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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-06/0004
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Die Markgrafschaft

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Weit über die Grenzen seines Heimat- und
Lebensraumes hinweg wurde in den vergangenen
Monaten der 90. Geburtstag des Schriftstellers
Emil Strauß gefeiert. In der Februarausgabe
unserer „Markgrafschaft" wurde über sein Leben
und Schaffen berichtet und sowohl in der Kreisstadt
wie auch in Badenweiler, wo er bis zum
vergangenen Herbst seine Nachkriegs jähre verbrachte
, in würdig gestalteten Stunden seiner
gedacht. Heute sei an dieser Stelle an eine Arbeit
des damals 46jährigen Dichters erinnert, die bei
ihrem Erscheinen im Januar 1922 besonders bei
seinen Heimatfreunden starke Beachtung fand
und darüber hinaus von vielen Lesern wegen
ihres europäischen Geistes gern aufgenommen
wurde. Es sind „Jakob Burckhardts Briefe an
seinen Freund Friedrich von Preen".

Den alten Müllheimern ist dieser so seltene
Familienname nicht unbekannt. Und welcher von
den jüngeren denkt dabei nicht an den Preen-
weg zwischen Badenweiler und Schloß Hausbaden
und an den Gedenkstein am Eingang desselben
mit der Aufschrift: Wolfgang von Preen.
Hören wir, was der Schriftsteller uns darüber zu
berichten weiß — oder den Leser manchmal vermuten
läßt.

Wohl nicht alle Tage kommt es vor, daß eine
so wertvolle Freundschaft unter zwei nach Herkunft
und Beruf so verschiedenen Persönlichkeiten
geschlossen wird, wie dies am runden Stammtisch
im Gasthaus zum „Hirschen" in Lörrach
beim Posthalter Markus Pflüger, dem späteren
Reichstagsabgeordneten, um die Mitte des letzten
Jahrhunderts geschah. Der jüngere von beiden,
Friedrich von Preen, ein Sproß aus altem, mecklenburgischem
Adel, war in Mannheim als Sohn
eines Offiziers in badischen Diensten geboren.
Mit Julius Jolly, dem späteren großherzoglichen
Staatsminister, und Goethes Enkel Wolf studierte
er in Heidelberg und Berlin die Rechtswissenschaft
, und, noch jung an Dienstjahren, führte
ihn seine Beamtenlaufbahn als Stadtdirektor
nach Lörrach, wo er bald die Freundschaft mit
dem fünf Jahre älteren Professor aus Basel
schloß, die ihn nicht nur zu gemeinsamen Wanderungen
auf den gemütlichen Pfaden zu den
bekannten Weinkellern im Markgräflerland, sondern
auch in dessen Kollegien und Vorlesungen
in Basel führte.

Als echter Alemanne, dessen Vorfahren bereits
kurz nach 1500 aus der längst vergessenen
Vogtei Britznach im Münstertal in die Stadt am
Rheinknie ausgewandert waren, beschäftigte sich
Jakob Burckhardt nach seinem Theologie- und
Geschichtsstudium schon während seines Aufenthalts
in Paris und als Freund Kinkels im
Bonner „Maikäferbund" mit vormärzlichen Ideen.
Auch als Redakteur der „Basler Zeitung" zeigte
er für das politische Geschehen in Europa lebhaftes
Interesse. Humane Wärme, intimes Verständnis
und klare Erkenntnis waren daher
auch die Vorzüge, welche alle, die ihm näher

traten, und nicht zuletzt auch der Stadtdirektor
Friedrich von Preen, an dem werdenden Historiker
zu schätzen wußten.

Auch über den Dritten in der Stammtischrunde
berichtet uns Emil Strauß im Vorwort seines
Werkes. Es war der Lörracher Arzt Eduard
Kaiser. In dessen „Lebenserinnerungen", etwas
vom Schönsten, was das markgräfler Heimatschrifttum
des 19. Jahrhunderts aufzuweisen hat,
lesen wir:

„Als weitere Ausbeute dieses Jahres 1860 habe
ich darkbarst die Begegnung und Freundschaft
zweier Männer zu verzeichnen, mit denen ich bis
zur Stunde in vertrautem, sei es persönlichem,
sei es schriftlichem Verkehr bleiben durfte. Es
sind dies Jakob Burckhardt, der Kulturhistoriker
in Basel, und der Stadtdirektor von Preen. Letz-

^Ecgtuiefe im $cüt)fommBc

Ich bin heimgekehrt von den Bergen.

Vor mir steht der Strauß, den ich pflückte in
der frühsommerlichen Bergwiese: eine Symphonie
in Farben.

Da sind die Goldteller des Hahnenfußes und
die Goldkugeln des Wundklees, die Goldsterne des
Fünffingerkrauts, die weißen Sonnenschirmchen
der Möhre und die braungoldenen Dolden des
Sauerampfers, die himmelblauen Sterne des Vergißmeinnichts
, die rotvioletten Türme des Knabenkrauts
, die zauberhaft blauen Blüten des
kriechenden Günsels, die lila leuchtenden Rispen
der Kuckuckslichtnelke. Auch die Zwerge der
Bergwiese sind dabei: das kobaltblaue Kreuzkraut
, das liebliche Frauenmäntelchen.

All das war eingebettet in ein grünes Meer.
Wie bunte Wellen schwammen die Blüten auf
dem grünen Meer.

Nicht konnte ich einbinden in den Strauß das
Lerchenlied in den Lüften, den Pirolruf aus dem
Walde, den Glanz der Wolken am Himmel, das
Schimmern der Sonne, der Mutter der Blumen,
hinter den Wolken, die Schönheit der Wälder,
die wie Wände die Wiese umrahmten.

Von der Bergwiese kam ich in eine Bachmulde
: in das Paradies der Goldnesseln und des
Storchschnabels. Und aus der Mulde wieder auf
den Wiesenweg tretend, sah ich nah und groß
unter den Wolken die Silhouette der Vogesen
und hoch am Berg eine weiße Schafherde mitten
im Grün. Auf dem Heimweg stand ich beglückt
vor einem Acker mit purpurrotem Inkarnatklee.

Goldnessel, Storchschnabel und Inkarnatklee —
sie fanden den Weg zum Wiesenstrauß.

Ist er nicht schöner als ein Strauß aus dem
Garten der Stadt? Stammt er nicht aus Gottes
Garten?

Aber alles Schöne muß sterben. Wie bald
werden die Goldteller und die Dolden fallen
unter den Streichen der Sense! b.


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