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Die Markgrafschaft
Otammbudjüecfe am Lfybelö (Jrlanger ©tufcentensei't
Da hat mir kürzlich ein lieber Bekannter aus
Basel ein Stammbuch aus seinem Privatbesitz
gezeigt, in dem sich unser Johann Peter Hebel
während seiner Erlanger Studentenzeit (1778 bis
1780) und einige andere Bundesbrüder der
Mosellaner verewigt haben. Hebel schreibt sich
darin zweimal ein. Der erste Eintrag, der auch
in der Biographie von Dr. Altwegg erscheint und
von dem eine Kopie im Lörracher Heimatmuseum
zu sehen ist, lautet:
„Wir könnten vieler Ding' entbehren
und dies und jenes nicht begehren,
doch wenig Männer werden sein,
die Weiber hassen und den Wein".
Erlangen, im Januar 1779. Dies schrieb, bester
Mensch, zur Erhaltung seines Andenkens Dein
Dich ewig liebender Bbr.
J. P. Hebel aus dem Badischen.
Eine kleine Silhouette am Rande zeigt das
Profil des damaligen Studenten, bei dem besonders
die starke Nase auffällt.
Der zweite Eintrag, der keine eigene Dichtung
darstellt, wie nachgewiesen ist, besagt:
„So sind die Mädchen, wie ihr meint,
denn keine Menschen? Nein, mein Freund.
Was sind sie denn, Herr Mädchenkenner?
Leibendige Puppen für die Männer'*'.
Dies widmet zum Angedenken der aufrichtigsten
Freundschaft dein ergebenster Freund und Bbr.
J. P. Hebel.
Symb.: Semper lustig,
Nunquam durstig.
Uns interessieren von den weiteren Eintragungen
nur diejenigen, die auch von badischen
Bundesbrüdern stammen, die später wieder mit
Hebel in näherer oder fernerer Verbindung standen
. So lesen wir von einem „Sonntag", vermutlich
dem Karl Ludwig, mit dem zusammen Hebel
in Lörrach Vikar war, die Worte in dem Album:
„Es lebe die Falschheit und sterbe die Redlichkeit
niemalen in uns!"
Ein Ernst Christian Flach, später Pfarrer in
Pforzheim, schreibt ein:
„O Freundschaft, Quell, erhab'ner Triebe,
Dir folgen ist der Menschheit Pflicht,
Du hast die Reizungen der Liebe,
Doch ihre Schmerzen hast du nicht".
Köstlich sind die Verse, die Philipp Wilhelm
Ludwig ins Album einträgt — ein geborener
Schopfheimer, drei Jahre jünger als Hebel, aber
ihm wohl noch aus der Schulzeit her bekannt,
der dann später Dekan des Kirchenbezirks Hornberg
geworden ist:
„Ein Mägdgen sehen und nichts empfinden,
ist eine von den größten Sünden,
und ich, ich sündige nicht gern".
Symb.:
. „Es lassen sich die toten Fürsten balsamieren,
um desto länger tot zu sein.
Ich balsamiere mich mit Wein im Leben ein,
um desto länger lebendig zu sein".
Auch ein Mediziner soll noch zu Wort kommen
. Der nachmalige Leibarzt des Großherzogs,
der Oberhofrat F. W. Maler, trägt ein:
„Mitten unter Scherz und Wein
kann Vernunft und Tugend sein".
Neben diesen, nach echter Studentenweise von
Liebe und Wein sprühenden Versen, lesen wir
schließlich noch einen besinnlicheren aus der
Feder von J. F. Nüßlin, einem Landwirtssohn
aus Britzingen, der später Spezial in Emmendingen
wurde und der Vater jenes Friedrich
August Nüßlin war, des Hofrats und Direktors
des Gymnasiums in Mannheim, bei dem der
schon todgeweihte Hebel im September 1826 ,,in
der Eigenschaft eines Patienten" eingekehrt war:
„Brauche deine Jugend,
Freund, denn Lust und Tugend
können Schwestern sein.
Jahre flieh'n wie Blicke;
graues Haar und Krücke
brechen schnell herein".
R. N.
jöfc ftapujfnec in Heuenburg
Stadtpfarrer David, der in seinem Manuskript
dem hiesigen Wirken der Franziskaner gerecht
zu werden versucht, entgegen Huggle, der sehr
fühlbar sich auf die Seite der Weltgeistlichen
stellte, schreibt: „Der Untergang des
Franziskanerklosters hatte der Stadt die fähigsten
Seelsorger für das Volk genommen. . . . Die
Pfarrer und Kapläne waren großteils nicht geeignet
und auch nicht würdig, das Volk recht zu
leiten. ... So ,,war man allgemein der Überzeugung
, daß eine neue Ordensniederlassung das
sicherste Mittel zur Befestigung und Erhaltung
des religiösen Sinnes im Volke sei".
Um 1600 war in Freiburg die Niederlassung
der Kapuziner entstanden. Nachdem das Franziskanerkloster
zu Neuenburg aufgelöst worden
war, suchte die Bürgerschaft in Freiburg nach,
eine Zweigniederlassung des Ordens in Neuenburg
zu errichten. Der Provinzial Alexander
sandte von Mailand aus den Freiburger Sub-
prior, Bruder Angelus, mit einigen Ordensbrüdern
am 12. Februar 1612 nach Neuenburg und
begründete damit die hiesige Kapuzinerniederlassung
. Die Stadt stellte den neuen Ordensbrüdern
das ehemalige Franziskanerkloster als
Wohnung zur Verfügung. Die Weltgeistlichen
mußten sich darum nach einer neuen Wohnung
umsehen. Sie hatten zwanzig Jahre lang mit den
Neuenburger Zehntherren, den Johannitern in
Villingen, zu kämpfen, bis diese einen neuen
Pfarrhof erstellten. Von 1616 wird der Bau einer
eigenen Kapuzinerkirche erwähnt. Sie bestand
bis 1675. Ihr Standort ist nicht überliefert.
Auch die Kapuziner lebten vom Almosen und
erhielten die gleichen Zuwendungen wie einst
die Franziskaner. Sie halfen auch in der Nach-
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