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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-06/0013
Die Markgrafschaft

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Bautätigkeit in tovmd} im 17. unö 18. 7at)ut)unbect

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde
die LörracherWasserburg hinter der Kirche durch
die Tuppen Bernhards von Weimar zerstört. Die
ausgebrannte Ruine dieser sogenannten Tiefburg
— auch in Brombach ist eine solche, und das Inz-
linger Wasserschloß ist ein letztes Beispiel dafür
in unserer Gegend — stand noch viele Jahrzehnte;
die Mauersteine wurden schließlich zum Bau von
Häusern verwendet. Die auf steilem Fels gelegene
Feste Rötteln dagegen wurde von den Franzosen
im Holländischen Raubkrieg am 22. Juni
1678 erobert und sieben Tage darauf mutwillig
gesprengt und niedergebrannt. Da sich auf Rötteln
und in Röttlerweiler sämtliche Ämter, die
geistliche Verwaltung, die Landvogtei, das Röttier
Landkapitel, die Kapitelschule und die Hof-
küferei befunden hatten, so mußten diese nun an
einem anderen Ort untergebracht werden, und
die Wahl fiel auf Lörrach. Wenn auch der Marktflecken
natürlich nicht so bald allen Erfordernissen
, die an einen Oberamtssitz gestellt wurden
, genügen konnte, so tat sich ihm doch jetzt
nach der Vernichtung von Rötteln eine lockende
Zukunft auf. Markgraf Friedrich Magnus kam
persönlich hierher, erteilte am 18. November 1682
dem Dorf die Stadtrechte, gewährte bedeutende
Freiheiten und wollte die neue Stadt durch eine
Ringmauer mit Toren und Türmen sichern. Die
Bürger sollten Häuser nach einem bestimmten
Muster bauen, und er selbst wollte sich ein
Schloß im Barockstil errichten, das von einem
Park umgeben sein sollte. So hätte Lörrach damals
ein ganz einheitliches Barockstädtchen werden
hönnen, hätten die andauernden Kriege Ludwigs
XIV. nicht alle diese Pläne gründlich verhindert
. Durchgeführt wurde nur der Bau einiger
Musterhäuser und die Errichtung eines Turmes
im Jahr 1691 als Tor- und Gefängnisturm
mit Wall und Graben im Zuge der heutigen
Grabenstraße.

Ein eigenes Rathaus hatte Lörrach damals
noch nicht; die Ratsgeschäfte wurden in der sogenannten
„Stuben"-Wirtschaft erledigt, dem heutigen
„Storchen". Zu der ,,Stube", die sich später
,,Ochsen" nannte, kam 1682 eine weitere Wirtschaft
hinzu, die „Krone", bald noch der „Wilde
Mann" und die Wirtschaft „Drei Könige". Als
Landvogt von Leutrum (1717—1748) ins Oberamt
einzog, begann eine neue Periode der Bautätigkeit
. Jetzt entstand der barocke Stadtkern der
Herrschaftsbauten um die Kirche herum. In dieser
Zeit wurden auf dem Burghof die neue Burg-
vogtei — das heutige Hauptzollamt — der Herrschaftsspeicher
und die Hofküferei errichtet, letztere
auf der Stelle, wo heute das Heimatmuseum
steht. Recht auffallend ist die große Zahl der im
Zeitraum von: 1719 bis 1740 in Lörrach, neu eröffneten
Wirtschaften. Hatten im Marktflecken noch
vier Wirtschaften genügt, so gab es jetzt — wenige
Jahrzehnte später — im Amtsstädtchen mit
nur 800 Einwohnern deren zehn; neben den
bereits genannten öffneten nunmehr „Sonne",
„Adler" (jetzt Meyerhof), „Hirschen", „Schwanen
", „Engel" und „Schlüssel" den weinfrohen

Bürgern und den herrschaftlichen Beamten ihre
Tore.

Immer wieder behinderten die unaufhörlichen
Kriege die bauliche Entwicklung der jungen
Stadt, sie durchkreuzten manche weit gespannte
Pläne der beiden tüchtigsten Landvögte, welche
die Obere Herrschaft im Auftrag ihres Landesherrn
verwalteten. Der Festungsbaumeister Ludwigs
XIV., Vauban, hatte in den Jahren, da Lörrach
sein Stadtrecht erhielt, das Dorf Hüningen
bei Basel zu einer bedeutenden Festung ausgebaut
, die von nun an den Franzosen als Ausfalltor
diente, und die eine ständige Bedrohung des
Wiesentales und des südlichen Schwarzwaldes
wurde. So fiel denn gar oft ein vernichtender
Reif auf den Lörracher „Baufrühling". Immerhin
gelang es Landvogt von Wallbrunn, dem tatkräftigen
Anhänger des Merkantilismus, die An-
siedlung von Industriebetrieben zu fördern, von
denen der bedeutendste die Indiennedruckerei
des J. F. Küpfer aus Bern war, aus der sich später
die Weltfirma Koechlin, Baumgartner & Cie.
entwickelte, die 1953 ihr 200jähriges Bestehen
feierte. Zur Zeit Wallbrunns erhielt die aufstrebende
Stadt — sie hatte nun immerhin über 1300
Einwohner — ein eigenes Rathaus in der nach
dem Landvogt benannten Straße, wo neben dem
Oberamt einige Dienstwohnungen als Musterhäuser
gebaut wurden. Ferner wurde endlich ein
neues Pfarrhaus (Spezialat) neben der Kirche
gebaut. Hinter der Kirche entstand neben dem
schon bestehenden herrschaftlichen Speicher ein
zweiter Speicherbau mit zwei Flügelbauten. An
der Stelle der alten Hofküferei auf dem Burghof
wurde ein neues Gebäude errichtet, das heutige
Heimatmuseum. Der Burghof um die Kirche
herum war so von einer einheitlichen Gruppe
barocker Bauten eingeschlossen. Bald erwies sich
der Bau einer neuen evangelischen Kirche als
unumgänglich; sie wurde im klassischen Weinbrennerstil
von dessen Schüler, dem Landbaumeister
Frommel aus Emmendingen, erbaut und
1817 eingeweiht. A. B.

Der vollkommene Optimist


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