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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-01/0004
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Die Markgrafschaft

Wer den inneren Gehalt von Johann Peter
Hebels Dichtung einmal erspürt hat, dem ist
auch die Schönheit dieses Lichtes und Geleites,
die der alemannische Kalendermann hinterlassen
hat, als tröstlich und verpflichtend eingegangen.
Über allen Betrachtungen am Beginn des neuen

Jahres, über allen Ausblicken und Deutungen sei
uns aber jener Satz Hoffnung und Weg zu einem
Ergebnis, das mehr bedeutet als die „löchrige
Matte", jener Satz, der Antwort ist auf vieles:
„Nicht durch die Macht und durch Gewalt, sondern
durch meinen Geist, sagt der Herr". l. b.

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Gruß an Karl Seith zum 65. Geburtstag

Bis diese Zeilen in Deine Hände kommen, ist
Dein 65. Geburtstag, mein lieber Freund, bereits
vorbei. In den Tagen vor Weihnachten, am
22. Dezember, hast Du ihn gefeiert, in der Stille
Deines Holzhauses, auf dem Hügel über Schopfheim
.

Wollen wir nicht miteinander eine Wanderung
machen durch die verflossenen 65 Jahre
Deines Lebens?

Deine Wiege stand in *Langensee, das zur Gemeinde
Elbenschwand im Landkreis Lörrach
gehört. Beide Orte werden 1278 urkundlich erstmals
genannt, beide gehörten einst zur baden-
durlachischen Landgrafschaft Sausenberg. Es
sind kleine Dörfer, auf der Landkarte nicht leicht
zu finden, droben im Tal der kleinen Wiese,
nicht weit von Bürchau gelegen, der Heimat von
Ernst Niefenthaler. Elbenschwand (1278 Elbis-
wande) soll der Ort sein, wo Elben, d. h. Ulmen
geschwendet, gerodet wurden, vielleicht auch die
Rodung eines Albo. Die Dörflein haben miteinander
etwas mehr als zweihundert Einwohner.
Also auch Du warst einmal ein Einwohner dieser
ländlichen Einsamkeit. Und das Dorf hast Du
Dein Leben geliebt.

Nach Absolvierung der Freiburger Oberrealschule
hast Du das Karlsruher Lehrerseminar
besucht. Mit Auszeichnung, mit dem „Bergerpreis
", hast Du Deine Lehrerprüfung bestanden.
Wurdest dann Lehrer in Riegel, wo einst die
Römer wohnten, und dann in Freiburg. Im
Geiste Deines Seminarlehrers Dr. W. A. Lay aus
Bötzingen warst Du von Anfang an ein ausgezeichneter
Methodiker. Deine Sehnsucht war,
wie bei Hebel, das Land. So kamst Du auf Deinen
eigenen Wunsch nach Wieslet, das, wie
Langensee, im Tal der Kleinen Wiese liegt. Es
wird 1157 als Wiselat erstmals in Urkunden
genannt. So hervorragend waren Deine Schulleistungen
, daß die Behörde Dich 1913 an die
Übungsschule des Freiburger Lehrerseminars
versetzte. Als Du im Begriffe standest, Deine
erste Hauptlehrerstelle in Hofen bei Schopfheim
anzutreten, brach der erste Weltkrieg aus. Auf
mancherlei Kriegsschauplätzen standest Du an
der Front. In der Gegend der Lorettohöhe wurdest
Du verwundet. Als Offizier warst Du Deinen
Leuten der beste Kamerad.

Warst Du schon in Wieslet in der „Arbeitsgemeinschaft
der Junglehrer" vorbildlich und
begeistert tätig gewesen — damals trafen wir
uns erstmals bei einer Tagung in Schopfheim —,
so wurdest Du in Hofen so recht zum „Heimatlehrer
". Ortsgeschichte wurde in die Weltgeschichte
eingewoben. Alte Lieder und Neckverse
wurden gesammelt, Wirtshausschilder und
Grabkreuze gezeichnet. Im Basler Staatsarchiv
und im Generallandesarchiv begannst Du mit
Deinen Forschungen, denen Du bis heute treu
bliebst. Du wurdest Bezirkspfleger der Badischen
Historischen Kommission, Du ordnetest die
Gemeindearchive der Gegend. Heimatabende
wurden veranstaltet; auf Unterrichtsgängen
wurde mit den Schülern die Heimat erobert.
Seit 1921 trafen sich die Schulen der Gegend,
auf Deine Veranlassung, auf dem „Rümmelis-
bühl" bei Gresgen: am 10. Mai, am Geburtstag
Hebels. Bis zum Jahre 1953 hieltest Du jeweils
— in alemannischer Mundart — die Ansprache.
An Weihnachten hast Du Emil Alfred Hermanns
„Gotteskind" aufgeführt, das schönste, echteste
aller unserer alten Weihnachtsspiele. Es gab bei
Dir keinen „Elternbeirat", wohl aber regelmäßig
Elternversammlungen. Die Schüler bauten gemeinsam
mit der Gemeinde ein Schwimmbad. In
der Fortbildungsschule wurde an Hand der Kirchenbücher
die Geschichte der Familien studiert.
Jeder Schulentlassene erhielt als Geschenk einen
jungen Obstbaum. Die Geschichte des alten
Klosters Weitenau, das auf Gemarkung Hofen
liegt, wurde studiert: aus Akten des Landesarchivs
. Das Ergebnis der Forschung (1923 in
der „Badischen Heimat" veröffentlicht) wurde in
den Unterricht eingebaut. Du konntest nachweisen
, daß das Geschlecht der Klosterbauern Friedlin
aus der Schweiz eingewandert war. Bald
gelang Dir der Nachweis, daß Tausende von
Schweizern nach dem Dreißigjährigen Krieg ins
Markgräflerland gekommen sind, zumal aus dem
„Bernbiet". Davon hast Du bei einem Heimattag
in Lörrach 1927 berichtet. Das Wochenblatt der
Basler Nationalzeitung bat um die Erlaubnis,
Deinen Vortrag zu veröffentlichen. Dann lerntest
Du die Auswanderungsbewegung aus dem Markgräflerland
nach Siebenbürgen kennen (1742 bis
1751). Mit Staatszuschuß durftest Du 1930 eine
Reise ins Donauland und nach Siebenbürgen
unternehmen. Die Forschungsergebnisse wurden
in der von Dir mitbegründeten historischen
Zeitschrift „Das Markgräflerland" veröffentlicht
(1940/41, 1951/52). Auf Grund von Quellenforschung
schriebst Du einen neuen „Führer durch
das Schloß Rötteln". Nach der Heimkehr vom
ersten Weltkrieg begannen Deine Studien an
der Basler Universität: Geschichte, Philosophie,
Deutsch und Geographie. Das war Dir dadurch
erleichtert, daß Du seit 1925 als Berufsschul-


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