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Die Markgrafschaft
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Abendhimmel neigte, war das Werk vollendet und
unsere Soldatengräber trugen frische Kreuze und waren
-mit schönen Tannenkränzen geschmückt.
Inzwischen war auch der Bürgermeister des Städtchens
erschienen und drückte seine Freude über die
geleistete Arbeit aus. Sodann gedachte der Jugendleiter
unserer Ortsgruppe, Wfr. Oberlehrer Hirt, in bewegten
Worten der hier ruhenden deutschen Soldaten, die im
Glauben an das gute Ziel ihres Einsatzes für ihr Vaterland
ihr Bestes, ihr Leben, hingaben. Es wäre trauriger
Undank, wollten wir nicht das Andenken an diese Toten
ehren und ihnen nicht auch ein sichtbares Denkmal
dankbarer Erinnerung und Verehrung aufrichten. Wenn
da manche meinen, daß ein Denkmal im Herzen sinnvoller
wäre als ein sichtbares Denkmal, so kann diese
Meinung nicht gelten, denn ein Denkmal im Herzen
kann meist nur der tragen, der unmittelbar betroffen
wurde oder wer Augenzeuge des Geschehens war und
gefallene Kameraden in die kühle Erde gebettet hat.
Aber die Nachwelt, und insbesondere unsere Jugend,
muß sich der Pflicht ehrfürchtig dankbarer Erinnerung
stets bewußt sein. Bei der Raschlebigkeit und materialistischen
Einstellung der Gegenwart bestünde aber die
Gefahr, daß diese Toten alsbald in Vergessenheit
gerieten, würden nicht würdige Denkmäler diese Gefallenen
und ihr Opfer in immerwährender Erinnerung
erhalten. — Gleichzeitig dankte der Redner auch der
französischen Provinzialregierung in Straßburg und dem
anwesenden Bürgermeister dafür, daß sie es ermöglichten
, daß unsere Jugendgruppe die Pflege dieser
deutschen Soldatengräber übernehmen konnte. Ergriffenes
Schweigen folgte den Worten des Jugendleiters.
Hierauf fuhren alle Teilnehmer mit dem Bürgermeister
in das Städtchen und begaben sich zum Gedenkstein
der gefallenen französischen Soldaten. Hier
legte Wfr. Hirt einen großen Kranz zu Ehren der französischen
Gefallenen nieder in ehrender / Erinnerung,
daß diese, von dem gleichen Gedanken beseelt wie der
deutsche Soldat, ihr Leben für ihr Vaterland hingaben.
Diese Kranzniederlegung als sichtbares Zeichen erstrebter
Völkerversöhnung hinterließ bei allen Anwesenden
einen nachhaltigen Eindruck.
Nach dieser kurzen Feier besichtigten unsere Teilnehmer
die schöne gotische Kirche. Als hernach der
freundliche Bürgermeister die Gruppe durch das alte
Rathaus mit seinen prächtigen Räumen führte, wurden
sich die Besucher dessen bewußt, daß das Städtchen
Ensisheim eine große Vergangenheit besitzt. Und als
der Ratschreiber in liebenswürdigem Entgegenkommen
einige Bündel bedeutsamer Akten und alter Aufzeichnungen
aufschlug, erfuhren wir, daß das kleine Ensisheim
schon im früheren Mittelalter eine bedeutsame
Rolle gespielt hat, die das Städtchen beim ersten Anblick
gar nicht vermuten ließ. Auch das Reststück des
großen Meteors, der im Jahre 1492 in der Nähe der Stadt
niederfiel, war für die meisten etwas Neues, denn, solche
Meteorsteine sind große Seltenheiten.
Ein kurzes Beisammensein brachte uns Schwarzwälder
in noch nähere freundliche Fühlung mit dem Bürgermeister
, und der warme Händedruck beim Abschied war
ein Beweis der gunstigen Aufnahme, die wir in Ensisheim
gefunden haben.
Die Jugendgruppe wird ja in Erfüllung ihrer Verpflichtung
immer wieder in dieses Elsaß-Städtchen
kommen, und diese Besuche werden sicher die einst
bitteren Gefühle diesseits und jenseits des Rheines
schwinden lassen und zu einer gegenseitigen Verständigung
und Versöhnung führen, denn beiden Völkern sind
große Aufgaben gestellt, die aber nur in Eintracht und
friedlicher Zusammenarbeit geleistet werden können.
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Unerfreuliches ist von dem Höhenweg Haldenhof—
Beleben zu berichten. Vor dem Lintzmannplatz am
Hochkelch haben rohe Hände einige Meter des schützenden
Eisengeländers mit Gewalt zerbrochen, und zwar so,
daß nur ein Eisenfachmann diesen Schaden wieder
beheben kann.
Desgleichen haben unvernunftige Rohlinge große
Steine in den schönen Ameisenhaufen beim Lintzmannplatz
geworfen.
Statt dem iSchwarzwaldverein dafür dankbar zu sein,
daß er Wege baut und schwierige Wege sichert, zerstören
rohe Kerle das Schutzgeländer und statt den
schönen Ameisenhaufen mit Andacht zu betrachten und
sich über das Wunder dieses Tierstaates seine Gedanken
zu machen, werfen dumme Jungen grobe Steine in den
Ameisenhaufen. — Geistige Beschränktheit und Roheit!
Unglaublich aber wahr ist, daß zwei junge Leute aus
Schönau den Belchen auf dem schmalen Wanderweg
von Neuenweg über die Viehhütte am Hochkelch mit
ihren Mopeds „bezwingen" wollten. Wahrscheinlich hat
der zweifelhafte „Ruhm" des Nebelhornbezwingers auf
dem Motorrad diese unreifen Leute dazu gereizt, den
Belchen auf diesem Wanderweg mit ihren Mopeds zu
bezwingen.
*
Der steile Wanderweg vom Rüttekopf in das Alten-
steintal ist stellenweise so zerstört, daß er allmählich
ungangbar wird.
*
Wanderfreunde, berichtet von euren Beobachtungen
in unserem Wandergebiet an den Vorstand, Wfr, Singer,
oder an den Geschäftsführer, Wfr. Pflüger.
Der gegenwärtige Mitgliederstand der Ortsgruppe
beträgt 520.
*
Spenden für das Wanderheim werden jederzeit
gerne entgegengenommen und ausgewiesen.
*
Veranstaltungsplan für Dezember 1955
26. Dez.: Stefanos-Wanderung auf den Blauen.
Verantwortlich für den Teil des Schwarzwaldvereins:
Oberstud.-Direktor i. R. Franz Kröhn, Müllheim
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