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Die Markgrafschaft
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Wenn einer benft: jefc tyanviö gtrmnne,
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un gtgt e WeloMe in WolL
Z)o fteüt rtcti einer Läufer ane,
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un au bte anbre fin bal bra.
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un jtetjt^en abe m ber Helm;
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Slefct ffcU er bo t)alt bod) öetjeün!
2Mgofrfjt, baö fott me nie uerge(Te! -
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'6 ifrij jebem numme Irbe gme(Te,
un '0 pd?er|r ifdj: b? Dergängüd)felt!
UEJolfeberget
Sulzburg herüber, während die Türme der Kirchen
von Ballrechten und Britzingen von den
Strahlen der untergehenden Sonne in rosiges
Licht getaucht sind. Nun wirft sie ihre Gluten
auch auf den Blauen. Verschwenderisch hängt
ihr Gold an den Stämmen, Felsen und Hängen
des Berges. Auch der Brudermattfelsen hoch
über dem Klemmbachtal ist in eine Flut von
Licht und Glanz getaucht, und seine Schroffen
leuchten wie die Zacken einer Krone. — Im
Westen grüßt der Rheinstrom herauf. Noch ist
er hier bei Neuenburg und Zienken der alte,
verehrte Vater Rhein, wie ihn unsere Väter
geschaut haben. Wie lange noch? Die hohen
Kieshalden drüben im Elsaß lassen nur zu deutlich
erkennen, daß seine Totengräber am Werk
sind, und sie werden aus dem einst so herrlichen
Strom, der bislang der Stolz und die Freude
unserer Heimat war, eine elende Dreckpfütze
machen. Heute aber glänzen seine Wasser noch
durch die ihn begleitenden Pappelreihen zu mir
herauf.
Schnell versinkt nun der Tag. Hoch über
dem Wald hängt schon die blanke Sichel des
Mondes und aus den Rheinauen schleichen die
milchigen Nebel. Im Städtchen drunten flammen
die ersten Lichter auf. Ununterbrochen, als hing
der Verkehr an einer Kette ohne Ende, rollen
die Autos durch die engbrüstige Hauptstraße,
geistern die Scheinwerfer aufgeregt an den
hohen Giebeln der alten Häuser. Es ist tatsächlich
der Teufel los da unten, und die Erinnerung
aus meiner Bubenzeit will sich nicht einfügen in
dieses Bild der Unrast.
Als hätte sie meine Gedanken erspürt, rauscht
über mir die Linde, streift der Wind dürres
Blattwerk von den Zweigen und wirbelt es mir
vor die Füße, als wollte sie mir ein Gleichnis
geben vom Wesen der Zeit und der Geschöpfe,
die nur im Werden und Vergehen ihre Erfüllung
finden.
Auch unsere Linde wird einmal nicht mehr
sein. Heute aber steht sie noch auf ihrem hohen
Postament und schaut in die Gassen unserer
Stadt und weit hinaus ins Land, ein treuer
Wächter unserer Heimat.
Ich wüßte zum Jahresende kein schöneres
Motiv und Sinnbild der Treue zur Heimat als
unsere Linde auf dem Luginsland. Mit ihrem
Bild, vom Fischer Fritz gezeichnet, möchten wir
die Leser der „Markgrafschaft'* aus nah und
fern herzlich grüßen und wünschen ihnen allen
ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes
neues Jahr!
Die Redaktion
f)od)blaucn^6dnnErungen
Berg — Kavallerie — Herr Zimmermann
Dragoner sind lustig
sie reiten im Trab,
und kommt e schöns Mädle,
so steigen sie ab.
Dieses Liedlein hat der alte Xaver Stehlin,
der Begründer des Blauenhauses, oft gesungen.
Seine Stimme war nicht gerade schön, aber es
war lustig, dem alten Mann zuzuhören. Er war
badischer gelber Dragoner vor dem Krieg 1870/71
und hat — jetzt werden sich unsere norddeutschen
Leser entsetzen — im Jahre 1866 in den
Gefechten am Main gegen die Preußen gekämpft.
Bei den Dragonern hat Stehlin den Umgang
mit Pferden gründlich gelernt, hielt auch auf
dem Hochblauen immer Pferde und hat manche
Fuhre bei Nacht und Nebel auf den Berg geführt
. Um die Nachtgeister fern zu halten und
wohl auch seiner frohen Laune wegen hat er
bergan gesungen und die Waldkäuze gaben ihm
Antwort. Er kannte und liebte das ganze Waldgetier
und eine altes Zeitungsblatt erzählt, daß
Rehe und Hasen, Füchse und ein Auerhahn zum
80. Geburtstag vor das Blauenhaus gekommen
seien, um dem Xaveri zu gratulieren. Das war
im Jahre 1922.
Stehlin hatte einen Schwiegersohn, den trefflichen
, leider zu früh verstorbenen Fritz Haas,
der bei den roten Husaren gedient hat. Dieser
sang:
Husaren reiten wie der Wind,
wenn sie erst aufgesessen sind.
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