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Die Markgrafschaft
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Emil Baader:
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Heimatstuben im alemannischen Land
In aller Stille sind sie gewachsen, die Heimatstuben
im alemannischen Land. Nun sind sie da
und sprechen auf ihre stille Art zu den Besuchern
, erzählen von Land und Leuten, von versunkenen
und versinkenden Gewerben und Ständen
, von bedeutenden Männern und Frauen, lobpreisen
die alemannische Heimat: den Schwarzwald
, die Rheinebene, den Kaiserstuhl; die
Berge, die Burgen und die Flüsse.
Wurde wohl schon vor 80 Jahren der Grund
gelegt zur ersten oberrheinischen Heimatstube,
als man im Sommer 1876 die erste Grimmelshausenfeier
in Renchen veranstaltete? Freilich,
es hat noch einige Jahrzehnte gedauert, bis der
Bärenwirt Behrle, ein Nachkomme Grimmelshausens
, in seiner Gaststätte die „Grimmelshausen
-Stube" einrichtete. Sie ist die
Stammutter der badischen Heimatstuben: Museum
und geruhsamer Raum der Gastlichkeit. Hermann
Eris Busse begründete für diese Stube die
„Grimmelshausen-Runde". Jahr um Jahr trafen
sich Grimmelshausenfreunde hier zu geistiger
Besinnung, zu geselligem Beisammensein. Jede
Heimatstube bedarf eines geistigen Betreuers.
Den Sinn der neueren alemannischen Heimatstube
erfüllt zumal die im Mai 1950 entstandene
„Hebel-Stube", die in einem Bergwirtshaus
hoch über Lahr, auf dem Langenhardt, eingerichtet
wurde. Hier treffen sich alljährlich im
Mai die Hebelfreunde. Immer vernimmt man dabei
Hebels Wort; immer lauscht man dabei auch
einem Dichter unserer Zeit. Das „Langenhardter
Hebelbuch" sammelt die Bilder und Stimmen der
oberdeutschen Dichter: zum Lobe Hebels und der
Heimat.
Hier trifft man sich auch, am warmen Kachelofen
, am Silvesterabend und nach dem Langenhardter
Scheibenschlagen. Die Bilder der Stube
spiegeln Hebels Welt, wie auch die heimatliche
Landschaft.
Mitten im Hansjakobland,
auf den „Höhenhäusern", zwischen
Schutter- und Elztal,
liegt ein Berggasthof, wo die
„Hansjakob - Stube"
eingerichtet wurde, nicht in
einem Nebenzimmer: die große
Bauerngaststube wurde
zur Stube Hansjakobs. Hier
schaut der Schwarzwälder
Volksdichter mitten hinein
in das Volksleben, wie er es
zeitlebens getan. Unter dem
Bild finden wir ein Hansjakob
-Zitat, das besagt, daß
ihm die Gegend um die
Höhenhäuser die liebste der
Welt sei.
bach, wo der Sänger des Schwarzwalds, Ludwig
Auerbach, gelebt hat. Ihm verdanken wir das
Lied „O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du
so schön". Rastet es sich nach einer Wanderschaft
durch Berg und Tal nicht gut in der Seelbacher
„Auerbach-Stube"? Hier tickt die Schwarzwälder
Uhr. Hier sehen wir Auerbachs Bild und jenes
seiner Freunde und des Komponisten des Liedes,
Trachtenmädchen und Trachtenfrauen.
Hoch über Seelbach liegt die Burg Hohen-
geroldseck; ihr zu Füßen die „Herberge am Berg",
der „Löwen", einer der ältesten Gasthöfe im
Schwarzwald. In der „Ritterstube" finden
wir Urkunden, welche das Alter der „Herberge
am Berg" bezeugen, Bilder der Burg, gezeichnet
von Grimmelshausen, Bilder von Turnieren, vom
letzten Geroldsecker, vom Fürsten von der Leyen,
dem letzten Souverän des alten Fürstentums
Hohengeroldseck.
Von der Ritterburg hinunter ins Kinzigtal!
Wir tun einen Blick in die „Flößer-Stube":
im historischen Gasthof „Zum schwarzen Adler",
einem der schönsten Fachwerk-Gasthäuser des
Kinzigtals. Nicht nur zahlreiche Bilder, auch
Werkzeuge erzählen von der im Kinzigtal einst
so bedeutsamen Flößerei. In den Fensterscheiben
bunte Flößerwappen. Der „Logel" sagt uns, daß
die Flößer einen guten Trunk nicht verschmähten.
Auf Scheffels Spuren wandeln wir in der
alten Reichsstadt Zell am Harmersbach. Meister
Josephus liebte sein Leben lang die Zeller Apothekerstochter
Emma Heim, das „Schwarzwald-
bäsle". In der alten Apotheke finden wir ein
„Emma-Heim-Zimmer". Im Hotel Hirsch
eine gemütliche „Scheffel-Stube".
Hebel war im Jahre 1824 mehrere Wochen
Kurgast im „Engel" zu Bühlertal. Das Gästebuch
mit Hebels Eintrag und Hebels „Lob auf das Tal"
ist erhalten. In der Bühlertäler Heimatstube fin-
Zwischen dem Langenhardt
und den Höhenhäusern
liegt der Marktflecken Seel-
Blick auf Riedlingen
Foto: Heinz Spillner
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