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Die Mark gr af s chaf t
daß die Pflanzweite von 1,20 X 1,00 m meist
noch viel zu eng ist für die viel starkwüchsigeren
Pfropfreben.
Das Auffinden des ersten Reblausherdes in
Baden, im Efringer Rebberg im Jahre 1913, war
noch kein Anlaß für eine planmäßige Umstellung
im Weinbau, aber trotzdem wurden schon Anbauversuche
mit Pfropfreben zur Prüfung der verschiedenen
Unterlagssorten von Dümmler in den
Jahren 1911 bis 1915 in den Gemarkungen
Grenzach, Müllheim, Schallstadt, Hügelheim und
?tüei TnacFgcäflBC
Ne Ghilchli staht schier unterem Blaue unte,
luegt übers Dörfli strack un eberecht.
Dort hän si z' Acker gfahre, d' Rebe bunde,
•die Alten us myr Muetter Gschlecht.
Zwee ha dervo no gchennt — 's sin rahni Gstalte
mit blaiggte Hoore, flinken Äugli gsy.
Bis über d' Nünzgi hän sie 's Lebe bhalte,
um 's umme Guu vo neuem Wy.
Im Herbst — wie isch da dur 's ganz Huus> dur zöge!
D' Chrützstöck un d' Laube sin vo Maischränz geel,
Die Alte, ufrecht unter Tor un Boge,
sieh n i bis hüt no dort, myseel.
Sie stippere wie Jungi an der Trotti.
Scho röhrlet bruun der Most — „Versuech, wenn witt".
Sie lüpfe 's Glas: „Gseg Gott, gseg Gott!" i wotti,
sie cheemti nomol, selbi Zyt!
Hedwig Salm
Aus: „Brunnen am Weg"
Wettelbrunn angelegt. Hierbei kamen die Unterlagssorten
1 Ganzin, Du Lot, 101 14 M G, 143 B,
1616 C, 34 E M, 3309 C, 3306 C, 8 B, Kober 5,
420 A und Geisenheim 1 zur Anpflanzung. Während
des ersten Weltkrieges breitete sich die Reblaus
sehr rasch aus, und damit wurde der Anbau
von Pfropfreben immer dringender. Durch weitere
Anbauversuche mit anderen Unterlagssorten
und auch durch Anbau versuche mit den sogenannten
Direktträgern (Hybriden, Amerikaner
genannt) wurden Erfahrungen für die Umstellung
des Weinbaues gesammelt. Für jeden einsichtigen
Winzer stand es schon im Jahre 1925 fest, daß
die Umstellung auf Pfropfreben bei der raschen
Ausbreitung der Reblaus nicht mehr umgangen
werden könne, daß aber auch eine Rationalisierung
und Verbesserung der Bewirtschaftungsmethoden
kommen müsse, wenn der Winzer noch
existieren solle. Die erste planmäßige und staatlich
gelenkte Umstellung, verbunden mit der
Flurbereinigung, wurde aber erst wenige Jahre
vor dem zweiten Weltkrieg eingeleitet und auch
vorgenommen auf den Gemarkungen Fischingen,
Schallbach und Egringen. Dieses Vorgehen fand
in Winzerkreisen große Beachtung, aber zur
Nachahmung fehlten noch der Mut und die noch
nicht genügend großen Reblausschäden. Während
des zweiten Krieges holte die Reblaus ungestört
das Versäumte in großem Ausmaße nach, Frost-
und Hagelschäden des Jahres 1939/40 und 1941,
große Schäden durch Beschuß und schwere Schädigungen
der Reben, die im Jahre 1940 infolge
der Räumung der Weinbauorte in der roten Zone
entstanden sind, erforderten dann vielerorts
einen unverzüglichen Neuaufbau der Rebberge
und hiermit wurde dann der heute übliche Neuaufbau
eingeleitet. Ein größerer Erdrutsch auf
einer Fläche von ca. 5 ha im Gewann Tiergarten
auf der Gemarkung Scherzingen gab ebenfalls
Anlaß zum planmäßigen Aufbau im Jahre 1940.
In Haltingen nahm der Aufbau im Jahre 1941
seinen Anfang und das Vorgehen in Haltingen
machte Schule; in rascher Reihenfolge schlössen
sich in den folgenden Jahren die Gemeinden
Efringen, Eimeidingen, Otlingen, Binzen, Rheinweiler
, Bellingen, Schliengen und Auggen noch
während des Krieges an, und alsbald folgten auch
Wintersweiler und Bamlach. Der piamäßige Aufbau
nahm nach dem Kriege seinen Fortgang
nicht nur in den genannten Gemeinden, sondern
begann auch in Tüllingen, Istein, Huttingen,
Blansingen - Kleinkems, Welmlingen, Wollbach,
Holzen, Weil, Tannenkirch, Riedlingen, Mauchen,
Liel, Müllheim, Feldberg, Vögisheim, Niederweiler
, Hügelheim, Laufen, Britzingen, Buggingen,
Seefelden, Ballrechten, Döttingen, Schallstadt,
Wolfenweiler und Ehrenstetten. Im Laufe der
letzten Jahre haben Norsingen, Kirchhofen,
Zunzingen, Dattingen, Oberweiler, Eschbach,
Nieder- und Obereggenen und Steinenstadt mit
dem planmäßigen Aufbau begonnen. Von den
Weinorten mit nennenswertem Rebbesitz bleiben
nur noch übrig die Gemeinden Grenzach, Wiblingen
, Mappach, Herten und Wyhlen im Landkreis
Lörrach, im Landkreis Müllheim die Orte
Tunsei, Wettelbrunn, Grunern, Staufen, Hertingen
, Bad Krozingen, und im Landkreis Freiburg
die Gemarkungen Bollschweil, Ebringen, Pfaffenweiler
, Schlatt, Sölden, Wittnau und St. Georgen.
In diesen Orten wurde mit der Umstellung noch
nicht begonnen, teils wegen der Undurchführbar-
keit, teils wegen Mangel an Fachkräften beim
Flurbereinigungsamt, teils auch wegen zu großen
Meinungsverschiedenheiten über die Notwendigkeit
bei den Rebbesitzern. Am weitesten zurück
ist die Umstellung im unteren Markgräflerland,
wo von 535 ha erst etwa 110 ha, also etwa 20%
umgestellt sind. In den Weinbauorten des Landkreises
Müllheim sind noch schätzungsweise rund
400 ha umzustellen, und man kann annehmen,
daß hier die Umstellung zu etwa 60 % erfolgt ist.
Im Landkreis Lörrach ist das Verhältnis gerade
umgekehrt wie im Landkreis Freiburg; es sind
hier von den 377 ha noch etwa 85 ha, also etwa
23 % umzustellen.
Mit dem Beginn der planmäßigen Umstellung
im Markgräfler Weinbau ist auch eine grundlegende
Änderung verschiedener Kulturmaßnahmen
eingetreten, denn das Ziel der Umstellung
ist ja in erster Linie eine bessere Bewirtschaftung
der Reben. Neue Wege mußten gebaut und
größere Parzellen geschaffen werden. Ein Rebbesitz
von etwa 40 Ar auf zehn und mehr verschiedenen
Parzellen und Rebgrundstücke ohne
Weg, wie es früher fast die Regel war, exschwe-
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