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Die Markgrafschaft
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Ensisheim gegen den Rat der,Stadt Klage, weil
dieser die Übertragung der im Barfüßerzinsbuch
verzeichneten Zinsen und Stiftungen auf die
Weltgeistlichen verweigerte. Was man von Seiten
des Klerus den Franziskanern an unordentlichem
Lebenswandel vorgeworfen hatte, fiel
hierbei in verstärktem Maße auf diesen zurück.
Das Protokoll dieses unerfreulichen Streites ist
erhalten geblieben, mit allen Reden und Gegenreden
.
In dem Klostergebäude, das am Platze des
heutigen Pfarrhauses stand, nahm der Pfarrer
mit einzelnen Kaplänen Wohnung, weil der
Rhein das alte Pfarrhaus weggerissen hatte.
Im Jahre 1567 wurden die Neuenburger
Franziskaner zu einer Diözesansynode nach Konstanz
eingeladen. Im Bericht über den Verlauf
der Synode erhielten sie einen Tadel, weil sie
keinen Vertreter geschickt, noch ihr Fernbleiben
entschuldigt hatten. Die Diözesanleitung wußte
nach vierzig Jahren noch nichts vom Eingehen
' des Klosters. 1 Konstantin Schäfer
Johann {Jeter f>ebel im 3üt)lectal
Eintrag Hebels in einem alten Gästebuch
Im Verlag der Gemeinde Bühlertal ist soeben
ein 250 Seiten umfassendes, nach archivalischen
Quellen von Berufsschullehrer Alfons Duffner
bearbeitetes Heimatbuch über die reizvoll gelegene
Schwarzwaldgemeinde Bühlertal erschienen.
Das Buch schildert die Geschichte der Talgemeinde
von der Urzeit bis zur Gegenwart.
Den Hebelfreund fesselt ein Kapitel besonders
, das berichtet von einem Aufenthalt Hebels
im Gasthof „Zum Engel", der sich früher das
„Liebacher Bad" nannte. Im Besitz ctes früheren
Engelwirts Wilhelm Gerstner befindet sich ein
Gästebuch aus alter Zeit. Am 7. August 1823
schrieb der Karlsruher Prälat und Dichter J. P.
Hebel in das Buch:
„Ich habe mehrere angenehme Tage in diesem
Tale zugebracht, das so viel Merkwürdiges
in sich vereinigt. Die Anmut, welche die Natur
und der Menschenfleiß über seine Hügel verbreitet
hat, machen einen interessanten Kontrast
mit jenen großen Zertrümmerungen, welche
einst das Tal geöffnet und ihm seine Profile
gegeben haben mögen, und es bestätigt sich auch
hier der erheiternde Glaube, daß alle Kämpfe
und Stürme in der Natur und Menschengeschichte
nur Vorbereitungen zur Entwicklung
großer und herrlicher Zwecke sind.
Zu den Annehmlichkeiten dieses Aufenthalts
darf man die unverdrossene Aufmerksamkeit des
Herrn Badwirts auf Wünsche der Fremden, die
bei ihm Quartier nehmen, und sein unverkennbares
Bestreben rechnen, ihres Wohlwollens versichert
zu sein. J. P. Hebel."
Im gleichen Haus waren u. a., wie das Buch
meldet, zu Gast: Markgraf Wilhelm von Baden,
Geheimer Hofrat Dr. Gmelin aus Karlsruhe (ein
Freund Hebels), Leopold, Markgraf von Baden.
Das Buch wurde angelegt von Gastwirt Theodor
Kunz. Er war ein rechtes Original, vergleichbar
dem Schenkelewirt von Ebnet. Seine Grobheit
war bekannt. Dahinter aber verbarg sich
ein biederes Herz. Einmal, so wird erzählt, kehrte
Großherzog Leopold inkognito mit kleinem Gefolge
beim „Kunzen-Dorus" ein. Er wurde aber
freundlich aufgenommen. Dem Wirt kam kein
ungebührliches Wort über die Lippen. Als der
hohe Gast seiner Verwunderung darüber Ausdruck
gab, meinte Kunz: „Das fehlt noch, daß
ich jedem Hergeloffenen den Äff mache!" Das
Gefolge war über diese Antwort entsetzt. Leopold
lächelte nur. Einer der Hofleute klärte den
Wirt außerhalb der Stube auf und legte ihm
nahe, Abbitte beim Fürsten zu leisten. Das tat
Kunz und der Fürst schied schmunzelnd. Diese
Anekdote wurde durch Landgerichtsrat Hüpp
überliefert.
Im Bühlertal sind zwei bekannte Männer
geboren, der Schriftsteller Albert Geiger (1866 -
1915) und der Prälat und Landtagsabgeordnete
Dr. Josef Schofer (1868 - 1930). Auf Anregung
des Landesvereins Badische Heimat werden die
Bilder von Hebel, Geiger und Schofer einen
Ehrenplatz in der Gaststube „Zum Engel" finden.
In Bürgermeister Karl Braxmeier besitzt die
Gemeinde Bühlertal einen Freund bodenständiger
Tradition. Baader
3cim <3ötti am TTtfctj
E Ziiserli bini früehjer gsi,
ha chönne kai Wy vertrage.
E Gläsli, jo mänggmol e herzhafte Schluck,
het mer uf d'Ohre gschlage.
Doch uf der Herbst ha mi allmol gfreut,
wege dem, wo frisch ab der Trotte,
zerscht eso dreckig in d'Büttene lauft
un süeß us em Chrueg vo der Gotte.
Z' Fiirobe, dort uf em Ofebank,
hämer als glebt, wie d'Heere.
Uf em Tisch e Laib frischbache Brot,
waisch, so ne chropfige, schwere.
Isen au der Nußknacker uralt gsi,
d' Nuß het er packt wie ne junge,
un ufpaßt hani, isch öbben emol
us der Schale ne Tübli* gsprunge.
Neue un Nuß un frischbache Brot,
un Trubel mit goldgäle Beeri--
Wenn i chönnt hexe, an 's Göttis Tisch
dort uf em Ofebank wäre i.
Ida Preusch-Müller
* Tübli = Nußkern mit dreiflügligem Sattel.
--.
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