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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-09/0010
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Die Markgrafschaft

Schnappschuß vom Heimatabend am Weinfest in
Müllheim:

Überreichung der Ehrenurkunde an Herrn Jakob
Engler, Buggingen, duich die Weinkönigin

Foto: Chr. Frenzel, Müllheim

jözv überbergcat unb bit Liefen

Im Jahre 1821 verstarb zu Kandern der Oberbergrat Christoph
Wilhelm Kümmich, ein sehr geschätzter Fachmann im Eisenbergbau
. Sein Grabmal in Form einer Säule ist jetzt noch auf
dem Friedhof von Kandern zu sehen. Seinem Nachlaß entnehmen
wir folgende Begebenheit:

„Zwar hab ich in der Weserei und im Schnede
beifolgende Geschichte schon mehrfach erzählt,
aber meine Kinder und Freunde baten mich, sie
schriftlich niederzulegen. Ich bin zwar kein
Schriftsteller, aber ich will's versuchen.

Unser durchlauchtigster Landesfürst, Großherzog
Karl, hat mich im Jahr 1811 zum Oberbergrat
ernannt, nachdem ich die Huld seines
hochseligen Vaters, des Markgrafen Carl Friedrich
, schon öfters habe erfahren dürfen. An einem
Herbsttag, bald nach meiner Beförderung, sattelte
ich meinen Braunen und ritt über Sitzenkirch
nach Badenweiler und Oberweiler. Mein
Kollege in Oberweiler, der Eisenhüttenverwalter
Christian Gottfried von Berg, benötigte oft meines
Rates und war stets kränklich. Der Schmelzofen
von Oberweiler wird abwechselnd mit dem
von Kandern angebrannt, jetzt sollte in Oberweiler
die Campagne wieder beginnen.

In der Faktorei zu Oberweiler, in der die
Bergleute ihren Wein zu trinken pflegen, habe
ich mit Herrn von Berg mein Schöpplein getrunken
und meine Beförderung gefeiert. Es dunkelte
bereits, als ich in der „Sonne" zu Badenweiler
bei J. J. Joner noch eine Stärkung zu mir nahm,
dann gings weiter auf dem sogenannten Römer-
sträßle zwischen Lipbürg und Sehringen der
Hexmatt zu. Mein Brauner weiß den Weg sehr
gut, auch war es sternenklar. Im Anstieg dachte
ich daran, daß sich links das Jungfernbrünnle
befinde, wo sich früh morgens die Jungfrau von
der Grüneck wäscht und kämmt. Üm den Gaul
zu entlasten, stieg ich nun ab und führte ihn am
Zügel den Wiesenweg hinauf. Plötzlich schnaubte
er ängstlich und machte einen solchen Seitensprung
, daß er mir schier die Zügel aus der Hand

riß. Ich blickte mich um und sah auf der Wiese,
am Rand des Hörnle-Waldes, drei Gestalten, die
sich in gemessenem Tanzschritt lautlos bewegten.
Es waren Hexen, das war klar, denn ich befand
mich ja auf der Hexmatthöhe. Da ich keine Lust
hatte, mit den Gestalten Bekanntschaft zu machen
, eilte ich vollends zum Waldrand empor,
bestieg dort meinen unruhigen Gaul und ritt
hinab nach Schallsingen. Während die hinter mir
liegende Bergwiese „Lipburger Hexmatt" heißt,
zieht sich hier die „Feldberger Hexmatt" ins
Tal hinab, doch blickte ich nicht hin, denn ich
hatte keine Lust, weitere Hexen zu sehen. Der
Weg Obereggenen—Bürgeln wurde gekreuzt, die
St. Johannes Breite erklommen, dann gings nach
Sitzenkirch, wo fleißige Bayersleute beim spärlichen
Morgenlicht schon. ihr Vieh besorgten.
Glücklich in Kandern angekommen, übergab ich
mein Pferd dem Knecht und labte mich am
Morgenkaffee, ohne zunächst mein Erlebnis zu
erzählen.

Tags darauf führte mich mein Weg nach
Feldberg, wo ich einen schwerkranken Erzknappen
besuchte. Dort wohnt heute noch ein gelehrter
, mir längst befreundeter Pfarrherr, dem ich
meine Begegnung mit den Hexen berichtete. Er
suchte mir klar zu machen, daß es überhaupt
keine Hexen gäbe und hatte drei andere Erklärungen
für die Namen der Wiesengewanne am
Hörnle bereit.

Erstens: ein Alemanne namens Hesso wird
den Wald am Hörnle gerodet haben, das so entstandene
Wiesenländ wurde „Hesso's Matt" genannt
. Daraus wurde später „Hexmatt". (Den
Familiennamen Heß gibt es hierzulande noch.)

Zweiter Erklärungsversuch: auf der Hexmatt
wachsen viele Pilze. Die Nachkommenschaft eines
Pilzes gruppiert sich oft ringförmig um den
Stand des vorjährigen Pilzes herum und diese
Ringe nennt man „Hexenringe".


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