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Die Markgrafschaft
wall, durchbrachen und bis an den Rhein vorstießen
. Wenn die Stromgrenze dann auch am
linken Ufer, wie zum Beispiel bei Äugst, von den
Römern stark befestigt wurde, so mußten die
römischen Kaiser doch um 400 ihre Legionen zum
Schutze Italiens zurückziehen und das Alpenvorland
den alemannischen Eroberern preisgeben.
Immer dichter wurde nun das Netz alemannischer
Siedlungen, das auch das Markgräflerland
überzog, zahlreiche Gräber, ja ganze Friedhöfe
aus dem 5. bis 8. Jahrhundert wurden aufgedeckt
, wertvolle Beigaben wurden aus den Gräbern
gehoben. Solche Gräberfelder wurden in
Lörrach im Gebiet zwischen Grabenstraße und
Teichstraße, beiderseits der Tumringerstraße und
in Stetten aufgefunden. Die Lörracher Alemannensiedlung
selbst mag wohl schon bald nach
dem Jahre 500 weiter östlich, am Fuße des
Hünerbergs gelegen haben.
Nachdem das Alemannenland der Herrschaft
der Franken unterworfen worden war, setzte
auch bald die Verkündigung des Christentums
ein. Die Legende erzählt in diesem Zusammenhang
, der heilige Fridolin, der Apostel der
Alemannen, der in Säckingen predigte und
taufte, sei selbst, das Wiesental durchwandernd,
nach Stetten bei Lörrach gekommen und habe
hier das Evangelium verkündet. Die Kirche von
Stetten erkor sich den hl. Fridolin zu ihrem
Patron, nachdem der Ort durch das Kloster
Säckingen gegründet worden war. Stetten wird
erstmals 763 erwähnt. Andere Orte im Wiesental
, wie z. B. Rötteln, Tumringen, Tüllingen u. a.,
werden im 8. und 9. Jahrhundert in den Urkunden
genannt, in denen den Klöstern St. Gallen
und St. Blasien, ja sogar der Abtei St. Denis bei
Paris von Herren und Edlen reicher Grundbesitz
vermacht wurde. Viel später erst, im Jahre
1083, taucht der' Ort Lörrach aus
dem Dunkel der Geschichte auf, wird
er zum erstenmal in einer Urkunde genannt.
Der Name „Lörrach" wird wahrscheinlich entstanden
sein aus dem keltischen Wort ,,lar" =
Grundfläche oder Hausplatz und der Endung
-aha, welche im Althochdeutschen fließendes
Wasser bedeutet. Es ist also eine Häusergruppe
am Bach gemeint. Wenn der Ort sich später eine
Lerche zum Wappentier wählte, so nur wegen
des Gleichklangs von ,,Lerche" mit „Lörech", der
mundartlichen Bezeichnung für Lörrach.
Im Jahr 1083 gründete Burkhard von Hasenburg
, Bischof von Basel, das Cluniazenserkloster
St. Alban in Basel. Um das Kloster mit Be'sitz
und Einkünften auszustatten, übergab er die
Kirche von Lörrach, die ihm seit unbekannter
Zeit gehörte, und das Recht, den dortigen Pfarrer
einzusetzen, dem Kloster St. Alban. Er verlieh
ihm ferner Äcker, Wiesen und Wälder in Lörrach
und dazu einen Weinberg auf dem Hüner-
berg. Zwanzig Jahre später setzte derselbe
Bischof von Basel Burkhard den freien Herrn
Dietrich von Rötteln zum Schirmvogt aller rechtsrheinischen
Besitzungen des Klosters St. Alban
in Basel ein. Im Dorfe Lörrach selbst, das zur
Herrschaft der Freiherren von Rötteln gehörte,
saßen als Lehensinhaber und Dienstmannen die
„Ritter, Herren von Lörrach", die eine Wasserburg
besaßen, ähnlich der heute noch bestehenden
in dem nahen Dorf Inzlingen. In der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts verschwindet das
Geschlecht der „Herren von Lörrach" aus dem
Dorfe. Die Burg gelangte an verschiedene Besitzer
und ging 1638 im Dreißigjährigen Krieg in
Flammen auf. Auf dem ehemaligen Burggelände
wurden später mehrere Bauten erstellt, so der
große Herrschaftsspeicher, die Hofküferei (jetzt
Heimatmuseum) und das Burgvogteigebäude
(jetzt Hauptzollamt).
Etwa zwei Jahrhunderte lang — bis 1315 —
geboten die Freiherren von Rötteln im vorderen
Wiesental, wo sie ihren Besitz durch Erbschaften
und Kauf ständig vermehrten. Dieses Geschlecht,
von dem kein Wappen kündet, hatte die Burg
Rötteln erbaut, die damals auf hohem Felsen
noch recht trotzig ausgesehen haben muß, denn
sie bestand nur aus dem oberen Bergfried und
der Oberburg. In den Jahrhunderten der Kämpfe
zwischen Kaiser und Papst und später im Interregnum
spielten die Rötteler als Gefolgsleute
der Herzöge von Zähringen eine bedeutende
Rolle. Zwei ihres Hauses haben den Basler
Bischofsstuhl bestiegen; zwei sind auf den Kreuzzügen
gefallen. Nach dem Aussterben des Geschlechts
kam das ganze Herrschaftsgebiet an die
Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die nun
ihren Sitz von der abgelegenen Sausenburg bei
Kandern nach dem südlich warmen Rötteln verlegten
. Sie haben dann auch — wohl nach dem
furchtbaren Erdbeben von 1356, das so manche
Burgen des Landes in Trümmer legte — die
Burg umgebaut.
Im Jahre 1444 erweiterte sich der Besitz der
Markgrafen durch den Anfall der Herrschaft
Badenweiler, und so wurde dieses Jahr zum
eigentlichen Geburtsjahr des Markgräflerlandes.
Die Burg Rötteln aber wurde von nun an der
Verwaltungssitz dieses ganzen Gebietes. Hier
waren die Ämter des Landvogts und des Landschreibers
, des Burgvogts und aller übrigen
Beamten untergebracht, während die geistliche
Verwaltung sich auf dem Kirchberg oder „Chilf"
von Rötteln eingerichtet hatte. Unter den Markgrafen
von Hachberg-Sausenberg tat sich in
64 jähriger Regierungszeit vor allen anderen
Rudolf III. hervor, der durch den Bau der Unterburg
die Vorbedingung schuf für die Unterbringung
der Regierungsämter, und der im Jahr
1401 die jetzige Röttelner Kirche erbaute und sie
mit reichen Gütern versah, aus denen später die
Latein- und Kapitelschule und weiterhin das
Lörracher Pädagogium (das heutige Hebelgymnasium
) unterhalten werden konnten. Die Kirche
wurde zur Hauptkirche der Sausenberg - Röttelischen
Lande erhoben. In der kleinen Grabkapelle
der Rötteler Kirche sind Rudolf III. und
seine Gemahlin beigesetzt; beide sind auf schönen
gotischen Grabsteinplatten dargestellt.
Unter den Gemeinden des Landes ist insbesondere
Lörrach dem Markgrafen Rudolf zu
besonderem Dank verpflichtet; erreichte er doch
im Jahre 1403 für das Dorf die Verleihung der
Marktgerechtigkeit durch den deutschen König
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