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Die Markgrafschaft
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lehrer an der Fortbildungsschule Schopfheim
wirktest, wo Du nur Halbtagsunterricht zu geben
hattest. Diese Studien dauerten bis 1932. In jener
Zeit entstand Dein Buch „Das Markgräflerland
und die Markgräfler im Bauernkrieg des Jahres
1525". Diese Arbeit wurde von den Professoren
Bächtold und Dürr als Dissertation angenommen.
Du hast darauf verzichtet, zu doktorieren, da Dir
— die Familie war sechsköpfig — die finanziellen
Mittel fehlten.
Im Jahre 1929 hast Du, gemeinsam mit anderen
, nicht nur Deine Zeitschrift ,,Das Markgräflerland
", sondern auch die „Arbeitsgemeinschaft
zur Pflege der Geschichte des Markgräfler-
landes" begründet. Seit 1939 erscheint Dein
„Markgräfler Jahrbuch", an dem neben Forschern
und Dichtern auch Männer und Frauen
aus dem Volk mitarbeiten. Drei Bände liegen
vor. Jährlich trifft sich die Arbeitsgemeinschaft
zweimal: nicht in der Stadt, sondern in einem
der Dörfer der Landschaft. Das ist jeweils ein
Fest des Geistes und der Heimatverbundenheit
für den Ort.
1935 wurdest Du in Anerkennung Deiner
Forscher arbeit zum „Fördernden Mitglied der
Badischen Historischen Kommission" ernannt,
1954 zum „Korrespondierenden Mitglied der
Kommission für geschichtliche Landeskunde in
Baden-Württemberg''.
Deine Arbeitsgemeinschaft gibt auch „Monographien
zur Landeskunde" heraus. Der erste
Band wird den Isteiner Klotz, der zweite das
Wiesental behandeln. Studienfahrten werden in
die Schweiz und in das Elsaß unternommen. Mit
vielen historischen Vereinen und Instituten
pflegt die Arbeitsgemeinschaft Schriftenaustausch
.
Von 1937 bis 1945 warst Du Rektor der Lörracher
Volksschule, ohne Dich für diesen Posten
gemeldet zu haben. Mehrere Jahre warst Du
Dozent an der Karlsruher Hochschule für Lehrerbildung
.
Aus Gesundheitsrücksichten tratst Du 1953 in
den Ruhestand, um Dich nun erst recht dem
Dienst an der Heimat zu widmen. Darf noch
erwähnt werden, daß Du viele Jahre Konferenzvorsitzender
des Bezirkslehrervereins Schopfheim
warst, daß Du im Volksschullesebuch mit
Beiträgen vertreten bist, daß Basel Dich schon
oft zu Vorträgen rief.
Du bist einer der guten Geister des Landes
am Oberrhein: Erzieher und unermülicher Forscher
. Und Du stehst noch mitten in der Arbeit.
Die Heimat grüßt Dich, die Heimat dankt Dir!
Emil Baader
Verschneite Pracht (Photo W. & Tr.)
($6 wan einmal...
So war es, so ist es seit Menschengedenken:
aus Wünschen und Träumen erwachsen Märchen.
Märchen im Zeitalter der Sachlichkeit? Das
menschliche Herz ist seit Urbeginn das gleiche
geblieben in Wünschen und Hoffen.
Märchen und Schwänke für jung und alt erzählte
einer, der in unserem Markgräflerland
eine geliebte Wahlheimat gefunden hatte, dessen
Leben selbst ein wenig Märchen war, und den
nun längst der Rasen deckt. In seinen drei Märchenbüchern
: „Frau Märe", „Glückskindle" und
„Spinnweiblein" hatte sich Rudolph Vogel die
Aufgabe gestellt, die Probleme und Rätsel des
Menschenlebens dichterisch zu lösen und zu verklären
. Wer seine Bücher aufgeschlossen liest,
kann richtungweisend etwas für sein Leben
gewinnen.
Das Kunstmärchen hatte es Rudolph Vogel
angetan. Es ist ein reines Kind der Phantasie,
ohne die hemmenden Schranken des Wirklichen.
Die Weisheit und die Ideale eines erfahrenen
Lebens verwob er mit Sage und Vergangenheit
unseres Volkes. Einige Märchen sind in unsere
engere Heimat und unser Markgräflerland
hineingedichtet. In allen seinen Dichtungen, wozu
unter anderem auch die beiden Novellen
„Si me amas" und „Der Schrei am Waldsee"
gehören, spiegelt sich sein hilfsbereites, gütiges,
christlich gesinntes Herz wider. Ein reiner Hauch
liegt über allem, ob bitteres Herzeleid oder
humorvolle Schilderungen dem Leser das Herz
bewegen. Über allen irdischen Schätzen stehen
Rudolph Vogel die Ideale, die der rechtschaffene
Mensch anzustreben hat und durch welche die
Reichtümer dieser Welt erst wahrhaft glückbringend
werden, sowie die Hoffnung auf ein
Jenseits, wenn das diesseitige Leben verzagen
läßt.
Rudolph Vogel, geboren am 11. Oktober 1847
in Keuschberg bei Merseburg, entstammt einem
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