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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-10/0009
Die Markgrafschaft

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war Markgraf Christoph von Baden,
der von 1475—1527 als Zeitgenosse
Kaiser Friedrichs III. lebte und ein
tüchtiger Mehrer seines Landes war,
ohne dabei ehrlos und hinterhältig
zu handeln, wie es in jenen Zeiten
vorkam. Dem Kaiserhaus, dem er
durch seine Mutter Katharina von
Österreich verwandtschaftlich verbunden
war, stand er als tüchtiger
Kriegsmann in mancher Auseinandersetzung
bei, wofür er neben reichen
Ländereien und der Statthalterschaft
des Herzogtums Burgund den
Orden des goldenen Vließes erhielt,
den ältesten und höchsten europäischen
Orden. Dem Schwäbischen
Bund, dem Vorläufer des Ewigen
Landfriedens von 1495, war er ein
treues Mitglied, und durch einen
Erbvertrag hatte er von Philipp von
Rötteln die Herrschaften Sausenberg,
Rötteln und Badenweiler erworben.
Den Vorwurf, ländergierig oder habsüchtig
zu sein, konnte man ihm
trotz alledem nicht machen, denn
als er vom Kaiser die durch Ächtung
des Pfalzgrafen freigewordenen Gebiete
angeboten bekam, schlug er
sie ab mit den Worten: „Ehr' und
Eid gilt mehr als Land und Leut'!"

Da der Markgraf ein umsichtiger
Landesherr war, war er nicht im
geringsten gewillt, in seinem Herrschaftsbereich
sich durch eine andere
Macht in irgendeiner Weise einschränken
zu lassen, noch dazu von
einer Macht, die sich mit Geheimnissen
umgab, und die nicht kontrolliert
werden konnte. Markgraf Christoph griff
daher mit allen Mitteln gegen diese oft zu schlechten
Zwecken mißbrauchte Einrichtung ein, die
auch am Oberrhein ihre Gewalt ausübte. Von einer
solchen Unternehmung sollen die folgenden Zeilen
berichten und damit zugleich ein Bild damaliger
Verhältnisse unserer Heimat geben, wie
sie an der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert
bestanden.

In jenen Jahren war das Weilertal wohl noch
nicht so dicht bevölkert wie heute, wo sich Dorf
an Dorf reiht und die verbliebenen Lücken sich
Stück für Stück schließen. Dennoch darf man
sich die Gegend nicht einsam und unbelebt vorstellen
, wenn auch kaum Fuhrwerksverkehr
herrschte. Dagegen kamen von der Sirnitz die
Wälderleute herab mit ihren Rößlein und holten
den Wein des Markgrafenlandes oder brachten
die Erzeugnisse winterlicher Heimarbeit zum
Verkauf nach Müllheim. Im Weilertal selbst wie
auch im benachbarten Sulzburg wurde noch
lohnender Bergbau betrieben, während auf der
Burg Badenweiler ein badischer Vogt mit einigen
Knechten hauste, der die Ausführung der
landesherrlichen Befehle überwachte und die
Steuern eintrieb. Aus all dem ergibt sich ein Bild
emsigen Fleißes in unserer Gegend, und so

Herbststimmung

(Photo W. & Tr.)

nimmt es nicht wunder, wenn in dem einzigen
Wirtshaus des Tales, im „Gasthaus zum Dolden",
des öfteren ein reges Treiben herrschte, daß es
auch häufig recht lebhaft und lustig herging.
Trotzdem hatte das Haus einen guten Ruf und
die Eigentümerin war eine brave Wirtin.

Gundula Grynner — im Tale nur die Dolden-
gundel genannt — hatte ihren Mann in jungen
Jahren verloren, als ihn beim Holzfällen ein
herabstürzender Ast unglücklich traf. Die Ehe
war kinderlos geblieben, aber Gundel hatte ein
reichliches Erbe angetreten, auf dem, wie es
schien, Gottes Segen ruhte, denn das Vermögen
vergrößerte sich unter den fleißigen Händen der
Witwe ständig. So war es kein Wunder, wenn
die flinke und schöne Wirtin eine begehrte
Partie war, und sich um Bewerber nicht zu sorgen
brauchte; kein Wunder aber auch, wenn es
Neider gab, zumal Gundula nicht im Weilertal
heimisch war, sondern aus der Familie eines
armen Steigers aus Sulzburg stammte. Wie dem
auch sein mochte, Frau Gundula ließ sich weder
wegen der Werber noch wegen der Neider graue
Haare wachsen. Unter den Werbern war keiner,
der ihr paßte, und die Neider bekümmerten sie
nicht, sondern sie wirtete ruhig darauf los und
ging ihres Weges.


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