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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-05/0013
Die Markgrafschaft

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führlich und überzeugend vorgelegt, und zu Versuchen
desselben aufgefordert.

Der Unterschriebene seit 26jähriger Dienstanwesenheit
bemühet, Neuenburg religiöse und
sittliche Vervollkommnung und beynebens deßen
Landwirtschaft nach Kräften und Umständen aus
ihrem tiefen Verfalle emporzubringen und belohnt
durch manchen schönen Erfolg, verglich mit
den Forderungen des Hochverehrten Vereins,
Neuenbürgs Lage, Klima und Boden, und fand,
daß bey gehöriger Aufmunterung und Fleiß in
deßen sandigen warmem Boden dieses Gewächs
sowohl in Menge als Güte der Früchte mit jenen
der badischen Pfalz wetteiferen dürfte. Nur war
zu befürchten, daß der Schatten der Hopfenstöcke
in den hier üblichen langen, aber nur sechs bis
zehn Schritte breiten Feldstücken endweder den
Nachbarfeldern Schaden unnd durch diesen Verdruß
verursachen, oder aber zum großen Schaden
der Landwirtschaft unter Leerlaßung des Feld
Randes nur in der Mitte mit einigen Reihen der
Hopfenstöcke besetzt werden dürften, und überdies
dieselbe durch das leider hier ungezügelte
Herumschwärmen des Hornviehes und der Ziegen
in jeder Jahreszeit nothwendig angefreßen,
verletzt und nutzlos gemacht werden müßten.
Ein abgesondertes Stück Feld, das von allen Seiten
gegen Viehtrieb und Einbruch verwahret, alle
Eigenschaften eines guten Hopfenfeldes in sich
vereiniget, schien also für die ersten Versuche
des Hopfenbaues unumgängliches Bedürfniß zu
seyn.

Nachdem der unterschriebene und vier andere
erfahrene und thätige Landwirte ein solchartiges
Stück Allmend, so dermalen zur Viehwaide dient,
und jährlich keinen Gulden Nutzen abwirft, gefunden
, beschloßen sie deßen Erwerbung zu versuchen
.

Im Vertrauen, daß die Erwerbung, Ausreu-
tung und Anpflanzung dieses beynahe 6/4 Jauchert
großen Weidplatzes, auf welchem sein vier Jahren
/ der Zeit des letzten Holzhiebes / alles junge
Holz durch das Vieh jährlich abgefressen und
nur noch einzelne etwa 1—2 Schuh hohe Erlen-
und Dornhecken stehen, bey einer Bürgerschaft
keine große Einwendung und Hinderniße finden
werde, die seit vielen Jahren mit vollem Rechte
in dem allgemein schönen Rufe der landwirtschaftlichen
Umsicht, und Betriebsamkeit stehet,
und beynebens mehr als 1200 Jauchart Insel- und
Halbinsel Waldungen bewaidet, sondern daß sie
vielmehr die erste kostbaren Versuche betriebsamer
und vermöglicher Bürger gerne sehen
werde, um aus ihrem Beyspiele die später weniger
köstliche und weniger gefährliche Fortsetzung
des Hopfenbaues zu erlernen und zu betreiben.

Die Unternehmer machten also das ofene, unumwundene
und schriftliche Ansuchen bey hiesigem
Stadtrath: daß ihnen gedachter Allmends
Platz um einen billigen Anschlag zum Behuf des
Hopfenbaues käuflich überlaßen werden möchte.
Einstimmig nahmen der Stadtrath und die Deputierten
dieses Ansuchen an, und zwar gegen einen
Kaufpreis von 144 f, und jährlichen Bodenzinse
von 40 x per Jauchert; nur ein Deputierter Philipp
Helbling ein gebohrener Elsäßer dermal Bürger
, Schiffmann, Zunftgenoßenen der Fischer,
und Tochtermann des Fischers, und Fischerzunftmeisters
Schmid protestierte gegen diesen Verkauf
unter dem später laut gewordenen Vorgeben
— der gedachte Platz seye ein Waidplatz —
er werde zum Schaden der Armen ein Eigenthum
der Reichen — der Kaufpreis werde wie viele
der vorhergehende von den Ortsvorgesetzten verschleudert
werden — die Käufer sollen den Versuch
des Hopfenbaues auf ihren eigenen Feldern
vornehmen.

So geringfügig und unökonomisch der erste
Vorwand — ungegründet und unüberlegt der
zweyte, unbewiesen und ehrrührerisch der dritte,
und unausführbar und gemeinschädlich der vierte
war, so leicht waren die Folgen der Hetzung zu
berechnen. Gedachte Fischer- und Schifferzunft
riß nach in der Nacht gehaltener Zunftversamm-

Obstwiese bei Badenweiler

Die Blütenzweige greifen
nach ihrem Ballettrock aus Licht,
erbeben und rauschen und streifen
einander dicht an dicht.

Sie warten auf ein Zeichen
zum Frühlingssonnentanz,
wenn alle Schatten weichen
von ihrem reinen Glanz,

sich ihre Stämme spreizen
zum unsichtbaren Schritt,
nicht länger harrend geizen
und summend reigen mit.

Karl Heinrich von Neubronner

lung durch tumultarische Umtriebe einen großen
Theil der Bürger besonderen aus der durch vorgegebene
Übervortheilung so leicht reitzbaren
ärmeren Klaße mit sich, und gegen das ihnen
früher gleichgültige Ansuchen. Bey einer am
19ten Jäner 1. J. statt gehabten Vernehmung der
Bürger durch das Großh. Bezirksamt wo wegen
Kürze der Zeit nur je sechs und sechs mit einander
vernommen wurden, teilten sich die größten
Lärmer in die Rotten, und sprachen im Namen
der anderen fünf, die sich aus Furcht vor Vorwürfen
und Verfolgungen rühig in die Hände
ihres Führers fügten, und so fielen die meisten
Stimmen gegen den Verkauf aus; ja die vom
großh. Bezirksamte auf den 20ten Jäner angeordnete
Versteigerung dieses Platzes wurde unter
Gelärm, Drohungen und Beschimpfungen der
Rathsglieder und Deputierten in dem Versteigerungshause
/ dem Wirthshause zum Hirschen /
durch junge, unerfahrene, erhitzte, handfeste
Männer jener Parthey ohne Rücksicht und Vollmacht
vermittelst Protestation hintertrieben und
dem mit der Versteigerung beauftragten Bürgermeister
blieb bey zu großer Furchtsamkeit nur
Nachgeben und Schweigen übrig. (Schluß folgt.)

Herausgeber: Hebelbund Müllheim i. B.
Redaktion: Konstantin Schäfer, Oberlehrer, Neuenburg
Anzeigenannahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 5
Postscheckkonto 688 89 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim i. B.

Manuskripte bitte nur-an die Redaktion einsenden.


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