Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-08/0009
Die Markgrafschaft

7

wenn man von Einzelnem, vor yg*
allem von der abgetragenen J'^^ft^^ft
Pfarrkirche absieht. Ursprünglich
konnte man die Anlage
nur von Süden her betreten,
durch das Rundbogentor des
auch heute noch etwa in der
Mitte der Südmauer stehenden
Torturms, vor dem sich eine
Brücke über den — jetzt zugeschütteten
, ehedem aber wassergefüllten
breiten Graben
spannte. Dieser Durchgang führt
in den Westteil des Schlosses,
in die Vorburg. Heute kann
man diese Vorburg auch von
Westen her betreten. Der Ostteil
des Schlosses ist heute von

Osten her Zugänglich, WO man Heitersheim um das Jahr

vor geraumer Zeit schon den

von Merian gezeigten fortlaufenden Gebäudezug

auf gute Torbreite unterbrochen hat.

Der Besucher hat heute die Wahl, von woher
er die Schloßanlage betreten will. Er tut es am
besten von Westen her. Hier setzen die Mauern
der Wirtschaftsgebäude, die in geschlossenem
Zug die Außenfront dieses Schloßteils bilden,
noch tief unten in einem parallel laufenden Graben
an, über den eine kräftige Brücke den Weg
an die Mauer heranführt. Durch ein einfaches
großes Tor zieht er weiter in den Wirtschaftshof,
das heißt in den Westteil des Schlosses hinein.
Bevor man jedoch diese Brücke überschreitet,
zieht die Nordwestecke der Seite die Aufmerksamkeit
des Besuchers auf sich: Sie ist ausgezeichnet
durch ein Türmchen mit offensichtlich
rechteckigem Grundriß, es sieht mit seinen wind-
und regengeschliffenen Bossenquadern, seinen
engen Scharten und dem spitzen Dach eigentümlich
genug aus und läßt an die ersten Zeiten der
Anlage denken.

Drinnen im Hofe dann ist der Besucher überrascht
— zwar ist auch hier vieles erneuert und
umgebaut, zumal die Front links voraus —, aber
immer noch erfreut der Anblick: Hinter sich hat
man, an die Außenmauern angebaut, die alten
Dienerwohnungen und Schuppen, zur Linken
zieht sich die Front der Scheunen hin; ihre Tore
sind bekrönt vom Wappen Heitersheims und mit
der Jahreszahl 1730 versehen. Der schönste
Schmuck der nach Süden, in den Hof hineinschauenden
Scheunenwände aber ist ein prächtiges
Flachrelief in gelbrotem Sandstein, das aus
dem Jahre 1733 stammt und das reichgehaltene
Wappen des Fürsten Nesselrode zeigt, des Ordenshochmeisters
der Zeit. Geht man tiefer in den
Hof hinein, sieht man die Speicherfront fortgeführt
durch moderne Baulichkeiten, die Anstaltszwecken
dienen; nach vorne — Osten — aber
geht der Blick auf den Westflügel des inneren,
eigentlichen Schlosses; diese Front verrät — besonders
in ihrem südlichen Teil — noch die Hand
guter spätgotisch arbeitender Baumeister und
Steinmetzen.

Wendet sich der Besucher nun nach Süden, so
sieht er sich vor der schönsten Baugruppe des

um.

m

•:••.•••••*••••

1700

Nach einem Stich von Merian

Hofes. Etwa in der Mitte der Front öffnet sich
hinter einem großen Tor mit gedrücktem Rundbogen
eine geräumige, gewölbte Torhalle; über
ihr steigen in kräftigen, aber nicht unedlen Verhältnissen
die zwei Geschosse des Torturmes auf,
den eine wunderbar geformte barocke Dachhaube
bekrönt; das kraftvolle Lebensgefühl der
Renaissance und die freudige Feierlichkeit des
Barock sprechen aus den breitgelagerten Eckquadern
, den einfachen, aber wuchtigen Fenstergewänden
, aus dem kleinen, der Dachhaube vorgesetzten
Giebel und vor allem aus der schönen
Haube, die in gebrochener Schwingung zum
Knauf der Spitze emporsteigt. Der Turm wurde
schon bald nach 1546 unter Hochmeister Georg
Schilling von Cannstatt erbaut — der Merian-
stich zeigt ihn noch ohne die charakteristische
Haube und in der Barockzeit überformt.

Der östlich an diesen Torturm anschließende
Bau ist ebenso köstlich. Er wirkt, obwohl in die
Breite gelagert und mit seinem First dem Turm
nur knapp über die Traufe reichend, viel leichter
als der Turm. Über zwei vergleichsweise hohen
Geschossen steigt ein hohes Mansarddach mit
vielen Kaminen auf. Die Fenster der Geschosse
stimmen in ihren Ausmaßen wohltuend zu denen
des Torturms; die schmäleren, aber fast ebenso
hohen Dachfenster durchbrechen mit ihrem Aufstreben
die Horizontalen der Dachlinien ebenso
wohltuend wie die hellen Senkrechten der Geschoßfenster
dem Sandsteingesims, das zwischen
Erd- und Obergeschoß die Außenwand entlangzieht
, glücklich die Waage hält. Dieses kräftig
profilierte Gesims ist in der Mitte des Baues
unterbrochen; dort, wo als Blickfang und größter
Schmuck des Baues das Portal eingefügt ist: Zwei
flache, der Wand vorgelegte Pilaster steigen auf,
bilden ein flaches, nur noch schwach antikisierendes
, an Regence erinnerndes Kapitell, setzen
sich in einem mehrfach abgesetzten schmalen
Fries gleichsam fort und bilden auf der Höhe des
Gesimses ausladendes Gebälk aus, auf dessen
oberster Platte wie auf breiten Basen zwei Figuren
aus Sandstein ihren bewegten barocken Tanz
aufführen, die horizontale Wucht des Gebälks
mildern und die Vertikale der Pilaster nach oben


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-08/0009