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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-01/0016
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Die Markgrafschaft

mehr verlieren. Aber bei unserer Jugend können wir
durch eine normale Beanspruchung dieser Fußmuskeln
auch eine natürliche Funktion des ganzen Band- und
Stützapparates erzielen, eine Hebung des Fußgewölbes
durch eine Kräftigung der Fußmuskulatur herbeiführen
und damit einer Verkrüppelung der Füße entgegenwirken
, besonders, wenn gleichzeitig ein gesundes
Schuhwerk getragen wird, das auch eine solche Muskeltätigkeit
— ohne Einschnürung und Verbiegung zum
Beispiel der Zehen, ermöglicht.

Noch eines gilt es zu erwähnen, was wir bei der
Aufzählung aller gesundheitlichen Vorzüge des Wan-
derns nicht vergessen dürfen: die seelische Wirkung.
Die Loslösung aus der täglichen Umgebung mit ihrer
oft zermürbenden und niederdrückenden Wirkung auf
unser Gemüt, die beglückenden Eindrücke der Landschaftsbilder
lassen uns wahrhaft „aufatmen". Man fühlt
sich wie neugeboren, als ein anderer, besserer Mensch.
Die Verbundenheit mit der Natur lenkt uns von unserem
eigenen Ich ab, von der Beschäftigung mit unseren
vielfachen Nöten und Sorgen und führt uns in eine
andere, größere und reinere Welt der Harmonie und
Ordnung. Wo aber erleben wir diese Eindrücke stärker
als in unserer wundervollen Schwarzwaldlandschaft mit
ihren stillen Tälern, dunkeln Wäldern, rauschenden
Bächen und lichten Höhen?

13on unfecem

An einem sonnigen Novembertag herrschte bei unserem
Wanderheim ein emsiges Treiben wie auf einem
Ameisenhaufen. Eine Schar junger Leute räumte von
der Wiese unterhalb des Heimes die herumliegenden
Steine ab und schleppte die groben Trümmer die steile
Böschung hinan. Eine zweite Gruppe grub, hackte und
schaufelte an dem gewundenen Steig, der über die
Lehne oberhalb des Hauses zum Walde hinaufführt;
andere Jungen säuberten diesen Hang von übriggebliebenem
Bauschutt, damit die Halde ihr schönes Heidel-
beer - Heidekleid zurückerhalte. Dann schleppte und
schleifte ein anderer Arbeitstrupp beachtliche Lasten
von Brennholz zum Heim, das wieder andere Jungen
am Waldsaum aus dem Geäst gefällter Tannen mit Axt
und Sexel herausgehauen hatten. Daneben werkten
einige ältere Wanderfreunde und gaben den jugendlichen
Helfern nötigenfalls entsprechende Arbeitsanweisungen
.

Wfr. Oberlehrer Feßenbecker war mit mehr als dreißig
Schülern der achten und neunten Klasse der Müll-
heimer Volksschule zur freiwilligen Mitarbeit am Wanderheim
gekommen. Für die meisten dieser Jungen war
die Stockmatt ein bisher unbekanntes Gelände.

Auf dem Paßübergang und Wegknotenpunkt Lipple
begrüßte der Vorstand, Wfr. Singer, die junge Schar der
freiwilligen Helfer und der Wanderwart der Ortsgruppe
erläuterte den Straßenkreuzungspunkt Lipple, über den
auch der mit roter Raute markierte Weg Basel, Scheideck
, Egerten, Kreuzweg, Belchen, Feldberg bis Pforzheim
führt

Vom ebenen Weg vom Lipple aus zum Wanderheim
bot sich der jungen Schar ein herrliches Bild. Das
abwechslungsreiche Hügelgelände gegen Wies zeigte
seine lieblichen Formen, weiter südwärts schloß ein
langer Tafelberg das über Endenburg hinausziehende
Talgelände. Dahinter erstreckte sich mauerähnlich der
Schweizer Jura. Und in weiter Ferne ragten die Zacken
des Berner Oberlandes mit Mönch, Jungfrau und Eiger
und noch viele andere Hörner und Spitzen in den, gelben
Dunststreifen, der sich zwischen den Horizont und den
strahlend blauen Himmel eingeschoben hatte. Das herrliche
, farbenprächtige Bild, für diese jungen Wanderer
völlig neu, hinterließ einen tiefen Eindruck.

Beim Wanderheim angelangt, gingen die Schüler
nach erteilter Anweisung gleich an die Arbeit. Und sie
arbeiteten ehrlich und fleißig, bis der Mittagspfiff
ertönte.

Im Gasthaus „Zum Waldhorn" dampfte alsbald auf
den Tellern ein kräftiges Eintopfessen, für das Wfr.
Metzgermeister Brutschin, Müllheim, eine entsprechend
lange Wurst gespendet hatte. Wie bei der Arbeit waren

Wenn die erwähnten Schattenseiten unserer Zivilisation
die einsichtigen und für die Volksgesundheit verantwortlichen
Männer wahrhaft pessimistisch stimmen,
so gibt es doch einen Lichtblick in unserer Zeit: Das
Bedürfnis des Menschen nach einer Rückkehr zur Natur,
nach einer gesunden Betätigung zum Ausgleich für die
einseitige Haltung und Umgebung, wie sie der Beruf,
der tägliche Arbeitsplatz und unsere ganze Lebensweise
mit sich bringen. Die Reaktion auf das Unnatürliche
und Ungesunde unseres ganzen Daseins hat so manche
unter uns, vor allem auch die Jugend ergriffen: Wir
empfinden das Bedürfnis nach einer Entspannung vom
Alltag und sehnen uns nach einer Verbundenheit mit
der Natur. Der Schwarzwald verein aber kann das Verdienst
für sich in Anspruch nehmen, daß er diesen
Menschen Gelegenheit gibt, in fröhlicher Umgebung mit
Gleichgesinnten zu wandern und in der freien Natur die
Heilfaktoren zu erleben, die einen wahren Jungbrunnen
für die Gesundheit bedeuten. Möge recht vielen Wanderfreunden
dieses Glück zuteil werden und möge der
Schwarzwaldverein immer diese hohe Aufgabe erfüllen
können, mit der er für die Gesundung seiner Mitglieder
an Leib und Seele wirkt.

Aus „Der Schwarzwald", Heft 5/6 1954. (Der Abdruck erfolgt mit
freundlicher Genehmigung des Hauptvereins.)

die Jungen auch beim Essen fleißig. Wfr. Zink hatte
dazu noch einen Sack Laugenbrezeln aus Badenweiler
mitgebracht, die laut krachend zwischen den Zähnen
verschwanden. Gegen den Durst hatte er dazu einen
guten Süßmost gespendet. Und da Wfr. Gaß als Unkostenbeitrag
10 DM beigesteuert hatte, verringerte sich
die „Regie" ganz beträchtlich.

An das Mittagessen schloß sich ein kleiner Rundgang
um die Stockmattsiedlung, wobei der Ortsgruppen-
wanderwart auf die Entstehung dieser Waldrodungssiedlung
und ihre wirtschaftlichen Verhältnisse hinwies.
Hierauf ging es wieder an die Arbeit.

Eine frei gewordene Arbeitsgruppe suchte jetzt nach
großen Steinen im Walde, die Wfr. Staible für den Bau
der Hangstützmauer benötigte. Bald fanden die Jungen
die geeigneten Steine, freilich gewaltige Brocken! Aber
mit staunenswerter Kraft und Geschicklichkeit brachten
sie die schweren Blöcke an den Weg und luden sie
kunstgerecht auf den bereitstehenden Karren, der unter
dieser ungewohnten Zentnerlast bedenklich ächzte. Mit
athletischer Kraft führte Wfr. Zink, begleitet von vier
bis sechs jugendlichen Helfern die Steinklötze zum
Wanderheim, wo sie in die standfeste Stützmauer eingebaut
wurden. Still und ruhig, aber unentwegt fleißig,
schaffte unser alter Wfr. Grether trotz seiner 73 Jahre
dort, wo es gerade nötig war.

Rascher als die fleißigen Leutchen glaubten, verrann
die Zeit, und die aufsteigenden Talnebel beschleunigten
die anhebende Dämmerung, so daß alsbald der Pfiff
zum Feierabend ertönte.

Zum Abschluß führte der Vorstand die fleißigen
Helfer noch durch das Wanderheim, dankte ihnen für
ihre wertvolle Mitarbeit und lud sie zum Danke ein,
nach Fertigstellung des Hauses von dem angebotenen
Gastrecht Gebrauch zu machen.

Die Arbeiten am Wanderheim sind wieder ein
schönes Stück vorangeschritten.

Auf der Heimfahrt tauschten die Jungen in froher
Stimmung ihre Erlebnisse aus. Sicherlich wird dieser
Tag in ihrer Erinnerung haften.

Und was erzählen die beteiligten Schüler über diesen
Arbeitstag am Wanderheim?

(Die beiden Schüler Werner Hollenweger, Müllheim,
und Lothar Bader, Obereggenen, haben zusammen folgenden
Aufsatz geschrieben.)

Ein Arbeitstag am Wanderheim des Schwarzwald Vereins

auf dem Stockmattkopf.

Den wanderlustigen Knaben und Mädchen der Müll-
heimer Schulen hat der Vorstand des Schwarzwald-


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