Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-06/0011
Die Markgr af sch af t

9

4)flansennamen imDolFsmunb

Eine botanische Plauderei
von Ida Preusch - Müller

(Schluß)

Mit den ersten Frühlingsblümchen
kommen in Steinbrüchen und
an Wegrändern Roßhiebli ans
Licht. Das sind die kleinen gelben
Blüten des Huflattich.

Wenn am Waldrand die Buschwindröschen
blühten, holten
wir uns diese kleinen, wilden Anemonen
als Geißbartie. Dieser
Name muß aber durch eine Verwechslung
entstanden sein. Eine
kleine Spiraea heißt Waldgeißbart.

Trieben wir uns im Walde herum
, kauten wir für den Durst die
grünen Blättchen des Sauerklees,
der im Volksmund den Namen
Kuckucksbrot trägt. Vielleicht,
weil seine Blüte sich auftut zur Zeit
des ersten Kuckucksrufs.

Die blaßgelbe Waldschlüsselblume
, aus der sich durch
Züchtung die vielerlei Farben der
Gartenprimel entwickelten, war einfach
ein Schlüssen. Die wohlriechende
dunklere Wiesenschlüsselblume
, die Apothekerprimel,
deren Blüten einen nervenstärkenden
Tee geben, hatte einen besonders
schönen Namen, der sie jedenfalls
ihre Heilkraft verdankte. Der
Volksmund nannte das bescheidene
Blümchen Matt-Engeli; vielfach abgewandelt
in Madeeneli.

Die Chatze-Äugli am Wiesenrain begrüßten
wir freudig, aber wir pflückten sie nicht
zu Sträußchen, denn sie fielen zu schnell ab —
„und das heißt Ehrenpreis" sang Hermann
Löns.

Von den Katzenäuglein wollen wir zu den
Säu-Ohre gehen. Diesen Namen haben die
Blätter des breiten Wegerichs, weil sie
wirklich den Schweinsohren in der Form ähneln.

Damit dieses nützliche Tier nicht zu kurz
kommt, wachsen auch im ersten Gras die S ä u -
s t u u d e in Hülle und Fülle: der Löwenzahn
.

Da ging vor vielen Jahren eine Müllheimer
Frau auf die Wiesen, um sich einen Salat zu
stechen. Der Lehrer Seyfried begegnete ihr und
fragte, was sie da sammle. Die Frau kam in
große Verlegenheit um eine höfliche Antwort,
denn sie kannte die Schreibart seines Namens
nicht, und in Müllheim heißen die Säue halt
„Sei". Schließlich sagte sie: „Seistaude, Herr
Schweinfried".

In Kandern heißt der Löwenzahn Schlenke-
b 1 u e m e , denn man kann den hohlen Stengel
so schön zusammenstecken zu „Schlenke" (Schlingen
) und lange Halsketten daraus machen.

Sommer

Ludwig Richter

In manchen Gegenden prägte der Volksmund
noch einen anderen Namen, den ich zuerst im
Elsaß hörte. Weil dieser zu derb klingt \n unserem
Dialekt, will ich lieber sagen, wie der
Löwenzahn in Frankreich allgemein heißt: pisse
en lit.

Für meinen Großvater mußte ich jedes Jahr
chleine Chostets sammeln. Dies war der
Thymian. Der volkstümliche Name hat wahrscheinlich
seinen Ursprung in der „Kostbarkeit"
dieses Kräutleins als Heilmittel für allerlei
Krankheiten. Es wird aufgegossen zu Tee und
abgesotten zu Umschlägen und Bädern.

Das Wiesenschaumkraut nannten wir
Storcheblueme.

Die Sumpfdotterblume und der gelbe
Hahnenfuß hießen Ankeblueme. Es
war nämlich möglich, zu sehen, wer „den Anke
(die Butter)", gerne aß. Wenn man einander eine
dieser Blüten unter das Kinn hielt, so sagte das
Orakel die Wahrheit. Ein starker gelber Widerschein
sagte „ja", ein schwacher „nein".

Ein wunderschönes Hahnenfußgewächs, die
Trollblume, wächst in Höhenlagen wild
und steht unter Naturschutz. Ich lernte sie in
Gersbach (Amt Schopfheim) kennen. Ihren dik-
ken, goldgelben Kugeln gaben die Gersbacher
den lustigen Namen Bueberolle.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-06/0011