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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-07/0013
Die Markgrafschaft

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B. Gmeiner: 7otyannitecfücftentum am Obererem

Ein Gang durch Heitersheim und seine Geschichte

Das Landstädtchen Heitersheim liegt an der
Strecke Bad Krozingen—Müllheim, auf dem erhöhten
und leicht gewellten Gelände, das die erste
Stufe von der Rheinebene hinauf zum Schwarzwald
bildet, es wird durchflössen und in seiner
Anordnung, soweit sie nicht dem Zug der Geländewellen
folgt, bestimmt vom Sulzbach. Heitersheim
zählt heute 2700 Einwohner.

Dem ersten Bearbeiter des Heitersheimer
Wappens in Siebmachers Wappenbuch, Gautsch,
ist es passiert, daß er das Wappen nicht ganz zu
deuten wußte. Das im unteren Teil des quergeteilten
Schildes in Rot liegende silberne
Initial - H war ihm zwar unmittelbar aus dem
Namen der Stadt verständlich, nicht aber die in
Rot oder Schwarz liegende Figur des oberen
Teiles, das er für „eine mißverstandene Krone"
hielt (208), „deren mittelste Zacken höher sind,
als die an der Seite". Der zweite Bearbeiter, L.
Clericus, (I 4 St. S. 293 Taf. 284) erkannte in der
strittigen Figur richtig das wachsende Johanniter-
kreuz, denn er war mit der Geschichte der Stadt
vertraut und kannte die Rolle, die die Johanniter
darin seit dem Ende des 13. Jahrhunderts gespielt
hatten.

Doch ist es nun nicht so, daß Heitersheim ge-
schichtslos und ohne Bedeutung gewesen wäre,
bevor hier die Johanniter sich festsetzten und
bevor der Großprior des Ordens für Deutschland
hier seine Residenz aufschlug. Wenn nicht alles
trügt, hat sich der Mensch schon sehr früh der
schönen Lage der Gegend bemächtigt und sie für
seine Zwecke dienstbar gemacht. Heitersheim
selbst führt zwar in den Fundkatalogen der
frühgeschichtlichen und auch der römischen
Epoche ein bescheidenes Dasein, besonders wenn
man es mit anderen Siedlungen der Landschaft
vergleicht. Die Gegend weist die üblichen Funde
der Bronzezeit auf, um Müllheim liegen einige
keltische Gräber. Mit einer römischen Niederlassung
in Heitersheim kann gerechnet werden,
denn mindestens seit ca. 100 n. Chr. geht ein
lebhafter Verkehr auf der römischen Süd-Nordstraße
von Äugst nach Riegel an dem Platze vorbei
; die Straße diente nicht nur der militärischen
Sicherung und wirtschaftlichen Erschließung des
Dekumatlandes und bestimmter Limesstrecken,
sondern darüber hinaus auch dem Verkehr mit
dem freien Germanien. Die bisher in und zu
Heitersheim gemachten Funde und Bemerkungen
— einige Terrasigillatascherben, früher Eeonbau
der Gegend — erlauben wohl die Annahme einer
römischen Siedlung, aber eine besondere Rolle
im Gefüge des sich der Kolonisation nur langsam
erschließenden Dekumatlandes ist ihr kaum
zugefallen. Auch die Funde der alemannischen
Zeit sind nicht sehr bedeutend.

Ein reges wirtschaftliches Leben muß aber in
der Karolingerzeit in und um Heitersheim geblüht
haben. Im Codex Laureshamensis wird
Heitersheim mehrfach genannt: Das Kloster

Lorsch erhielt im Laufe der Jahre 777 bis 838
verschiedene Donationen aus Heitersheimer Gütern
und Gerechtsamen, desgleichen um die
gleiche Zeit das Kloster Murbach im Elsaß. Als
Lehensträger dieser und auch anderer Klöster
treten in den folgenden Jahrhunderten verschiedene
Adelsgeschlechter der näheren und weiteren
Umgebung auf, zum Beispiel die Herren von
Staufen, von Schliengen und von Rötteln, dazu
ein Heitersheimer Ortsadel, der besonders im
12. Jahrhundert genannt wird. In das 12. Jahrhundert
fällt auch ein Besuch Bernhards von
Clairvaux in Heitersheim: Der Heilige reiste
1146/47 durch die Diözese Konstanz, um zum
Kreuzzug zu predigen und kam am 5. 12. 1146
auch durch Heitersheim.

Die Geschichte der Johanniter in Heitersheim
beginnt mit dem ausgehenden 13. Jahrhundert.
Der Johanniterorden war 1048 in Jerusalem zum
Schutz und zur ärztlichen Betreuung der Pilger
gegründet und 1113 als selbständiger Orden mit
der Aufgabe der Armen- und Krankenpflege und
des Kampfes gegen die Ungläubigen bestätigt
worden. An der Spitze des Ritterordens, der bald
überall in Europa Anhänger fand, stand der
Großmeister. Die unterste Verwaltungseinheit
war die Kommende, der ein Kommandeur oder
Komtur vorstand. Seit dem Jahre 1240 gab es
nun auch eine Kommende Freiburg. Dieser
schenkte der Landgraf im Breisgau, Markgraf
Heinrich von Hachberg, im Jahre 1276 alle
Rechte — Vogtei, Gerichtsbarkeit u. a. —, die er
in Heitersheim innehatte. In der Folgezeit erhielt
die Kommende Freiburg auch verschiedene
andere Güter und Rechte in Heitersheim als Geschenk
, zu Lehen oder durch Kauf; am Ende des
14. Jahrhunderts erstreckte sich der Johanniter-
besitz bereits auf fünf Dörfer, der Orden war somit
zu einem beachtlichen Grundherrn der Gegend
geworden. Kurz vor 1335 wurde, um diese
Güter leichter verwalten zu können, in Heitersheim
eine Kommende errichtet, die bald selbständig
und schließlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts
der Sitz des deutschen Großpriors des
Ordens wurde. Im Jahre 1548 wurde der damalige
Großprior, Georg Schilling von Cannstatt,
wegen seiner und der Johanniter Verdienste anläßlich
eines Flottenunternehmens gegen Algier
(1541) von Kaiser Karl V. zum Reichsfürsten gemacht
. Damit wurde die Johanniter - Territorialherrschaft
Heitersheim zum Reichsfürstentum. Es
umfaßte später — 1613 — Heitersheim, Günd-
lingen, Bremgarten, Schlatt, Grißheim, Uffhausen
, Wendlingen, St. Georgen und Eschbach, um
nur die zugehörigen geschlossenen Dörfer zu
nennen. Die Frage, ob das Großpriorat Heitersheim
reichsunmittelbar sei oder zu den vorderösterreichischen
Landständen gehöre, hat den
Johannitern viel Sorgen bereitet; ihr Streit
hierüber mit Österreich begann 1614, als der
Großprior sich weigerte, als Landsasse Österreichs
beim Landtag zu erscheinen, zog sich mit


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