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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-06/0008
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Die Markgrafschaft

Als Proben für den Geschmack jener Jahre seien
nur wenige Verse mitgeteilt:

„Betrübes Land, dein Fürst ist tot,
Der dir in Fried und Kriegesnot
So vielen Trost und Schutz erworben!
Dein großer Carol ist gestorben!
Ach Unglücktsstreich!
Ein schneller Schlag

Hat unser Oberhaupt gefället
Und ihn am 12ten Maien-Tag
Zur toten Leiche ausgestellet.
Auf! Auf! gesamte Dienerschaft!
Auf! Auf! getreue Untertanen!
Da uns der Tod das Haupt gerafft

Werft alle eure Freudenfahnen

Zur Erde nieder!

Umhüllet eure Leibesglieder

Mit schwarzem Flor und Trauerzeichen!

Da unser Vatter muß verbleichen!"

Nun trat der Kirchenrat und Spezial Hölzlin
auf die Kanzel und predigte über den vorgeschriebenen
Text, Klagelieder Jeremiae, 5. Kap.,
Vers 16: „Die Krone unseres Hauptes ist abgefallen
' 1. Nach der Predigt nahm die Trauermusik
ihren Fortgang. Hierauf wurde unter Musikbegleitung
der Choral ,,Hast du dann, Jesu, dein
Angesicht" gesungen, und anschließend verlas der
Diakonus Hagner von der Kanzel die Personalien
des Verstorbenen. Nach dem Lied „Ach, wie
nichtig, ach, wie flüchtig*' trat der Prorektor des
Pädagogiums, Hitzig, vor den Altar und legte
seiner Gedächtnisrede als Thema zwei Medaillen
zugrunde, deren eine im Jahre 1709 beim Regierungsantritt
Karl Wilhelms geprägt worden war
und auf einer Seite das Bildnis des Fürsten, auf
der Rückseite einen gekrönten und bewaffneten
Löwen zeigt mit der Schrift „Audaces coronat
fortuna", Die Kühnen krönt das Glück. Die andere
Münze war im Jahre 1734 in Basel geprägt
worden. Der Markgraf, der sich damals, im Polnischen
Erbfolgekrieg, auf der Flucht in Basel
aufgehalten hatte, hatte damit bei einem Freischießen
die dortige Bürgerschaft beschenkt.
Diese Münze zeigte auf der Vorderseite das
Bild des Markgrafen und auf der Rückseite das
Bild eines ruhenden Löwen mit der Inschrift
„Requiesco", Ich ruhe aus. Der Prorektor führte
nun in seiner Rede aus, der entschlafene Fürst
habe seine Regierung nach den Devisen der beiden
Münzen geführt. Damit war die Feier in der
Hauptsache beendet, und nach dem Segen ließ
sich nochmals die Trauermusik hören:

„O hochbeglückter Fürst, wie kannst Du jetzo prangen
Vor Gottes Angesicht in seinem Gnadenreich?
Nunmehr hat Deine Seel die Lebenskron empfangen,
Nun bist Du wunderschön, den reinsten Engeln gleich!"

Unter den Klängen dieser Musik verließ der
Trauerzug die Kirche und kehrte in der nämlichen
Ordnung in die Landvogtei zurück. Dort
speisten die Spitzen der fürstlichen Behörden
teils beim Landvogt, teils beim Hofrat und Landschreiber
Süß zu Mittag, und abends ,,begab sich
ein jeder wieder nacher Haus".

Für Lörrach war diese Trauerfeier natürlich
ein besonderes Ereignis, denn soviel Volk aus
der Umgebung, wie auch aus Basel, soviele geistliche
wie weltliche Standespersonen waren wohl

noch nie zuvor in dem kleinen Landstädtchen
zusammengekommen. Die Kirche konnte bei
weitem nicht alle Teilnehmer an der Trauerfeier
und alle Neugierigen fassen. Aber auch Bäcker,
Metzger und Wirte profitierten von dem Besuch
der großen Menge Schaulustiger in Lörrach an
diesem Tage. Dr. A. Baumhauer

(Schluß)

Die reine Wahrheit dieser Darstellung wird
das Großherzogliche Bezirksamt in Müllheim
wahrscheinlich bereits mittelst Vorlage sämtlicher
Actenstücke Einem Hochlöblichen Kreis-
direcktorium angedeutet haben, auf welche sich
hiermit gehorsamst berufen wird.

Der unterschriebene Stadtpfarrer und Dekan
betrauert von Herzen, daß bey dieser Sache so
viele sonst ruhige und friedliche Bürger durch
einige einseitig gebildete hitzige Köpfe beunruhiget
, und der mit Recht verbreitete Ruhm einer
guten musterhaften Landwirthschaft, durch
Waßergenoßene und Waßerbegünstigte augenblicklich
umwölkt werden solle.

Fest überzeugt, daß der allseitig beklagten
Armuth an Geld, nur durch die möglichste Enthaltung
vor auswärtigen Produckten, und die
sorgfältigste Gewinnung und Verschleußung der
einheimischen inner und außer Landes gesteuert
werden könne. — Daß der badische Hopfenbau
den inländisch Hopfenbedarf bey gehörigem
Fleiße nicht nur liefern, sondern der Erübrigte
ein stäts gesuchter und ergiebiger Handelsartikel
ins Ausland seyn werde. — Daß der Hopfen
wenigstens den doppelten Ertrag des Waizens,
und insbesondere in Neuenbürgs sandigen
Marschländern wo nur leichte Frucht wachst, den
dreyfachen abwerfen werde. Es glaubt also
Unterschriebener auf den Versuch des Hopfen
Baues großen Werth legen, und für Neuenburg
weit aussehende Hofnungen bauen zu können;
deßen ohnerachtet macht sich er und seine vier
Mitunternehmer wegen den dermalen aufgereizten
Gemütheren verbindlich, für sich auf den
erkauften Platz endweders gänzlich zu verzichten
, oder ihn an wen immer und in welch kleinen
Theilen für andere unterabzutheilen, wenn nur
der Versuch des Hopfenbaues durch diesen Rückschritt
nicht vereitelt würde.

Weit entfernt sich von Eigennutz oder Felderoberungssucht
leiten zu laßen, weißt er und
Consorten vielmehr sehr wohl, daß die Jauchert
dieses Waidplatzes, die nur mit 28 f im Steuerkataster
stehen soll, eben kein Zankenswerther
Erwerb seye, sie verursacht inner einem Jahre
mit Ankauf, Ausreutung, Düngung, Ansetzung,
und Bestockung nahe an 500 f Unkosten, und
verspricht im Falle des Gelingens erst im dritten
Jahre eine Emde, da man ein gleich nahe gelegenes
eben so gutes Feld im nemlichen Maaße
für 250 f eigenthümlich kaufen, und sogleich ab-
ärnden könnte. Dies ist die Ursache, warum man
den ganz unvermöglichen Bürgern diesen Versuch
nicht zumuthen kann, und warum sogar
viele Wohlhabende besonderen unter so Streit-


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