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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-08/0010
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Die Markgrafschaft

dann aber in zunehmendem Maße einen Platz in
der Markgräfler Rebfläche und nach vorsichtiger
Schätzung werden heute etwa 80 ha mit Müller-
Thurgau bestockt sein, was etwa 4% der Gesamtrebfläche
entspricht. Zuverlässige Unterlagen
über die Aufteilung der Sorten liegen nicht vor,
aber nach vorsichtiger Schätzung kann angenommen
werden, daß die Markgräfler Rebfläche zur
Zeit noch etwa zu 70—80 % mit Gutedel bestockt
ist. Ein Absinken der Gutedelfläche unter 70 °/o
würde sich für die Erhaltung der Eigenart des
Weines und Weinlandes wahrscheinlich nachteilig
auswirken.

So sehr der Markgräfler Wein seine Verehrer
erfreut, umso launischer ist die Gutedelrebe. Sie
ist empfindlicher gegen Peronospora wie die Sor-

6 (B'eitbte

ectjo aü)t%\Q lfct) er gD im Wärje,
Der JoW\-F)ax\Q do 'Muggezell,
no all Z>ag töerctjt er otjnl jf'bär^e,
e Jungt Drattjt fl nit fo fctjnell.

mz meint, er mampfl bfunfcrl ©adje

un furpf e £ebenöelteler,

|t 23ä0U bütUzm tjeimli baetje

un brot^em THeuli üom e ©Her.

Z>o ctjumnvl ctjürsllctj mlt^em s'fämme,
me &ifrfjferiert do allerlei:
üerfd)tpun5nl ^yt, oergangnl XTämme,
es rufest e Hfelt an elm oorbel.

J mein, l müe^en bftfjei&e frage,
tulefo er no fo gfunb un frlfdj,
Do t)et er an flm flflfTU söge
un let)nt (1 2ue mer übere Z)lftf):

,/Böorum? TOefo? - 1 tulll ber'ö fage!

mit toenlg HJort Ifd) alles glatt:

min lauft fei HJaffer Dur Der (Jtjrage,

WH aber tjanl all oertralt!

Wae tPlrD bodj Drüber gfctjtDäfct un gfrfjrlebe:
'0 tjalg D'Ounne gan^ e bfunDri CEtjraft! -
Jtt) bl bim alte Uortel blllbe
un furpf fl pur Im Kebefaft l

0tfjo menge Dlerllg Ijanl bunte-,
wUVs C3ott, no ctjunnt no menge Dra!
Höenn'0 ftfjlmmllg tölrD emol am ©punte,
no tfjanlö all no anDerft \)a\"

Srltj HJolfsberger

ten Ruländer, Burgunder, Silvaner und Elbling.
Bei rascher Triebentwicklung nach dem Austrieb
vergabein die Gescheine sehr gerne und werden
zu Ranken, sid) ,,gehen in Heuet", wie der Winzer
sagt. Diese Vergabelung kann zu einem vollständigen
Abröhren der Gescheine werden, wie einige
sehr starkwüchsige Pfropfrebenneuanlagen in
diesem Jahr gezeigt haben. Die Blüte setzt beim
Gutedel meistens etwas später ein, ist oft sehr
ungleich und dauert deshalb länger und ein
Spritzen während der Blüte läßt sich in den
meisten Jahren nicht umgehen. Bei starkwüchsi-
gen Pfropfrebenneuanlagen treten bei zu engem
Stand, unsachgemäßer Erziehungsart, falscher
Düngung und zu oberflächlicher Laubbehandlung
die genannten Nachteile noch viel deutlicher in
Erscheinung. Durch die großen Traubenbee'ren
und großen Trauben selbst werden aber die Ver-
gabelungs- und Verrieselungsschäden oft auch
wieder ausgeglichen.

Mit der planmäßigen Umstellung auf Pfropfreben
hat sich auch die Pflanzweite gründlich
geändert. Die zuerst gewählten Abstände von
1,30 m Gassenbreite und 1,20 m Stockabstand
erwiesen sich als zu eng und man ging zu einer
Pflanzweite von 1,40 X 1,30 m über. Die ersten
Anlagen ließen aber nach wenigen Jahren erkennen
, daß in den triebkräftigen Böden auch dieser
Abstand zu eng ist, und die meisten Neuanlagen,
die nach dem Kriege gemacht wurden, weisen
eine Mindestgassenbreite von 1,40 m und einen
Stockabstand von 1,40 bis 1,60 m auf. Mit diesen
früher undenkbar großen Pflanzweiten haben
sich diel Winzer rasch abgefunden, und jeder Rebbesitzer
, der seine Pfropfreben früher zu eng
gesetzt hat, mußte teures Lehrgeld bezahlen. Es
sind nur noch wenige, die an dem Glauben hängen
, daß die Zahl der Stöcke für die Größe des
Ertrages entscheidend ist; es wird nur noch
wenige Jahre dauern, dann werden Abstände der
Grenzreihen von nebeneinander liegenden Rebstücken
von weniger als einem halben Meter, wie
sie besonders* in der oberen Markgrafschaft in
den alten Beständen noch häufig anzutreffen sind,
der Vergangenheit angehören. In den umgestellten
Neuanlagen ist man fast überall von
dem Zweischenkelschnitt abgekommen und zur
Stammerziehung mit einem etwa 60 bis 80 cm
hohen Stamm mit Ersatzzapfen in genannter
Stammhöhe übergegangen. Die übliche Bogen-
form (Pferdekopf) und Bogrebenlänge, berechnet
nach der Augenzahl, wurde auch bei der Pfahlunterstützung
beibehalten. Der Drahtrahmen als
Unterstützungsvorrichtung wird heute noch besonders
in der oberen Markgrafschaft abgelehnt,
während in der mittleren und unteren Markgrafschaft
ein großer Teil der Neuanlagen auf Draht
umgestellt ist. Die unverkennbar großen Vorteile
der Drahtanlage überwiegen bei weitem deren
Nachteile, Voraussetzung ist jedoch, daß Zeilenbreite
und Stockabstände genügend groß sind
und die Höhe des Drahtrahmens auf die Gassenbreite
eingestellt ist. In Neuanlagen wird heute
die Bodenbearbeitung größtenteils mit dem Pflug
vorgenommen, während in den alten, engen Beständen
die Handarbeit noch überwiegt. Trotz
der vereinfachten Bewirtschaftung der umgestellten
Weinberge hat der Markgräfler Winzer
noch eine Reihe wichtiger Aufgaben in seinen
Rebbergen zu erfüllen. Es sind dies neben den
üblichen Arbeiten: 1. dafür zu sorgen, daß durch
die Auswahl derjenigen Stöcke, welche gut im
Ertrag sind, die Qualität nicht sinkt; 2. mitzuarbeiten
durch Versuche beim Herausfinden der
geeignetsten Unterlagssorte; 3. bei allen Kulturmaßnahmen
nicht einseitig die Steigerung der
Ertragsmenge, sondern auch die Erhaltung und
Hebung der Qualität im Auge zu behalten, besonders
bei der Wahl der Erziehungsart, Laubbehandlung
und Düngung.

Die oft vertretene Meinung, daß der Wein
schlechter wird, wenn alles auf Pfropfreben umgestellt
ist, hat vorerst noch keine Berechtigung,
und wird auch nicht bestätigt werden. Der Markgräfler
Winzer lebt und stirbt für seine Reben
und wird deshalb auch alles tun, mit den planmäßig
umgestellten Neuanlagen den Charakter
des Markgräfler Weines zu erhalten. Köfoelin


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