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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-04/0006
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Die Markgrafschaft

Münster zu Basel beigesetzt ist. An Rudolf IV.
erinnert in Rötteln am Tor der Vorburg eine
Wappentafel. Auch in der Stadtkirche zu Schopfheim
sind Erinnerungen an ihn. Zu seinen Lebzeiten
wurden 1444 die drei Herrschaften zur
eigentlichen Markgrafschaft vereinigt, dadurch,
daß die Herrschaft Badenweiler durch Schenkung
an die Herren kam. Wo Markgraf Rudolf IV. beigesetzt
wurde, ist nicht ganz sicher. Durch Erbschaft
war den Markgrafen auch Neuenburg am
See zugefallen, so daß auch dort ein Teil des Geschlechts
begraben liegt.

Bleiben wir auf der linken Rheinseite. Die
Stadt Basel war zu allen Zeiten für die Mark-
gräfler ein Ort, wo sie sich heimisch fühlten. Es
sind nicht) nur die Bande, die durch Johann Peter
Hebel geknüpft worden sind. Wer die Geschichte
des Markgräflerlandes verfolgt, weiß, daß in
schweren Zeiten Basel immer wieder eine sichere
Zufluchtsstätte war. Wenn wir Kanderner heute
noch die Glocke von 1558 hören, dann nur, weil
sie in schweren Zeiten in Basel in Sicherheit war.
Und wer an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges
denkt, weiß, daß Basel Schutz und Hilfe bot. Wie
es auch nach diesem Kriege, den wir zuletzt erlebten
, seine Hilfe bereit hielt. Daran erinnert
der Dankesbrunnen, den die badischen Schulkinder
stifteten. Und wenn wir von dort über die
Wettsteinbrücke gehen, fällt auf der linken Seite
das Haus Nr. 5 und daneben Nr. 7 zu St. Alban
auf, weil das eine „zum Sausenberg" und das
andere „zum Sausewind" heißen. Wie viele weltliche
und geistliche Herren hatten auch die Sau-
senberger zu Basel Liegenschaften. Der Basler
Staatsarchivar Dr. Paul Roth überläßt uns folgende
Zeilen zu dieser Frage: ,,Sie besaßen nachweisbar
seit 1376 fast anderthalb Jahrhunderte
die heutigen Liegenschaften Augustinergasse 17
und 19, dann das Haus Rheinsprung 24 und endlich
einige Höfe in der Neuen Vorstadt, die im
17. Jahrhundert den Grund legten zum Palastbau
des „Markgräfler Hofes", dem Bürgerspital an
der Hebelstraße. In den gefahrvollen Zeiten der
französischen ^Kriegszüge gegen die Nachbarstaaten
erwarben die Markgrafen von Baden
schließlich den ehemaligen Wettinger Hof an der
Rebgasse für die Zwecke der Burgvogtei Rötteln
(1686). Der erhalten gebliebene Name „Burgvogtei
" erinnert hieran. Es ist naheliegend, daß
auch bei der Liegenschaft zu St. Alban eine markgräflich
- sausenbergische Beziehung im Spiele
war, die dem Haus St. Alban-Vorstadt 5 den Namen
„zum Sausenberg" eintrug. Er tritt im Jahre
1446 zum erstenmal auf, wurde dann später nicht
mehr verstanden, und im 18. Jahrhundert (3 "71)
in „Sausewind" abgewandelt".

Im Jahre 1955 wurden beide Liegenschaften
durch die Christoph - Merian - Stiftung erworben
und gründlich! erneuert; sie dienen heute als Verwaltungsgebäude
der Stiftung und als Wohnung.
Gegen den Rhein schließt sich ein Garten mit
einem „Lusthäuslein", wie man im alten Basel zu
sagen pflegte, an. Von hier hat man einen herrlichen
Blick über den Rhein hinüber in die Gegend
, in der das Geschlecht wohnte, das dem
Haus den Namen gab. Gibt es uns nicht zu denken
, daß die Burgen in Rötteln und auf dem
Sausenberg Ruinen sind, während in der Stadt
Basel, die von all diesen Kriegszügen verschont
blieb, die Mittel vorhanden sind, solche Zeugen
der Vergangenheit nicht nur zu erhalten, sondern
auch großzügig auszubauen? A. Eisele

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Der Dinkel- und Gerstenzeihnte zu Hügelheim

Man schrieb das Jahr 1614. Durch das sonst
so stille Markgräfler Bauerndorf lief eine Welle
der Unzufriedenheit. Schon stand Weihnachten
vor der Tür, aber der Abt von St. Blasien rührte
sich noch immer nicht. Wollte er, der Zehntherr,
sich seiner Pflichten den Bürgern Hügelheims
gegenüber stillschweigend entledigen? Wollte er
ihnen ihr altes, bescheidenes Recht schmälern
oder gar rauben? Ihr Recht, das ihnen jene edle
und tugendsame Frau von Warenbach übertrug,
als sie vor „unvordenklichen Zeiten" den Dinkel-
und Gerstenzehnten der Gemeinde zur Nutzung
überließ? Zwar flössen diese Früchte mit den
andern in die Zehntscheuer des Klosters, doch der
Nutzen daraus kam der Gemeinde zugute. Sollte
der Abt plötzlich vergessen haben, daß auch nach
dem blutig niedergeschlagenen Bauernaufstand
des Jahres 1525 der Sinn für Recht und Gerechtigkeit
im Herzen der Bauern wach blieb?

Hügelheims Männer waren mutig genug, auch
ihrem hochwürdigen Zehntherrn entgegenzutreten
. Sie wußten, daß sie dabei nicht allein standen
. Ihr Landesherr, Markgraf Georg Friedrich,
und seine Amtleute waren für ihre wohlwollende

Haltung ihren Landeskindern gegenüber bekannt.
Darum trugen der Vogt, die Richter und die
ganze Gemeinde ihr Anliegen beim Oberamt vor.

Seit der Zeit, da die großmütige Frau von
Warenbach ihre Zehntrechte auf Dinkel und
Gerste, die sie vermutlich in Form des Laienzehnten
besaß, an die Gemeinde abtrat, erhielt
diese jährlich 32 Gulden und von dem, der den
Zehnten übernahm (Zehntbeständer), ,,eine alloe-
meine Zech und Mahlzeit, dabei sich Mann und
Weib, Knecht und Mägd, auch Jungs und Altes
finden lassen". Von den Kindern bekam jedes
ein Weißbrot.

Was mag das für ein Fest gewesen sein, wenn
sich die Bewohner der ganzen Gemeinde etwa in
der Dorfschenke trafen, um nach Herzenslust zu
verzehren, was ihnen von gebefreudiger Hand
zugedacht war. Wir wissen von der Stifterin nicht
mehr als den Namen und kennen die Gründe
nicht, die sie zu diesem Schritt veranlaßten, aber
es läßt sich leicht vorstellen, daß sie sich durch
diese Schenkung bei den Bewohnern Hügelheims
ein ehrendes Andenken sicherte. Der Tag, an
dem man sich zu diesem „Zehntmahl" traf, wird


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