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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-07/0005
Die Markgrafschaft

3

schel als galantes Gleichnis zu deuten. Goethe
hörte vergnügten Sinnes zu, wie Biedenfeld
meinte, lächelte er gleich dem Jupiter, wenn
Frau Venus ihn streichelt, und ergriff selber eine
Cypraea, um in der gleichen Weise sein Lob zu
singen, wobei er freilich hin und wieder den
rechten Ausdruck erst suchen mußte.

Der geistliche Kalendermann stand schweigend
dabei und schmunzelte vor sich hin, er
zwinkerte mit den Augen, aber man wußte nicht,
ob es auch an der Freude des Vergleiches geschah
, vielleicht belustigte ihn mehr der Anblick,
wie zwei bejahrte und hoch würdige Männer dabei
in Begeisterung gerieten.

„Was fällt den beiden Hausnarren denn ein",
brummte ihm ärgerlich Weinbrenner ins Ohr,
„daß sie plötzlich lateinisch und nicht deutsch
reden?"

„Deutsch", entgegnete Hebel in lakonischer
Kürze, „würde sich nicht gut ausnehmen!"

Ein heiteres Kichern rauscht wohl jetzt abbrechend
aus den Bäumen her, wie das Rosengewölk
einer frohen Laune schimmert der Abend
durch das Grün der Zweige, die sich im kühlen
Hauch des Windes bewegen, und ein ganzer
Schwärm lieblicher Putten, wie sie am Tag an
den Marmorvasen leblos stehen, schlüpft über
die Bank und erzählt dem Lauscher von dem
Manne, den sie alle lieben.

Die Bilder eines badischen Lebens ziehen vorüber
, und auftaucht zunächst Badenweiler
am Fuß des Blauen, wo Karl Christian am 18.
März 1762 als Sohn des Pfarrers Isaac Gmelin
geboren wurde. Die ersten sechzehn Jahre durfte
er in dieser unvergleichlichen Heimat verbringen,
erst vom Vater unterrichtet, dann auf der damals
als trefflich bekannten Lateinschule zu Müllheim
so weit gefördert, daß er schon 1778 die Universität
zu Straßburg besuchen konnte, um Medizin
zu studieren. Im Schatten des Münsters sehen
wir Gmelin neben Johann David Schöpflin wandeln
, und die große Stimme des Oberrheins tönt
über alle Grenzen hinweg auf.

Nach vier Jahren wanderte der junge Student
nach Erlangen, wo er 1784 seine Studien abschloß
und mit einer Arbeit über die Farnkräuter den
Doktorhut erwarb, denn er hatte in der ganzen
Zeit neben dem Studium der Medizin stets die
Naturwissenschaft bevorzugt.

Und wieder rauschen die Stimmen der lieben
Heimat auf. Gmelin erhielt die Erlaubnis, sich in
Karlsruhe als Arzt niederzulassen, und fast
gleichzeitig wurde ihm dort der naturgeschichtliche
Unterricht am Gymnasium übertragen, ein
Amt, das er fünfzig Jahre seines Lebens, bis 1834,
ausübte. Der Markgraf Karl Friedrich hatte als
Physiokrat eine besondere Vorliebe für die Naturwissenschaften
, eine Neigung, die von seiner
ersten Gattin Caroline Luise leidenschaftlich geteilt
wurde. Als nach ihrem Willen in Karlsruhe
1786 ein Naturalienkabinett und ein botanischer
Garten eingerichtet wurden, erhielt Gmelin die
Aufsicht übertragen.

Im Verfolg der markgräflichen Pläne zur Hebung
der Landwirtschaft wurde drei Jahre später

der Kammerauditor Volz nach Spanien geschickt,
um dort eine Herde von Merinoschafen einzukaufen
. Mit Erlaubnis des Fürsten reiste Gmelin
mit und besichtigte die berühmten Gärten von
Madrid, Aranjuez, Valencia und Montpellier, doch
trieb ihn bald der Ausbruch der französischen
Revolution wieder in die Heimat zurück.

Während der Jahre in Ansbach setzte er seine
botanischen Studien in Erlangen bei Schreber
fort. Nach der 1787 erfolgten Rückkehr wurde
ihm als Hofrat die Aufsicht über die Apotheken
und die pharmazeutische Prüfung übertragen,
sechs Jahre später wurde er in die Sanitätskommission
berufen. Nach dem Tode Karl Friedrichs
standen die Wissenschaften weniger in Gunst,
wohl wurde Gmelin noch 1814 als Mineraloge
zum Mitglied der Bergwerkskommission ernannt,
aber es beginnen jetzt für ihn Jahre der Vereinsamung
. Er begrub überlebend seine kleine Familie
und starb am 26. Juni 1837.

So rauscht es dem Lauscher in diesen Tagen
aus den Bäumen zu, und im silbernen Mondschein
spielen die vertraut sich nahenden Gartenkinder
mit alten Büchern, in denen sie blättern. Da ist
die 1805 erschienene Flora des oberrheinischen
Raumes, die vom botanischen Gesichtspunkt die
Einheit der Landschaft über alle Grenzen hinein
©amstigjobe

HöerdjtigmüeD uerlöfrfjt Der Oamötig
mit Der ©unne, mtt^em Jbag,
un au b'Wutyz trrill fltf) ftretfe,
lucgt aerfctjloofe uö De Gtfe,
lait fltf) Drümmlig tjintre fjaag.

Wo fld) no-ne Tlzvv muefs fpanne,
no-ne 2lug un 2lrm betoegt,
tDCMne Ifjers mit fctjtDere Öorge
unve neue Wzg un OTorge
mit Der letzte Cttjraft fld) regt ~,

Ounntig, ctjumm un frfjenf Di SrieDe,
fegne Uöille un UerftanD,
löfrfj Der f)a& im iJFtenlctjetjufe,
lo^en in Der $rotjn uerfctjnufe,
afj fitt) baue Dold) un Hanfc!

Wenn am OTorge D'dMocPe lüte,
Ttotjt Der ©unntig frotj im Z)al?
'8 3ärt)ü traft p eUberltfce,
D' Vögzi finge, D' Watte blifce
tjeü im Z)au un OunneftratyL

©ctjloof Denn, Welt, im (!$otte8fneDe,
no^nem Odjaffe gang an D'Kuetjl
(ütang an D'Kuel) mit Dine ©orge -
©amstigjobe, Ounntigmorge,
Detfe ftill Der HOerdjtig ?ue!

UÖolföberger


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