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Die Markgrafschaft
teren Überblick über die Geschichte Hausens und
seine heutige Stellung zogen unsere Wanderer in
den nahen Wald.
Der schattige Weg führt mäßig bergan. Auf
halber Höhe lud eine offene Waldwiese zur Frühstücksrast
ein. Dann gings weiter bergwärts, vorbei
an alten Schanzen nach Schweigmatt.
Diese ehemals einsamen Bauernhöfe sind ein
liebliches Fleckchen Erde. In günstiger klimatischer
Lage, mit weiter Fernsicht gegen Westen
und Süden, hat die Landesversicherungsanstalt
in dem seinerzeitigen Sanatorium ein ideales
Erholungsheim geschaffen. Drei Wirtschaften
bieten auch anderen Erholung suchenden Sommergästen
einen schönen, ruhigen Aufenthalt.
Hier in Schweigmatt wurde Mittagsrast gehalten.
Die einen stärkten sich in den Gasthöfen, andere
holten am Waldrand ihren Mundvorrat aus dem
Rucksack.
Der weitere Weg zur Hohen Möhr führt durch
den schönen Mischwald in lichtem Anstieg zum
dicht bewaldeten Gipfel. Ein mächtiger 30 Meter
hoher Turm krönt den Berg. Von da genießt
man eine Rundsicht, wie sie nicht allzuviele
Schwarzwaldberge bieten. Unsere Wanderer haben
diese herrliche Aussicht auch reichlich genossen
. Als dann am späteren Nachmittag die fernen
Dunstschleier schwanden und die glitzernden
Firnfelder der Schweizer Hochalpen herüberleuchteten
, stieg mancher Wanderfreund nochmals
über die mehr als 170 Stufen zur Turmbrüstung
empor, um das unvergeßliche Bild zu
genießen.
Nach längerer Rast am Turmplatz zogen
unsere Wandersleut, in einzelne Gruppen aufgelöst
, nach Zell i. W. Hier war es mit der heiligen
Ruhe des Waldes allerdings vorbei, denn ein
ununterbrochener Zug von Motorfahrzeugen
flutete durch das enge Wiesental. Im Hotel zur
„Schifflände" erwarteten wir den Autobus für
die Rückfahrt. Die Abendstunden vergingen
rasch, zumal Wfr. Winter es ausgezeichnet versteht
, Wartezeiten durch seine reiche Unterhaltungskunst
recht kurzweilig zu gestalten. —
Die zahlreichen tiefen Eindrücke von der Schönheit
dieses südlichsten Teiles unseres Schwarzwaldes
werden alle Teilnehmer gerne an diese
Wanderung zurückdenken lassen.
Von unseren Wanderwegen und Hütten
Bereits im vergangenen Sommer mußte leider
festgestellt werden, daß das eiserne Schutzgeländer
am Wanderweg zum Belchen am Hochkelch
auf einige Meter mutwillig zerstört wurde. Da
an dieser Stelle der schmale Pfad an steilem
Felsabfall vorbeiführt, ist dieses Schutzgeländer
dringend erforderlich. Leider ist es bis jetzt noch
nicht in Ordnung gebracht. — Desgleichen ist
auch die beschriftete Tafel am Lünzmann - Platz
noch immer unleserlich
Am Wanderpfad vom Hörnle zur Finsterholzstraße
ist eine vor nicht zu langer Zeit angebrachte
Wegmarke — ein grüner Kreis im weißen
Feld — von zwei Kugeleinschlägen durchbohrt
. In der Besatzungszeit konnte man das ja
öfters beobachten. Daß aber heute Kugelschützen
keine andere Zielscheibe finden als unsere Wegmarken
, ist verwunderlich.
Daß ein Motorradfahrer mit seiner Soziusfahrerin
eine Sonntagsfahrt auf den buschigen
Waldwegen des Kohlackers unternehmen kann,
konnten unsere Blütenwanderer am 29. April
erleben.
Und wen und was sah und hörte man noch
im Walde? Eine Gruppe von Leuten dampfte auf
den trockenen, grasigen Waldwegen ruhig ihre
Zigaretten, ohne sich des sträflichen Leichtsinns
des Rauchens im Walde bewußt zu sein. Und sie
trugen auch ihren laut lärmenden Kofferradio
mit ausgesteckter Antenne in der Hand durch
den schönen Wald. - Sonderbare Naturgenießer!
*
Am Fußweg Kälbelescheuer-Haldenhof kreuzte
von der Kälbelescheuer her ein Motorradfahrer
auf. Unsere Fußwanderer aber gingen ruhigen
Schrittes weiter und gaben auf dem schmalen
Steig auch keine ,,Vorfahrt". Was blieb dem
Motorsportler mit dem schlechten Gewissen
übrig als einfach abzusteigen und sein Motorrad
mit 4 km Stundengeschwindigkeit hinter den
Fußgängern herzuschieben. Seine Ausrede, er
habe sich verfahren, war so kindisch und dumm,
daß unsere Wanderer auch weiterhin keine ,,Vorfahrt
" gaben. Und der Motorisierte mußte so
ohne Gas mit seiner 125iger hinter den Wanderern
herschleichen. — Diese Belehrung ist
vielleicht wirksamer als eine gebührenpflichtige
Verwarnung von 3.— DM.
Die schöne neue Schutzhütte am Hexenplatz
am Wege Blauen-Kandern ist von Bubenhänden
an den Innenwänden in gröbster Weise beschmiert
worden. Da die Buben scheinbar kein
Schreibzeug bei sich hatten, holten sie sich Holzkohlenstückchen
von einer nahegelegenen Feuerstelle
. Die Täter aus Marzeil und Weil a. Rh.
lassen sich feststellen und vielleicht hören diese
Schmierfinken noch etwas Näheres.
Wanderplan für Juli
8. 7. Tageswanderung: Todtnau, Herzogenhorn,
Bernau.
15. 7. Nachmittagswanderung: Schwärze, Mug-
gardt, Laufen.
15. 7. Jugendgruppe Tageswanderung: Belchen,
Wiedener Eck, Notschrei, Schauinsland.
29.7. Tageswanderung: Kreuzweg, Bad Sulzburg,
Sulzburg. — Treffen mit der Ortsgruppe
Sulzburg.
*
Mitgliederstand : 635
Das Wanderheim in Stockmatt wird während
der Drucklegung dieser Juni-Folge am 17. Juni
feierlich eröffnet, worüber das Juli-Heft einen
entsprechenden Bericht bringen wird.
Verantwortlich für den Teil des Schwarzwaldvereins:
Oberstud.-Direktor i. R. Franz Kröhn, Müllheim
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