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Die Markgrafschaft

Reiher vor Rhododendron, Ölbild

das Berliner Schloß) und die Brandenburger
Landschaften sind mir in diesem
Sinne die typischsten und treffendsten
Leistungen, treffend sowohl in Bezug auf
die Landschaft wie auf den Maler. Sein
Preußentum spricht sich in der nüchternen
Klarheit der Bauformen und der
Kärglichkeit der Sandvegetation seiner
Heimat so ganz selbstverständlich aus.
Mag uns Süddeutsche die vermeintliche
Poesielosigkeit befremden, mag unsere
unstraffe Zeit sich von der klirrenden
Form der Berliner Bilder selbst abgestoßen
fühlen: Wir dürfen nicht vergessen
, daß auch die Nüchternheit und Beherrsch
theit, ja sogar die Trockenheit
noch ihre Poesie haben kann, die freilich
eine andere sein muß als die aufgeschlossene
Gefühlswärme des Süddeutschen
. Echte Liebe kann sich auch darin
aussprechen.

Neben dieser Geradheit und scheinbaren
Dürftigkeit der Form, die in der
Eigenart und in der Erziehung des Malers

Der Nußbaum, Ölbild

seine Begründung finden dürfte, drängt oft eine
ungestüme Sehnsucht nach Reichtum der Gestaltungsformen
. Betrachten wir auf das hin „Die
erste Schneewolke". In fast barocker Dramatik
drängen die Wolkenmassen über die kreuz und
quer diagonal überschnittenen Geländeformen dahin
. Alles ist Aufruhr, ist Werden. Welch ein
Gegensatz zu dem strengen Waagrecht-Senkrecht-
Spiel im Bild des Berliner Schlosses!

Dieser Drang zum Bewegten, Fülligen, ja mitunter
zum Üppigen, spricht dann auch aus den
Blumenbildern, die im Werke Bastaniers einen
großen Raum einnehmen. Blumen sind immer um
diesen Künstler. Ich kann mir nicht denken, daß
er ohne Traurigkeit lange Zeit ohne diese lichten
Wesen sein kann. Wie hoch er sie einschätzt, sagen
seine Bilder aus. Königliche Bedeutsamkeit gibt
er jeder einzelnen im Strauß der freudvollen
Gesellschaft, und selbst die bescheidenste Blüte
hat innerhalb des Ganzen noch eine hohe, dekorative
Funktion. Mit einer Verliebtheit sondergleichen
geht er der unendlichen Vielfalt der
duftigen, zarten Formen und Farben nach. In den
Schränken ruhen dicke Mappen mit entzückenden,
aquarellierten Einzelstudien.

An dieser Stelle darf noch etwas über die
Arbeitsweise Bastaniers gesagt werden. Übelwollende
Kritik wirft ihm immer und immer vor,
er wäre ,,Naturalist'Was müssen diese „Kritiker"
für Augen im Gesicht haben! Bastanier malt k^in
Bild „nach der Natur". Wohl hat er ein langes
Leben hindurch Studienblätter nach den Dingformen
gezeichnet und gemalt und ist nun „innerlich
voller Figur". Ist es nun so, daß sein Inneres
von einem starken Augenerlebnis angesprochen
und erschüttert wird, braucht er seine Staffelei
nicht erst zu holen und aufzustellen. (Wo wäre
auch mittlerweile seine Gewitterwolke oder der


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