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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-08/0017
Die Markgrafschaft

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(Gem. Lipburg; Gem. Wies) und Stockberg
(Gem. Schweighof und Mar-
zell), Rüttekopf und vermutlich auch
Stürzenbrunn (beide bei Schweighof
) lassen sich auf Rodung zurückführen
, denn der Wurzel stock
und der S t o r z e bezeichnen beide
die Reststücke von gefällten Bäumen
. Die Neumatt (die vorher Wald
war), die Reute (als gereutetes, also
gerodetes Gebiet) und der Biefang
(das beigefangene, also dem Wald
entrissene Stück Acker oder Wiese)
gehören ebenfalls hierher. Daß gerade
um das Dörflein Schweighof
herum sich derartige Rodungsnamen
häufen, läßt den Schluß zu, daß
diese Siedlung ihren Lebensraum
dem Walde abringen mußte.

Da das Gelände für die früher
sicher größeren Viehherden kaum
ausgereicht haben dürfte, wurde ein Teil des
Weidebetriebes in den Wald verlegt. Die Eger-
ten (Gemarkung Müllheim, Marzell und Badenweiler
) läßt sich als ein eingezäuntes Grasstück
denken, die Stelle (bei Badenweiler)
und die Kuhstelle (oberhalb Schweighof) sind
Plätze, an denen das Weidevieh nachts oder bei
schlechtem Wetter zusammengestellt wurde oder
wo vielleicht auch ein leichtes Schutzdach als
eine Art Stall errichtet war. An der Salzlecke
(Gemarkung Badenweiler) wird das Vieh seinen
Salzbedarf gestillt haben. Auch der Nonnen-
mattweiher hat seinen Namen eher von den
als „Nonnen" bezeichneten Kühen (zur Nachzucht
untauglich) als von dem sagenhaften
Nonnenkloster.

Der Wald diente aber nicht nur als Weide.
Man nutzte vor allem sein Holz. Nicht jedes Holz
eignete sich zum jeweils beabsichtigten Zweck.
So mag es eine besondere Gegend gegeben haben,
wo man das Holz für Brunnenröhren holte. Solche
Holzrohre nannte man Deichel oder Deuchel; und
so mag der, der vom Rüttekopf zur Sirnitz über
den Deichelholzweg wandert, an jene längst vergessene
Nutzungsart des Waldes denken.

Auch alte Besitzverhältnisse lassen die Flurnamen
oft noch erkennen. Hierher gehören
Vogtshalde und Pfaffenbach (Gem. Obermünstertal
), Prälatenwald (Gem. Untermünstertal) und
Pfarrwald (Gem. Badenweiler). Brudermattgrund
und Brudermattfels (Gem. Müllheim) gehen vielleicht
auf einen ehemaligen Mönchsbruder als
Nutznießer oder Verwalter zurück, gegebenenfalls
auf jenen, der die kleine St. Wolfgangskapelle
betreute, die bis ins 16. Jahrhundert hinein
auf der Schwärze zwischen Badenweiler und
Britzingen gestanden hat. — Bannholz und Bannholzmatte
(beide Gem. Badenweiler) bezeichnen
Geländeteile, die der allgemeinen Nutzung entzogen
, also der Gemeinde unterstellt waren.

Und nun seien noch eine Reihe von Geländepunkten
und Wegen genannt, die ihre Entstehung
gewissen Persönlichkeiten verdanken. Um Badenweiler
herum häufen sie sich naturgemäß. Da
sex die Luisenbürg angeführt, jene Felspartie, die

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J

Der Römerberg im Weilertal

Fritz Fischer

ihren Namen der Großherzogin Luise verdankt;
dann die Sophienruhe und schließlich der Hildafels
. Keinem fürstlichen Namensgeber hat der
Prinzensitz seine Existenz zu verdanken. Dieser
Platz bekam seine Benennung zu Ehren eines
häufig in Badenweiler weilenden Kurgastes, des
Kommerzienrates Prinzen aus Mönchen - Gladbach
, der für Bänke und Wege einige Stiftungen
machte. Der ebenfalls von ihm gestiftete Lebensretterbrunnen
,im Kurpark von Badenweiler hat
der Neugestaltung der Anlagen weichen müssen.
Der Preenweg erinnert an den lange Jahre im
Interesse des Kurortes wirkenden Oberamtmann
Wolfgang von Preen, während die Köhlerpromenade
einen verdienten Forstmann nicht in Vergessenheit
geraten lassen soll.

Weiter zurück führen geschichtliche Ereignisse
, die etwa dem Hühnerstall und dem Alten
Schloß (beide bei Schweighof) ihre Namen gegeben
haben. So soll der Hühnerstall auf einen
Hünenstuhl zurückzuführen sein, also auf einen
Platz, wo auf übergroßen Felssitzen vielleicht
einmal ein altes Femegericht getagt haben
könnte. Beim Alten Schloß hingegen ist kein
altes Schloß zu finden, sondern nur eine Ringwallanlage
, die auf eine frühere Befestigung
zurückgeht. Den Burberg bei Schweighof (desgleichen
bei Kandern noch einmal) als eine Verstümmelung
aus Burgberg zu erklären, ist wohl
nicht angängig; evtl. kommt hier das alte Wort
Burren (aus älterem burjan = sich erheben) als
Ursprung in Frage, das eine auffallende Erhebung
mit zutage tretendem Gestein bezeichnet,
was ja tatsächlich zutrifft.

In großen Linien wurde ein Gebiet durchstreift
, das räumlich und geistig durchaus noch
nicht erschöpft ist. Wie eingangs angedeutet
wurde, erhebt diese Arbeit keinen Anspruch auf
wissenschaftliche Exaktheit. Sie will lediglich
anregen, sich diesem Gebiet unserer Sprache
nicht zu verschließen. Schön wäre es, wenn der
Erforschung unserer Flurnamen neue Freunde
zuwüchsen, denn der Einzelne vermag hier nicht
viel, wenn ihm nicht ein großer Kreis von
Helfern zur Verfügung steht. J.Helm


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