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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-09/0012
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Die Markgrafschaft

die zweiti Klass' gange, un ich wär an der Ostere
au scho in die großi Schuel cho. Mer hän halt
ploge chönne wie mer hän welle, 's het halt
eifach niemeds glaubt, daß mer groß gnueg sin.
Un im Mareili si Großmueder het sogar gsait,
wenn mer öbbis hüete welle, solle mer der
Jergli neh, derno hätte mer z'hüete gnueg. Si het
gar nit unrecht gha, aber zwüsche-n-em Jergli
un ere Chueh isch halt doch e Unterschied gsi.
Brüelle het er zwar chönne, un wie! Aber z'friede
gsi isch er nie, au nit wenn er öbbis z'esse gha
het. 's isch halt eifach kei Ersatz gsi für das, was
mir zwei hän welle.

Im Mareili si Vatter het e Chnecht gha, der
Hermi, wo scho meng Johr bi-n-em gsi isch. Das
isch e große Chinderfründ gsi un het dorum hi
un her überleit, wie-n-is z'helfe wär. Er isch halt
au gern uf d'Weid gange.

So het er is emol gruefe un het gsait er loß
„'s Flecki" deheim, un mit dem dörfe mir uf
d'Weid. Herjehre, die Freud!

Gli hinterem Garte isch mer über e chlei
Wegli uf e Matte cho. Dort het is der Hermi
d'Chueh ane do. Passiere het nüt chönne, denn
's Flecki isch vernünftig gsi, zue dem het me nit
sage chönne: „Du dummi Chueh!" So sin mer
also freudestrahlend abzöge uf d'Weid. Der Jergli
hämmer mitgno, denn 's Mareili isch halt si
Chindsmagd gsi, aber öbbis anders hämmer au
mitgno, me mueß doch uf-ere richtige Weid au
z'Obe neh.

E Fürli hämmer nit mache chönne, mer hän
au keis brucht. 's Mareili het nämlich us em
Chensterli e Stange Limburger un e Laibli Brot
stibitzt, un chuum sin mer uf der Matte gsi, hämmer
au scho gfueteret, als hätte mer drei Dag
scho nüt meh z'esse gha.

Mer hän aber d'Rechnig ohni Wirt gmacht.
Das heißt, nit so ganz, denn mi Kamerädli isch
in-e-re Wirtschaft deheim gsi, aber mer hän nit
dra denkt, daß der Limburger so räs isch, un
's isch au e bizzeli viel gsi, e ganzi Stange Chäs
für drei Chindermäge! Wo-n-emol e Stund
umme gsi isch, het is e mächtige Durst plogt, un
der Jergli het scho Astalte gmacht, si Indianer-
gschrei az'stimme. Us Erfahrig hämmer gwüßt,
daß er derno nümmi so schnell ufhört, drum
het 's Mareili gsait, i soll öbbis z'tryike hole,
aber i dörfs numme sim Vader oder sim Brueder
sage. Vor siner Schwester het's „mores" gha
wege-n-em usgrumte Chensterli.

I bi also gange, un ha Glück gha. Si Brueder
het 's Bier selber gmacht, un isch grad us em
Brauhus cho mit-e-me Chrueg frisch brautem.
„Du, mer hän Durst!" hani gsait zue-n-em. Er
het mer der Chrueg in d'Händ druckt. „Nimm
en mit abe, no kriegsch au dervo!" Er het 30 nüt
gwüßt vo der Weid un vom Limburger, un het
gmeint, i soll der Chrueg in d'Wirtschaft trage.
Chum isch er wieder in der Brauerei verschwun-
de, hani chehrt gmacht un bi statt „abe" halt
„ufe", der Matte zue.

So chlei bini nümme gsi, daß i der Unterschied
zwüsche „abe" un „ufe" nit gchennt ha,

urx daß i öbbis mach, was nit rech isch, hani au
gwüßt, aber der Durst keit jo mengmol alli guete
Vorsätz bi de große Lüt über der Hufe, un so
isch's dort bi mir au gsi.

I ha z'schleipfe gha am Chrueg, aber der groß
Durst, im Jergli si Gebrüell, 's schlecht Gwisse
no derzue, das alles het mer Bei gmacht, un i bi
schneller als bi suscht öbbis wieder bim Mareili
gsi. E Glas hämmer nit brucht, sogar der Jergli
hets fertig brocht, öbbis in si Hals z'leere. 's isch
au viel der nebe gange, aber mir hän jo au viel
gha. Un unse große Durst? Vo dem hämmer nüt
me gwüßt, denn 's isch gar nit lang gange, hän
mir drei friedlich gschlofe. Was eim doch so e
Weid müed mache cha!

Aber jetz het sich d'Vernunft vom „Flecki"
zeigt. Es het derfür gsorgt, daß mer heimgoh
solle. Der Hermi het d'Chueh no nit vermißt ghar
denn 's het no mengi Arbet müesse gmacht si,
bis er an 's Fuedere cho isch. Aber i bi ufgwacht
ame fürchterliche Gschrei, un ha gli 's Mareili
gschüttlet, wil i so verschrocke bi. 's isch scho
fast nacht gsi, un der Jerg het brüellt, schlimmer
als wenn er ame Spieß stecke det. 's Flecki
het en nämlich mit sinere rauhe Zunge ab-
gschleckt, bis er wach gsi isch.

Jetz isch aber au der Hermi grennt cho, un
wie. Inzwische isch „dunte" im Mareili si Schwester
an 's leer Chensterli grote, un si Brueder
het der Chrueg gsuecht! Do druf hani im Mareili
grote bi mir z'schlofe, aber 's het denkt, wenn i
hüt de Prügel usem Weg gang, hanis morn no
vor mer. Wege dem isch's heldemüetig mit em
Hermi un mit em Flecki heimgange. Der Jerg
hät's 30 gern do glo, denn si Gschrei het d'Heim-
chehr scho vo witem agmeldet, aber dä hani au
nit welle. So isch er halt hinter der Chueh no-
zottlet un het us Gwohnet witer brüellt.

Ich bi, was hesch was gisch, dur unsere Garte
ab zuem Großmüetterli. Es het mi au scho
gsuecht gha, un isch froh gsi, woni vo selber
wieder cho bi. Bim Mareili hani mi aber e paar
Dag nit blicke lo. I ha Angst gha, si Schwester
chönnt mi am End mit ihm verwechsle. No-ne
paar Dag hämmer's nümmi usghalte ohni enan-
der, un grad, woni ha rüefe welle, isch's cho.
Ganz zaghaft hani gfrogt, öb si Schwester arg
wüetig gsi sei. 's het numme gsait: „Frogsch nof
Aber i cha jetz wieder sitze!" W.K.

Lehrertrost

Fritzle kommt mit genau einer Stunde Verspätung
zur Schule. Er baut sich vor dem Katheder
auf. Dann sucht er in allen Taschen, schließlich
findet er neben Nägeln, Schnüren und
einem nicht mehr blütenweißen Taschentuch
einen rostigen Kriegszehner. Freudestrahlend
überreicht er ihn dem Herrn Lehrer mit der
Bemerkung: „Do, daß z'friede bisch!"

a

ten!


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