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Die Markgrafschaft
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barschaft in der Seelsorge
aus. Um 1630 versahen
sie den Gottesdienst im
Benediktinerinnenkloster
von Sulzburg. Während
der Zeit ihres Wirkens
entstanden in Neuenburg
neue Bruderschaften. Die
Wallfahrten zur Heiligen-
Kreuz - Kapelle nahmen
ständig zu. Sie durchlitten
mit der Bevölkerung
die schweren Zeiten des
Dreißigjährigen Krieges.
Als am 28. Juni die
Schweden vor der Stadt
erschienen, war es vor
allem das Kapuzinerkloster
, das unter der Beschießung
zu leiden hatte.
1638 kam Herzog Bernhard
von Weimar nach
Neuenburg und schlug im
Kapuzinerkloster sein
Hauptquartier auf. Auf
einem Kriegszuge, den er
von hier aus unternahm,
erkrankte er schwer. Er
ließ sich zu Schiff nach
Neuenburg bringen. Am
18. Juli 1639 starb er.
Der Kapitelsaal des ehemaligen
Minoritenklo-
sters wurde zur Aufbahrung
des Leichnams ausgeschmückt
. Bedrückt sah
die Bevölkerung zu dem
Saale auf, in dem in starrer
Pracht der aus allen
seinen Plänen gerissene
Mann lag. Ein Schiff
brachte seinen Sarg nach
Breisach. Vom Juli 1639
berichtet die Britzinger
Chronik von einer neuen
Pestwelle in Neuenburg,
die innerhalb zweier Tage vierhundert Menschen
dahinraffte. Nach der Einnahme von Freiburg
durch die Kaiserlichen im Jahre 1644,
brachten die Franzosen ihre Verwundeten nach
Neuenburg. Auch hierbei wird das Kapuzinerkloster
belegt worden sein, wenn auch keine
Angaben hierüber vorhanden sind. Die Stadt
war sterbensmüde geworden als endlich der
Friede kam. Die Jahrzehnte des Krieges, Pest,
Verschleppung, Mord und Beschießung, Hunger
und Flucht, hatten von der stolzen Bürgerschaft
nur eine kleine Schar Bettler übriggelassen.
Ordnungsgemäß gehörte das Kloster zur sogenannten
Schweizer Kapuzinerordens - Provinz.
1667 wurde von ihr die oberrheinische oder
schwäbische Provinz abgetrennt. Das Neuenbur-
ger Kloster bestand von dieser Trennung an nur
noch acht Jahre. Die Klöster in Freiburg, Neuenburg
, Heitersheim und Staufen bildeten die
Kustode Freiburg. Nach einem Verzeichnis der
Hans Thoma, meine Schwester Agathe
Bleistiftzeichnung
Heilig-Kreuz-Bruderschaft von 1668 waren in
diesem Jahre im Kloster 14 Ordensmitglieder:
sieben Patres, vier Kleriker und drei Laienbrüder
. Der Guardian hieß damals Pater Ignatius
Eggs von Rheinfelden.
Doch schlimmer noch als die Zeiten des Dreißigjährigen
Krieges wirkte sich der Holländische
Krieg für Stadt* und Kloster aus.
In der Nacht vom 10. auf den 11. März 1675
schloß Vauban mit seinen Truppen die Stadt ein.
Die große Szene begann, ein Bild aus Dantes
Inferno. Die Stadt umschlossen, im Schlummer
liegend, ungenügend bewacht. Es vollzog sich
alles in solcher Stille und Schnelle, daß ein
Widerstand gar nicht aufkommen konnte. Die
Besatzung wurde überwältigt und gefangen genommen
. Die französischen Truppen drangen
plündernd in die schlafenden Gassen der Stadt.
Es war um die Stunde des ersten Hahnenschreis.
Verzweifelte Rufe drangen aus den Häusern.
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