zur Deckung des eigenen
Bedarfes. Die Rotweinmaische blieb nach der althergebrachten
Weise meistens unentrappt bis um
Weihnachten im Fasse liegen und wurde dann
abgepreßt. Der Rotwein war dementsprechend
herb und rauh und weniger ansprechend wie der
heute nach anderer Art behandelte Rotwein. Der
alte Markgräfler Weinbau zeigt in seiner Kultur
gebietsweise kleine Unterschiede. In den Weinbaugemeinden
des Landkreises Freiburg und in
den anschließenden Gemeinden des ehemaligen
Kreises Staufen ist die Erziehungsform mehr
einschenkelig und etwas niedriger und bei der
Laubbehandlung wird ein etwas strengeres Ein-
kürzen der grünen Triebe vorgenommen. Die
Erziehungsform in der oberen Markgrafschaft ist
meist zweischenkelig und höher, und es werden
mehr grüne Sommertriebe uneingekürzt aufgeheftet
, wodurch der Stock ein sehr buschiges
Otlingen Fritz Fischer
Aussehen erhält. Sehr lange Rebstecken, meistens
runde, und eine enge Pflanzweite sind aber für
das ganze Markgräflerland charakteristisch. Die
hohe Erziehungsart an 2,75 % bis 3 Meter langen
Rebstecken bei einer Pflanzweite von 80—90 cm
trägt den heutigen Verhältnissen nicht mehr
Rechnung und war früher schon sehr oft die
Hauptursache für größere Ertragsausfälle. Andererseits
ist es auch verständlich, daß bei einer
Bestückung von 13 000 Stöcken und mehr je
Hektar nach vorausgegangenen sonnenreichen
Jahren Erträge bis zu 200 Liter je Ar wie im
Jahre 1871, 1875, 1885, 1893, 1900 und 1922 erzielt
werden können, wenn die Entwicklungsbedingungen
für die Reben günstig sind. Im
Durchschnitt vieler Jahre haben sich aber doch
die überwiegenden Nachteile der zu engen
Pflanzweite wie sie früher üblich war, in der
erschwerten Bearbeitung und Schädlingsbekämpfung
und in den durch Krankheiten und Schädlingen
verursachten Ertragsverlusten immer
mehr und mehr bemerkbar gemacht. Man ist
deshalb in gutgeleiteten Betrieben schon um die
Jahrhundertwende zu Pflanzweiten von 90 cm
übergegangen und hat diese mancherorts nachträglich
später bei den wurzelechten Beständen
auf 1 m und mehr erweitert. Der größte Teil der
Winzer konnte sich aber zunächst nicht zu diesen
Pflanzweiten entschließen, auch dann noch nicht,
als Pfropfreben angepflanzt wurden. Die von den
Fachleuten für Pfropfreben empfohlene Pflanzweite
von 1 m Stockabstand und 1,20 m Reihenbreite
galt in den Jahren 1911 bis 1924 meist noch
als übertrieben groß und wurde abgelehnt. Die
Pfropfrebenanlagen, die in den Jahren 1919 bis
1928 gemacht wurden, haben aber bald gezeigt,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-08/0007