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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-01/0014
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Die Markgrafschaft

des fürsorgliche Schreiben an den Bürgermeister
der Stadt Neuenburg, das der Vogt Anthoni
Walz mit unterzeichnet:

„Wohl Weiser, Hochgeehrter Herr Burger
Meister

Weilen von Kayserl. Königl. Hohen represen-
tation zu Freyburg die Mandata de dato 20ten
April 1763 wegen denen Rhein Inslen wie man
sich in selbigen zu verhalten habe, Ergangen, ist
uns durch unseren Hochgeehrten Herren zuge-
stelt worden, in welchen wir auch Erleßen, daß
wir umb daß benötigte Bren Gestrüb-Holtz alljährlich
bey Hoher representation anhalten sollen
, alsp Ersuchen wir den Herren Burgermeister
als inspectorren dere Rhein Inslen, Von der
güthe zu seyn, bey Hoher representation und
Cammer für unsere gemeind beliebig anzuhalten,
wormit nebst höflichster Empfehlung verbleiben

Unsers Wohlweisen HochgeEhrten
Herren Burger Meisters und Inspektoren
dienstwillige
Anthoni Walz Vogt
Conrad Andres des gerichts
Josebh Schweble geschworener

P. S. Diser Bezürg, allwo wir um dise gaaben
anhalten wird genant Möhren Kopf."

Dominicus Rösler, der Rheininseln-Inspektor,
gibt auch das Ersuchen schon am 18. September
an die Regierung weiter:

„Euer Excellenz und Gnaden geruhen auß
gegenwärthiger Beylag von der Herrschaftlich
Heitersheimbschen Gemeind Grißheim gehor-
sambstens zu ersehen, das Selbige umb das
benöthigte Brenngestripp Holtz in dem soge-
nanten Möhrenkopf Ihres disseithigen Banns, allwo
diß Jahr in dem August Monath, zu den Alt
Breysacher Rhein wuhr, pföhle abgehacket worden
, unterthänig gehorsambstens anhalten, das
Ihnen ein Theil von diesem Bezirckh mögte
gnädig erlaubet werden, durch den, mit dem
Kayserl. Wappen führenden Hammer außzeich-
nen zu lassen."

Der Apparat ist also in Gang gesetzt. Vierzehn
Tage später läuft ein entsprechendes
Schreiben aus Bremgarten ein:

,,Weillen dan der winter bey nahe eingerucket
und zimmlich Kalt in Vorschein gekommen, auch
wür mit keinen brenholtz mehr versehnen, so
bitten mir den hochgeehrten Herren Burgermeister
als jnspectoren deren Rhein Inßlen, von
der güthe zu seyn, bey Hocher Representation
und Kammer für unßere gemeind Beliebig anzuhalten
; vor dießen großen gefallen seynd mir
samentlich bereith, einen anderen gefallen zu
erweisen, wormit nebst höflichster Empfehlung
verbleiben

Von der beinahe eingerückten Winterkälte
abgesehen, macht dieses Schreiben den erwärmenden
Eindruck einer sich wohl verstehenden
nachbarlichen Gemeinschaft, auch über die Landesgrenzen
hinweg. Grißheim und Bremgarten
waren ja „ausländische" Orte für Neuenburg.
Umgehend gibt Bürgermeister Rösler diese Bitte

empfehlend weiter. Er verleiht ihr mit der
plastischen, eigentlich akustischen Darstellung
Nachdruck:

„Dieses Er, Vogt, gestrigen Tages mit zimb-
lichen Worthen begleitet, das Ihme die daselbstige
Bürgerschaft dessentwegen täglich über-
lauffe". Er schließt sein Schreiben mit den schönen
Worten: „Der ich in erwartung einer gnädigen
Verbescheidung in Tiefester Ehrfurcht und
Schönsten empfehlung stehts Harre."

Man schreibt den 20. Oktober. Inzwischen
war der Winter wirklich eingerückt. Rösler
schreibt erneut an die schweigende Regierung:

„Euer Excellenz und Gnaden bitten beyde
Heitersheimische Gemeinden Grißen und Brem-
garthen umb Gottes willen umb das bey dieser
kalten Witterung so sehr benöthigte gestripp
Holtz. Die Vorgesetzten beschwären sich, das Sie
von Ihren untergebenen täglich weinend über-
loffen würden". Beschwörend wiederholt er seinen
schönen Satz, „der ich in Tiefester Ehrfurcht
und Schönsten Empfehlung stehts Harre Euer
Excellenz und Gnaden unterthänig gehorsamb-
ster Dominicus Rösler, Inspector".

Wir müßten schon in einem Kalender der damaligen
Zeit nachsehen, was für Wetter in jenem
Winter herrschte. Die Bremgartener und Griß-
heimer hatten auf jeden Fall nichts, sich daran
zu erwärmen, als ihren gerechten Zorn.

Am 21. Jenner 1764 endlich schreibt die Regierung
an den Sachverständigen, Prof. Eberenz
zu Freiburg, er möge sich an Ort und Stelle
begeben, um1 zu prüfen, ob „das bey dieser kalten
Witterung so sehr benöthigte gestrippholtz ihnen
zukommen zu lassen zu willfahren" sei.

Zwischen Grißheim, Bremgarten und Freiburg
verlief die Landesgrenze auch für die Güte
des Menschenherzens, die besonders eine Regierung
ausstrahlen sollte. k. s.

„Mein lieber Freund, der Alkohol allein ist schuld an
deinem Unglück!"

„Ah, endlich ein gerechter Mann! Bis jetzt sagten
alle, ich selbst sei schuld an meinem Schicksal!"

Herausgeber: Hebelbund Müllheim i. B.
Redaktion: Konstantin Schäfer, Oberlehrer, Neuenburg
Anzeigenannahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 5
Postscheckkonto 688 89 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim i. B.

Manuskripte bitte nur an die Redaktion einsenden.


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