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14 Die Markgrafschaft
Unfec UGanbectjeim auf htn ©totfmatt
Freiwillige Helfer aus dem Kreise unserer Mitglieder
arbeiten schon an mehreren Samstagnachmittagen fleißig
an der Gestaltung des Geländes um das Wanderheim.
Alte und junge Wanderfreunde schaffen da emsig mit
Haue, Schaufel und Karren und schleppen Steine hang-
aufwärts, um das äußere Bild des Hauses zweckentsprechend
und schön zu gestalten. Die Wasserleitung aus
einer benachbarten Waldquelle ist auch bereits im Bau.
Zur völligen Fertigstellung aller Außenarbeiten aber
sind noch viele freiwillig helfende Hände notwendig.
Diese Arbeiten, für die eben nicht gerade Facharbeiter
nötig sind, führen unsere Wanderfreunde selbst durch,
denn damit ersparen wir Geld, die Anteilnahme am
Gelingen des ganzen Werkes wird gesteigert, und die
Liebe zu unserem Schwarzwaldverein und seinem Wanderheim
vertieft. Erfreulicherweise werkt unsere Jugendgruppe
eifrig mit. Sie wird das Heim aber auch am
meisten und längsten genießen.
Ansprache des 1. Vorsitzenden des Schwarzwaldvereins,
Ortsgruppe Müllheim - Badenweiler, Hans Singer, beim
Richtfest des Wanderheimes auf der Stockmatt am
20. August 1955:
Meine lieben Wanderfreunde, liebe Bauleute, meine
sehr verehrten Gäste!
Richtfest feiern wir heute, ein seltenes Fest für einen
Verein! Mit diesem Richtfest begehen und feiern wir
etwas, was seit Jahrzehnten Wunschtraum unserer
Wanderfreunde war: das Erstellen eines Gemeinschaftshauses
, eines Wanderheimes. Und hier auf der Stockmatt
haben wir ein schönes Plätzchen gefunden und
erhalten, dank des Forstamtes Kandern und dank der
Eheleute Brombacher. Herr Forstmeister Volk hat sich
sehr für unsere Sache eingesetzt und Erleichterungen
geschaffen, ohne die wir nicht hätten bauen können; die
Eheleute Brombacher haben uns einen so zuvorkommenden
Kaufpreis gemacht, daß wir unbeschwerlich zugreifen
konnten. Dafür haben wir nur das bescheidene Wort
des Dankes.
Meine lieben Anwesenden, mit diesem Feiern bekunden
wir die Freude an dem Neubau. Ja, Freude
haben im Leben, ist etwas Schönes, denn Freude hebt
das Leben. Freude suchen, schaffen, finden, ist noch
etwas Schöneres, aber das Schönste ist das „Freudespenden
". Freude spenden, eine gute Freundschaft
haben und pflegen, bedeutet den Verzicht auf das eigene
„Ich". Aus solcher Freundschaft, aus dieser Gemeinschaft
steigt lebendige Kraft und aus dieser Kraft entstand der
Freudespender „Wanderheim". Dies schaffen kann nur
eine Gemeinschaft, die eine Gemeinschaft ist, und die
die Gemeinschaft in den Vordergrund stellt.
Dieses Wanderheim soll das Elternhaus unserer
Gemeinschaft sein, wo sich jedes hingezogen fühlt, wo
es Ruhe und Erholung findet; hier im schönsten Wiesengrunde
, weitab vom Motorenlärm und weitab von der
leidigen Hast des Alltags. Das Wanderheim soll eine
Oase des „Sich-wieder-findens", der Erfrischung, der
Auffrischung seelischer und moralischer Kräfte sein und
es soll gleichzeitig Sammelpunkt gleichgesinnter Menschen
sein, die die Heimat lieben mit all ihren Schönheiten
und sie kennen lernen und erwandern wollen.
Hier oben auf dem Stockmattkopf können wir froh und
glücklich sein* hier können wir singen und musizieren,
hier wollen wir in Freundschaft sein mit allen Menschen
, die uns aufrichtig im Heimat- und Wandergeist
zugetan sind.
Meine lieben Freunde, die Philosophen Nietzsche und
Schopenhauer zeigen in ihren Aphorismen die enge Verbindung
zwischen Wandern, Gesundheit und Heiterkeit
auf. Die Freude an dem „Zu-uns-finden", ob alt ob
jung, ist groß. Das Innenleben unseres Vereins auf breiter
Basis ist kulturpolitisch früchteversprechender, weil
es vom Ideal herkommt. Daß die Jugend ein Fünftel
unserer Vereinsstärke ausmacht, ist besonders erfreulich
und erwähnenswert (Vereinsstärke 490). Die Jugendleiter
scheuen keine Mühe, ihr, der Jugend die Realitäten
eines Schwarzwaldvereins näher zu bringen.. Dieser
große Zufluß der Jugend zu unserem Verein war mit
der Beweggrund, Mut zu haben, ein Wanderheim zu erstellen
. Möge diese unsere Jugend mithalten, Freude zu
schaffen, Freude *zu spenden, insbesondere aber nett zu
sein gegen unsere alten Wanderfreunde, sie zu ehren
und wenn es gilt, behilflich zu sein; somit sind auch für
sie die Voraussetzungen für die Gemeinschaft erfüllt
und der Weg frei zur Ausschöpfung der ideellen Möglichkeiten
innerhalb dieser Gemeinschaft.
Meine lieben Freunde, die Gemeinschaft zieht wie
ein roter Faden durch unser Vereinsleben. Und wir
wollen ihn weiter ziehen auf die Anwohner der Stockmatt
, der Gemeinde Wies, die Verwaltung der Heilstätte
Friedrich - Luisenheim, der Gemeinde Marzell, aber insbesondere
soll er unsere Freunde der Ortsgruppe Kandern
umschlingen. Ihnen allen rufen wir heute schon
ein herzliches Grüß Gott und ein frohes Waldheil zu.
Danken möchte ich hier öffentlich allen, die uns in
unserem Vorhaben durch liebenswürdige Spenden unterstützt
haben und im voraus möchte ich allen denen
danken, die uns noch unterstützen wollen.
Auf dem Stockmattkopf regen sich noch viele Hände
an unserem Bau, noch wird geschaufelt, gemauert, geklopft
und gesägt, noch wird Material herbeigeschafft,
während schon viel Mühe, Arbeit und Fleiß hinter den
Bauausführenden liegt. Und während ich mich in Worte
verliere, ist uns bewußt, daß wir wegen eines Vereins-
ereignisses hier zusammengekommen sind, dem Richtfest.
Richtfest — Erreichung eines bestimmten Bauabschnittes,
das heißt Dankabstattung an alle, die bisher an unserem
Wanderheim tätig waren, und Sie haben wir zu Gast
geladen, und S i e zu Gast zu haben, ist uns eine große
Ehre.
Meine lieben Freunde, so darf ich im Namen des
Schwarzwaldvereins, Ortsgruppe Müllheim - Badenweiler,
als Bauherr das Glas erheben und dem Architekten,
dem Baumeister und seinen Mitarbeitern zurufen:
„E Trunk in Ehre, wer will's verwehre!"
jök Jftein ^ tJÖanöecung
Die Beteiligung an der Wanderung zum Isteiner Klotz
am 9. Oktober war sehr gut (41 Teilnehmer im Alter
zwischen 5 und 73 Jahren). Die Gruppe fuhr mit dem
Zug um 9.51 Uhr bis Schliengen, von wo aus die Fußwanderung
angetreten wurde. Der ursprünglich geplante
Weg aber mußte etwas geändert werden, da die Rebwege
gesperrt waren, ein Umstand, der bei Aufstellung
des neuen Wanderplanes nicht außeracht gelassen werden
darf.
So mußten wir den Umweg auf der Bundesstraße
über den Schliengener Berg nehmen. Doch damit lernten
wir auch diesen Schliengener Berg kennen, eine für die
schweren Laster mitunter verhängnisvolle Steigung. Auf
der Höhe bogen wir in die alte Römerstraße ein und
wanderten südwärts durch die Feldfluren, eine anders
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