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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-06/0014
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Die Markgrafschaft

Uans auf bec f^ermatt

Eine Sage aus dem Markgräflerland

Es war einmal ein Mann und eine Frau. Die
lebten glücklich und zufrieden miteinander, bis
der Mann merkte, daß die Frau allerlei seltsames
Wesen trieb. Eines Abends nämlich ging er ins
Nachbardorf und wollte um Mitternacht wieder
nach Hause. Aber weit draußen vor dem Dorfe
am Fuße des Blauen geriet er in ein wunderliches
Treiben. Da tanzten nämlich Männlein und Weiblein
, so wie sie Gott geschaffen hatte. Diejenigen
aber, die keine Tänzer hatten, tanzten mit einem
Besen. Der Mann verwunderte sich sehr und
versuchte ungesehen vorbei zu kommen. Doch
kamen ihm einige bekannt vor, und er wandte
sich noch einige Male um, diese recht zu erkennen
. Doch schon hatten sie ihn entdeckt, umringten
ihn, und führten ihn mit zum Tanze. Besonders
eine davon wollte immer mit ihm tanzen,
und diese steckte ihm auch einen glänzenden
Becher zum Andenken in die Tasche. Erst als der
Morgen graute, entkam er der munteren Gesellschaft
. Als er dem Dorfe zuging, fühlte er den
Becher immer schwerer werden. Er zog ihn
heraus und hatte aber nur einen fürchterlich
stinkenden Roßhuf in der Hand.

„Magst stinken wie du willst, mit nach Hause
nehme ich dich doch", sagte er. Zu Hause, als er
ihn wieder herauszog, war es der Becher seiner
eigenen Frau, aus dem sie immer getrunken
hatte. Da kam ihm der Verdacht, daß es seine
Frau gewesen sei, mit der er getanzt hatte. Doch
als er in die Schlafstube trat, lag sie im Bett und
schlief. Er wollte sie anfassen, da war sie aber

verschwunden, und nur ein paar Hälmchen Stroh
fielen zu Boden. Am Morgen aber, als er erwachte
, lag sie neben ihm, und er wußte nicht,
ob es ihm nicht geträumt hatte.

Zufällig beobachtete er seine Frau bald darauf
, wie sie in der Küche stand, über ein Stecklein
strich und dazu sagte: „Oben hinaus und
nirgends hin!" Und er sah, wie sie auf einem
Besen durchs Kamin hinausfuhr. Nun wußte er,
daß seine Frau eine Hexe war, wie er sie schon
seit jenem Abend im Verdacht hatte. Er wurde
neugierig, wohin sie gefahren sei und was sie
trieb. Deshalb nahm er auch ein Stecklein, strich
darüber und sagte: „Oben hinaus und überall
hin!" Da saß er auch schon auf einem Besen und
fuhr durchs Kamin hoch in die Luft. Weil er aber
gesagt hatte „überall hin", wurde er vom Sturmwind
so herumgewirbelt, daß er zerrissen und
zerschlagen auf der Hexenmatte ankam. Da fand
er auch seine Frau und mußte tanzen bis gegen
Morgen. Daheim schlug er die Frau mit grünen
Gerten und schickte nach dem Hexenbanner. Der
kam und bohrte in die steinerne Hausschwelle
ein Loch, goß Baumöl hinein und sprach den
Segen darüber. Nun hatten die bösen Kräfte
keinen Einfluß mehr auf seine Frau. Darüber
war der Mann sehr glücklich, und sie lebten zufrieden
bis an ihr Ende. Die Wiesen aber, auf
welchen die Hexen tanzten, liegen zwischen
Badenweiler und Kandern, und man nennt sie
heute noch: die Hexmatt.

Paula Hollenweger

Dorbeutfctje <J5elän5enamen um ^abemueUer

Der „Rasinakopf", der gar nicht so heißt

Herr Dr. Friedr. E. Vogt untersucht in den
Nummern 3 und 4 dieser Zeitschrift mit viel
Liebe und Sachkenntnis die Herkunft einiger
vordeutscher Namen, „die man, trotz der Art, wie
sie heute gesprochen und geschrieben werden,
unschwer als solche erkennt, die nicht von alemannischer
Zunge geprägt wurden". Dabei ist
ihm ein Fehler unterlaufen beim „Rasinakopf —
diesem am „welschesten" klingenden Bergnamen
unseres Gebietes" nördlich Marzeil gelegen. So,
wie der Name heute in den Karten zu lesen ist,
verleitet er natürlich dazu, über seine Bedeutung
nachzudenken. „Rasina" ist sicher kein von alemannischer
Zunge geprägtes Wort. Aber darauf,
daß dieser Name ganz neuen Datums ist, darauf
hat mich unser alter Heimatfreund Ernst Kam-
müller-Grether hingewiesen. Sein ausgezeichnetes
Gedächtnis ließ ihn auch hier nicht im Stich.
Ich habe mir vom Bürgermeisteramt Marzeil für
alle Fälle noch die Bestätigung geholt. Das Ergebnis
: Das ganze Gelände heißt amtlich „Hür-
nenköpfle", ein Name, den eine alemannische
Zunge geprägt hat. Der Volksmund in Marzell
spricht von einer Rasinahöhe. Wie der Name
„Rasinakopf" in die Karten kommt, ist mir nicht

klar. Aber es ist sicher, daß die Bezeichnung
„Rasina" von einem Familiennamen kommt. So
hieß nämlich der Vorsitzende der Landesversicherungsanstalt
Karlsruhe, der zu Beginn dieses
Jahrhunderts, als die Heilstätten im Bau waren,
häufig deshalb in der Gegend war und dessen
Name nun in der „Rasinahöhe" weiterlebt.

A. Eisele

Druckfehler berichtigung

In dem Gedicht in Nr. 5/1956: „Müßige Frage" muß
die dritte Zeile in der zweiten Strophe lauten:

„Unter buntgetupftem, weißem Blütenlinnen".

Herausgeber: Hebelbund Müllheim i. B.
Redaktion: Konstantin Schäfer, Oberlehrer, Neuenburg
Anzeigenannahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 5
Postscheckkonto 688 89 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim i. B.

Manuskripte bitte nur an die Redaktion einsenden.
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