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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-06/0017
Die Markgrafschaft

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alle Teilnehmer, worauf der uns bekannte Vogelkundler
H. Schnetter mit Wfr. Wiemhoff die
Führung übernahmen. Alsbald schlugen die
Nachtigallen überall im dichten Gebüsch. Manche
Wanderfreunde hörten hier den Nachtigallenschlag
zum erstenmal. Aber den Nachtigallen
machten die verschiedenen Grasmücken und andere
kleine Sänger lauten Wettbewerb. Mit
weiter Schwingenspanne zogen Milane hoch über
den Rheinwald hinweg, Wildenten strichen in
ihrem flatternden Flügelschlag dahin, ein Flug
rascher Brieftauben eilte einem uns unbekannten
Ziele zu und über die Wellen des Rheines
schössen verschiedene Schwalbenarten auf der
Nahrungsuche flink dahin. Eine besondere Freude
erlebten unsere Morgenwanderer, als Herr
Schnetter drei große, schön gefärbte Vögel in den
nahen Baumwipfeln als Rotfußfalken erkannte,
hier wohl sehr selten gesehene Falken, denn ihre
Heimat ist ja Südosteuropa. Da diese seltenen
Vögel gar nicht scheu auf den nahen Bäumen
sitzen blieben, konnte man sie gut beobachten.

Auf der Wanderung durch den verkümmernden
Rheinwald bot sich mancherlei Sehens- und
Wissenswertes; so das Schwinden des eigentlichen
Waldes infolge des Absinkens des Grundwasserspiegels
, so daß kräftige, schöne Bäume
bereits eine Seltenheit geworden sind. Manchen
war der Vitaminspender Sanddorn etwas Neues;
neu war allen, daß durch das Sammeln dieser
Frucht 24 000 DM im letzten Jahre nach Neuenburg
flössen. Und welche Freude bereiteten die
schönen Orchideen unseren Naturfreunden! —
Die großen Massen toter Maikäfer auf allen
Wegen zeigten die sichtbare Wirkung der Bekämpfung
dieser Schädlinge aus dem Flugzeug.
Die Wanderung ging auch ein Stück des „Leinweges
" am Fluß entlang bis zur Staustufe bei
Steinenstadt, wo die Rheinschiffe in den Seitenkanal
übertreten müssen. Wie der alte Rhein
aber nach Fertigstellung des weiteren Kanalabschnittes
aussehen wird, davon wollte man sich
lieber gar keine Vorstellung machen. Die Linienführung
der geplanten Autobahn ist auch schon

abgesteckt. Sie wird das Landschaftsbild stark
ändern, was aber keinen Schaden bedeutet, denn
hier geht kein fruchtbarer Ackerboden verloren.

Nach der fast fünfstündigen Morgenwanderung
hatte sich allenthalben ein gesunder Mittagshunger
eingestellt. Im Bahnhofhotel warteten
aber auch schon die „Backfischle". In gemütlicher
Runde saßen die Wanderer beim Mittagstisch
und erfreuten sich an den schmackhaft und
ansprechend zubereiteten Fischlein, ein Gericht,
das vielen neu war, aber allen vorzüglich mundete
. Gegen 13 Uhr kehrte die Wandergruppe
mit dem Neuenburger Bähnle nach Müllheim—
Badenweiler zurück.

Am 2 7. Mai wanderten wir unter Führung
der Wdfr. Hirt und Pflüger in den südlichen
Schwarzwald. Hausen, Schweigmatt, Hohe Möhr
und Zell i. W. waren das Wanderziel. Bei freundlichem
Sonnenschein führte die Autobusanfahrt
nach Hausen. Hier übernahm ein Wfr. der Ortsgruppe
Schopfheim, Herr Oberlehrer Oberholzer,
in dankenswerter Weise die Führung.

Das kleine Hausen besitzt in dem niedlichen,
romantischen Hebel-Haus einen reizenden Anziehungspunkt
. Unser Hausener Führer wies eingangs
darauf hin, daß dieses Hebel-Haus aber
nicht die Geburtsstätte Hebels ist, wie vielfach
geglaubt und auch geschrieben wird, denn Hebel
ist in Basel geboren. Dieses Haus war unserem
Schwarzwalddichter nur für längere Zeit Aufenthaltsort
. In dankbarer Aufmerksamkeit erfuhr
unsere Wandergruppe mancherlei weniger Bekanntes
aus dem Leben Hebels. Dann sprach
Herr Oberholzer über die Hebelstiftung, das
Hebel-Mähle und den Hebelpreis. Heuer wurde
ja bekanntlich unser Mitglied, die Heimatdichterin
Lina Kromer aus Obereggenen, mit diesem
Hebelpreis ausgezeichnet. Freilich konnte der
Redner seine Enttäuschung nicht verhehlen, daß
Hausen anläßlich der Hebelfeier einen großen
Menschenandrang erlebt, wobei zwar Prominente
und Massen erscheinen, aber leider weniger
Innerlichkeit zu verzeichnen is. Nach einem wei-


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