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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-04/0010
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Die Markgrafschaft

ich denselben auf das hochpreißliche Regierungs-
Patent vom 20ten Aprilis 1763, verfällte ihn in
die patentmäßige Straf von 200 Gulden samt allen
Unkosten, weil er, Weiß, als Schultheiß die Frevel
zu hindern und nicht zu veranlassen schuldig
gewest wäre. Doch stehe ihm frey, seinen regreß
an die Schönauer, welche die Erndtband geschnitten
oder an jene, welche selbe gekauft oder an
beyde zugleich zu nehmen. Unterdessen aber
müsse er diesseits für das ausgeübte Frevel ganz
allein haften, und hiermit so lang im arrest bleiben
, bis er mittels erlegten Geldes von 200 Gulden
samt Kosten sich werde gelöset haben".

Der Schultheiß Weiß erwiderte, er habe dermalen
kein Geld bey sich, ich sollte ihm erlauben
auszugehen und irgendwo selbes zu entlehnen.
Ich erlaubte es, und er gierig zu dem Herrn
Valeise, Statt Altbreysachischer Spittalmeister,
erschien aber in kurzer Zeit darauf mit vermelden
, erhabe kein Geld bekommen können*

Nun setzt ein Löwenkampf um Freiheit und
Geld ein, der die beiden Gegner, Schultheiß und
Bürgermeister, wieder eint. Der Angriff ist die
beste Verteidigung, also erheben sie ihre Gegenforderung
.

„Franz Joseph Forster und Jakob Gimpel, als
sie sahen, daß der Schultheiß Weiß die 200 Gulden
Straf erlegen sollte, ruckten mit ihrer alten
Forderung hervor und begehrten im Namen der
Gemeind die Stammlösung für 4964 Faschinen,
dann für 5250 Pfähle, welche zu dem Altbrey-
sachischen Faschinenwerk aus ihrem Bann zwar
geliefert, aber noch zur Zeit nicht bezahlt worden
seyen".

Sie hätten besser getan zu schweigen. Denn
sie vergaßen, daß sie selbst noch hohe Strafforderungen
aus einem früheren Frevel seit fünf
Jahren unbezahlt gelassen hatten.

„Ich erinnerte mich der Ursach, warum diese
Stammlösung der Gemeind Fessenheim inbehalten
worden, verhob ihnen das damal begangene
Frevel und zeigte, daß sie selbes dermalen annoch
zu bezahlen hätten. Nun machte die Schuld nach
Abzug des Gemeindeguthabens noch 746 Pfund.
Um frei zu kommen, mußte der Schultheiß Cau-
tion leisten; sie verpfändeten dafür „ihre sämtliche
diesseits befindliche Viehherde".

Professor Eberenz schließt die Abrechnung
über diesen Fall mit der Bemerkung:

„Die Patentmäßige Strafen beyder Freveler,
Schultheißens und Gemeind, machten zusammen
nicht mehr als 400 Gulden aus; da ich aber Fuhrlohn
auf dem Wasser und zu Lande bezahlen
mußte, war es billich, daß ich die 10 Gulden
40 Kr. anschribe. Ich hätte zwar das Recht gehabt
, für die vier Täge, als ich mit diesem Frevel
zu erheben umgieng, 20 Gulden zu fordern für
meine Taggebühren; da aber der Schultheiß Weiß
den Würths-Conto bezahlet, sowohl für sich, für
den Burgermeister und Gerichtsmann Jakob
Gimpel von Fessenheim, als für mich, wollte ich
von ihm, Schultheißen Weiß, eben keine Taggebühren
abverlangen".

Damit schließt dieser Fall, der sich im weiteren
Verlauf den Gesetzen klassischer Dramatik

Scho siebzig isch er gsi, der Frieder,
un het no all si Sächli gschafft. —
Bim gliiche Heer sit drißig Johre,
e Gsundheit wien-e Wetterfohre,
in Hus un Hof e treui Chraft.

E volli Garbe an der Gable,

er het si wien-e Flömli gno;

e gsunde Witz, e zfriede Wese

un in Nadur un Mensche fo'lese, —

me het si Meinig gelte lp.

Jetz lit er wien-e gfällti Eiche
in sin're Chammre nebnem Schopf;
die schwere Händ mit diefe Schrunde,
der Liib vom Schaffe z'sämmegschunde,
die müden Auge dief im Chopf.

Der Werchtig goht am Frieder dure,
mit Unmueß luegt er alles a;
er will nit wisse no vom Schone
un meint, er ghöri zue de Drohne,
e Chnecht müeß ebbis z'schaffe ha.

Doch wo am Sunntig d'Glocke lüte,
macht er für immer d'Auge zue,
un zwische leere, ehalte Wände,
si Gsangbuech in verschaffte Hände,
goht unsre Frieder still an d'Rueh.

E Chnecht het sini Auge gschlosse,
im Friede Gottes lit er do;
me trait-en us der ehalte Chluuse
an gueten Ort, in Chilchhof use. —
Doch zue der Lucht sin wenig cho.

So isch die Welt, so duet si messe,
der Stand un 's Geld, die schribt me groß.
Was will au im-e Chnecht scho groote,
er schafft un stirbt un chunnt in Bode,
das isch si Lauf un isch si Loos.

Gottlob isch hinter Chilchhofmure,
isch mit-em Grab nit alles z'End.
Im Änedra wird änderst gmesse,
dort isch der Frieder nit vergesse
un nimmt der Dank us bessre Händ.

Fritz Wolf sberger

entzog. Der uns der Häuptschuldige zu sein
scheint, ging straflos aus. Der andere Sünder
erhielt wohl seine verdiente Strafe. Die wir aber
in der Glorie der Gerechtigkeit zu sehen glaubten
, trugen mit an der Strafe, kraft eines früheren
Frevels.

In alten Bibeln steht unter den markantesten
Abschnitten eine Betrachtung, mit ,,Nutz und
Fromm" bezeichnet. Was ist nun hier ,,Nutz und
Fromm?"

Generallandesarchiv. Spezialakten Neuenburg, Forstwesen
Abt. 229 /72 828.


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