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Die Markgrafschaft
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Schnappschuß vom Heimatabend am Weinfest in
Müllheim:
Überreichung der Ehrenurkunde an Herrn Georg
Lehmann, Zunzingen, durch die Weinkönigin
Foto: Chr. Frenzel, Müllheim
Drittens: die Elster heißt im Volksmund Etzel
oder Hetzel, also Hetzelmatt, Hexmatt. Diese
Erklärung, so versicherte ich dem Herrn Pfarrer
sogleich, steht auf schwachen Füßen. Denn
erstens sieht man am Hörnle wenig Elstern, in
den Rheinwaldungen viel mehr, und zweitens
nennt man den Vogel nur im Unterland Etzel
(der Pfarrer ist Unterländer).
Als ich meine Hexen - Begegnung dann auch
meinen Freunden in Kandern zum Besten gab,
meinte einer oder der andere mit boshafter
Miene, ich hätte wohl den „Oberbergrat" in
Ober- und Badenweiler etwas stark begossen und
darauf Gespenster gesehen. Dem muß ich entgegenhalten
: selbst wenn ich etwas mehr Wein
getrunken haben sollte, als ich sonst gewöhnt
bin, so hat doch mein Pferd nichts getrunken als
Thermalwasser bei der „Stadt Carlsruhe", und
gerade der Gaul ist ja am meisten erschrocken!
Der Stabhalter von Lipburg, der Waidgesell
von Sehringen und andere bestätigten mir inzwischen
mehrfach, daß auf der Hexmatt in
gewissen Nächten die Hexen tanzen. Daß sie
feurige Augen haben und Rotwein trinken, habe
ich freilich nicht bemerkt, doch das versichert
heute noch ein alter Holzfuhrmann von Ober-
eggenen.
Ich bin inzwischen mehrfach wieder nach
Oberweiler zum Eisenwerk geritten, war aber
stets darauf bedacht, den Tanzplatz der Hexen
bei Tageslicht zu passieren".
Anmerkungen des Chronisten; In Kandern
und in Oberweiler waren bis um das Jahr 1860
Eisenwerke in Betrieb. Verhüttet und verarbeitet
wurden die Bohnerze des Vorlandes (Auggen,
Schliengen, Hertingen, Liel). Kandern war das
größere Werk. Der Schmelzofen in Oberweiler
ist später zur „Hasenburg" umgebaut worden.
Christian Gottfried von Berg, großherzoglicher
Eisenhüttenverwalter, starb im gleichen Jahr
1821 wie unser Oberbergrat, doch erreichte er
nur ein Alter von 50 Jahren. Sein schöner Grabstein
mit Wappen, Hammer und Schlegel ist an
der Außenwand der ev. Kirche von Badenweiler
zu sehen. Der Weg Badenweiler-Kandern befand
sich in einem schlechten Zustand, denn die schöne
Straße über Sehringen wurde erst viel später
gebaut. Den Weg, den der Oberbergrat benützte,
nennt man heute noch „Römersträßle", wahrscheinlich
eine. Verbindung zwischen dem römischen
Badenweiler und den Römersiedlungen des
südlichen Markgräflerlandes. „Stadt Carlsruhe"
ist der alte Name für das heutige Parkhotel. Am
Thermalbrunnen, der damals vierröhrig frei auf
der Straße stand, tränkte der Oberbergrat seinen
Braunen. Die „Sonne", Besitzer J. J. Joner, befand
sich da, wo jetzt das Marmorbad steht.
Scheffelt
Wenn d'Ernt umme isch, d'öpfel zitig sin un
d'Zwetschge günne, derno goht's an's Herdöpfel-
usmache. Aber wege dem freue sich d'Buebe un
d'Maidli nit eso. In dere Zit goht's au uf d'Weid,
un das isch d'Freud vo alle. Wie schön das isch,
ch? sich niemeds vorstelle, wo nit scho selber
derbi gsi isch. Eigentlich sott me halt uf d'Geiße
oder d'Chüeih achtig geh, aber so lang die
♦z'fresse hän, sin si z'friede, un me cha ungstört
d'Weidfreud genieße.
Deheim isch 's Zünzerle streng verböte, aber
uf der Weid darf mer e Fürli mache. Natürlich
mueß me au ufpasse, daß nüt passiert, aber eine-
weg isch's halt zue schön, wenn 's Fürli brennt,
un me cha öpfel, Grumbire un Chüttene brote.
Un erst der „Zwetschgesütterich"! Deheim tät
me 's Mul verzieh vo eim Ohr zuem andere,
wenn 's Müeterli so öbbis s u r' s uf der Disch
stelle tät, aber uf der Weid schmeckts wunderbar.
Wege dem wäre 's Mareili un ich au gern
emol uf d'Weid gange, aber immer hets gheiße
mir seie no z'chlei. Derbi isch 's Mareili scho in
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