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Die Markgrafschaft
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Sonnenaufgang?) Das Bild ist bereits in
ihm fertig geworden, indem er — wohl
unbewußt oder ungewollt — zum Gesehenen
sein Erlebnis und dessen Deutung
hinzugefügt hat. Es ist in ihm und
braucht nur noch gemalt zu werden. Wie
leicht oder schwer das dann geht, hängt
von der Stärke der Vorstellung und dem
inneren Formenreichtum ab. Ein Maler,
der so schafft, kann kein Naturalist
sein, selbst wenn er auch nicht wie die
Abstrakten auf die Vokabulatur der
Natur verzichtet.
Der andere Vorwurf, der unserem
Künstler oft gemacht wurde und wird,
ist, daß er sich zu wenig ums „Neue",
ums' Zeitgemäße bemüht hat. Eine gute
AÄtwort darauf gibt da Ernst Wiechert
in seinem Roman Missa sine nomine:
„Was fortschreitet, ist der Verstand, und
was nicht fortschreitet, ist das Herz, und
es kommt nur darauf an, was man für
wichtiger hält auf dieser Erde. Solange
sich einer mit seinem Herzen bespricht,
braucht er keine Angst zu haben. Nur
wenn einer sich mit der Zeit bespricht,
ist es anders. Weil er dann nicht mehr
er selbst ist. Und weil er überholt wird,
jede Stunde, von denen, die schneller
laufen".
Durch seinen Vater, den Email- und
Miniaturmaler und Professor am Königlichen
Kunstgewerbemuseum zu Berlin,
und seine älteren Brüder kam Bastanier
— der eigentlich an der Hochschule für
die bildenden Künste in Berlin die Bildhauerei
erlernt hatte — auch zur Email-
und Grubenschmelztechnik. Dieselbe ist uralt und
war am Hofe zu Byzanz ein Vorrecht der Kaiser,
das sie zur Verherrlichung der Reliquienschreine
ausübten. Mit der Gemahlin Ottos I. ist die Technik
des Grubenschmelz-Emails nach Deutschland
gekommen. (Dreikönigsschrein, Weifenschatz etc.)
Eine andere, fast vergessene Kunst — eine
Kombination von Graphik und Plastik — ist das
Formen von Wachsmodellen für Wasserzeichen,
die der Künstler in Verbindung mit der alten
fridericianischen Papierfabrik Spechthausen bei
Berlin entwickelt hat und gelegentlich noch
ausübt.
Wie seine Kunst, war auch sein Leben reich
und vielfältig. Er stammt aus einem alten, französischen
Geschlecht, wahrscheinlich Albigenser,
da die Vorfahren schon vor 1600 in Deutschland
Das Berliner Sdiloß, Ölbild
waren. Beide Weltkriege machte er als Freiwilliger
mit, im ersten wurde er bei Langemarck
verwundet. Aus letzter Zeit erzählt er selbst: Ich
bin viel gereist und gewandert und habe mich
stets bemüht, weiter zu lernen und tue es heute
noch wie vor fünfzig Jahren. Mein Lebenswerk
ist 1943 durch Phosphorbomben in Berlin restlos
zerstört worden. Ich habe alles Verlierbare verloren
; aber ich habe im Markgräflerland eine
neue Heimat gefunden und arbeite unter dem
alten Motto: St. Optimismus hat geholfen, er
wird auch weiterhelfen.
Was kann man so einem unentwegten Jüngling
zum 70. Geburtstag wünschen? Wollen wir
ihm das geben, was jeder Künstler braucht wie
die Blume Licht und Tau — unsere herzliche
Anteilnahme an seinem Schaffen. Karl Ramisch
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