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Die Markgrafschaft
wendige geschehen und das Unvorhergesehene
auf den Plan getreten war, beschlich den jungen
Mann ein gewisses Bangen vor der Götter Neide.
Er hatte damit recht und unrecht. Denn die vierte
Anweisung langte an, als Ingrid ihm in seinem
Zimmer einen abgerissenen Knopf annähte. Der
Postbote hatte mehrmals klopfen müssen. Er
begann eine deutliche Verärgerung ob des wiederholten
Auf- und * Niedersteigens an diesem
heißen Tage um eines und desselben Empfängers
willen zu bekunden, die ein geradezu ausschweifendes
Trinkgeld mit genauer Not beschwichtigte.
Ingrids Ausdruck schwankte zwischen Nachdenklichkeit
und inniger Erheiterung.
Es blieb ihnen nichts erspart. Die guten
Freunde hatten, jeder in seiner Stadt, wacker das
Ihrige getan. Die fünfte und sechste telegraphische
Geldanweisung trafen gemeinsam ein, gerade
als die beiden von einem abendlichen Spaziergang
heimkehrten. Auf der Pensionsterrasse
stand oder saß die gesamte Gästeschaft und erhob
ein Gemurmel offenbarer Mißbilligung, als der
Postbote, der, puterrot, die Dienstmütze im Nak-
ken, mit geöffnetem Kragen auf das Paar gewartet
hatte, zu ihnen hintrat, wobei er sich mit den
fächerförmig geordneten Banknoten und amtlichen
Formularen Kühlung fächelte. Mit säuerlicher
Miene und nicht eben leise fragte er, ob
etwa zur Nachtzeit eintreffende weitere Überweisungen
sogleich bestellt werden sollten, oder
ob sie bis zum anderen Morgen Zeit hätten? Der
Gästechor untermalte schadenfroh mit aufbrodelndem
Gelächter die Szene. Auf des jungen
Mannes beruhigende Versicherung, daß damit
schwerlich zu rechnen sei, hatte der Beamte nur
ein ungläubiges Kopfschütteln.
Und die beiden? Der schönen Unbedenklichkeit
jener halkyonischen Zeit und ihrer beider
Jahre entsprach es,- daß sie blieben, weit über die
gesetzte Frist hinaus, und daß sie sich freuten,
aneinander und an Welt und Leben.
Das Bohnenlied
Vor vielen vielen Jahren waren ein Knecht
und eine Magd miteinander einig und versprochen
. Er war ein schlitzohriger Kerl und ein
Luftibus dazu, sie war eine brave, fleißige Einfältige
. Die Jüngste war sie nicht mehr, aber sie
hatte sich schon eine nette Anzahl Gulden erspart
. • Der Knecht überredete sie, ihm das Geld
zur Aufbewahrung zu geben. Erst wollte sie nicht,
aber als er ihr als Sicherheit eine Handschrift
anbot, ließ sie sich doch überreden.
Lesen konnte sie nicht, aber Handschrift ist
Handschrift, und die mußte man gut aufbewahren
. Der Knecht aber schaute nach einer anderen
aus und ließ die einfältige Magd sitzen.
Voller Empörung verlangte diese ihr Geld zurück
. Erl aber leugnete, und so ging sie zum Richter
. Dort wies die Magd die Handschrift vor, und
der Richter entfaltete sie. Er las, schüttelte den
Kopf, betrachtete die Magd, betrachtete die Handschrift
und las dann laut vor: „Wyßi Bohne, blaui
Bohne, schwarzi Bohne, für das Geld, wo de dym
Schatz gee hesch, soll di Gott belohne".
Und dann mußte' er ihr sagen, daß er ihr
nicht helfen könne, da der Wisch völlig wertlos
sei. Weinend ging die arme Magd davon und
hatte zum Schaden noch den Spott.
Seither aber sagen die Leute, wenn sie etwas
ganz Verwerfliches bezeichnen wollen: „Das geht
noch übers Bohnenlied"
Jda Preusch-Müller
Etwas vom Spreewald zu hören, war für die
Wälderkinder eine besondere Freude. Daß man
den Täufling im Boot zur Kirche bringt, daß die
Hochzeitsgäste in gleicher Weise wie die Toten
und die Trauergäste Kahn fahren, das war unerhört
. Davon in einem Aufsätzchen berichten zu
müssen, kann doch seltsam ausfallen. Horchen
wir, was die zwölfjährige Emma erzählt: „Im
Spreewald werden die Kinder zur Taufe in die
Kirche gefahren, ebenso die Braut und die Leidtragenden
, welche in vielen Kähnen folgen ... "
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Der Hebelbund Müllheim berichtet:
Am Samstag, 7. April, veranstaltete der Hebelbund im
Gasthaus „Zur Blume" in Hügelheim- einen gut besuchten
Heimatabend, der unter Mitwirkung des HCM, des Gesangvereins
Hügelheim und der Laienspielgruppe des
Hebelbundes zu einem vollen Erfolg wurde.
Das reichhaltige Programm, in dessen Mittelpunkt
ein Vortrag von Hauptlehrer Küchlin über die „Dorfchronik
" stand, wurde mit großem Beifall aufgenommen.
Wir danken auch an dieser Stelle nochmals allen, die
mitgeholfen hben, den Abend zu verschönern.
Der nächste Heimatabend wird in Sitzenkirch
sein. Näheres in der nächsten Nummer.
Die Gitarren-Gruppe, unter Leitung von Frau
Finkhaus, macht schöne Fortschritte und hat jede Woche
ihren Übungsabend. Eine ganze Reihe von Instrumenten
konnte der Hebelbund schon anschaffen; auch wurden
der Gruppe von privater Seite weitere Instrumente zur
Verfügung gestellt, wofür wir besonders herzlich danken.
Am Sonntag, 13. Mai, 20.15 Uhr, findet in der
Festhalle die
HEBELFEIER
statt. — Als Festredner konnte Dr. Wilhelm Zentner,
München, gewonnen werden. Weitere Mitwirkende sind:
das Orchester des Südwestfunks, Studio Freiiburg, die
Sängervereinigung Müllheim, der HCM und die Laienspielgruppe
des Hebelbundes. Jedermann ist herzlich
eingeladen. Eintritt 1.— DM.
Gleichzeitig weisen wir noch darauf hin, daß die
Volksschule ebenfalls am Sonntag, dem 13. Mai, im
Hebelpark, vormittags 11 Uhr, eine Hebelfeier veranstalten
wird.
Herausgeber: Hebelbund Müllheim i. B.
Redaktion: Konstantin Schäfer, Oberlehrer, Neuenburg
Anzeigenannahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 5
Postscheckkonto 688 89 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim i. B.
Manuskripte bitte nur an die Redaktion einsenden.
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