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Die Markgrafschaft
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stige Vorhandensein dieser Silberschmelze gegeben
. Im Jahre 1782 wollte ein gewisser Meyer
die alte Silber-, Blei- und Kupfergrube Fürstenhut
im Dambachtälchen unter dem Neuenfels
(Gemarkung Britzingen) wieder in Betrieb nehmen
und, da er wie alle Bergleute voller Hoffnung
war, dachte er gleich auch an ein Erzpoch-
werk. Dieses wäre ,,in das Klemm zu stellen
hinter dem sogenannten Silbermättle, wo eine
Silberhütte gestanden".
Meyer hatte kein Glück und im Jahre 1784
wurde ihm der Lehensbrief abgenommen, das
heißt die Konzession entzogen. Seitdem ruht der
Betrieb der Grube Fürstenhut (gegen Schluß des
letzten Krieges lagerte Munition in dem Stollen).
Auf den Gemarkungskarten des Jahres 1877
finden wir im Klemm hinter der Fischzucht die
Bezeichnung ,,Ruine" mit einer deutlichen Umrißzeichnung
. Das dürfte der Überrest (die Grundmauern
) der Silberschmelze sein; vielleicht gehörte
schon ein Pochwerk dazu, obwohl man damals
und viel später noch mit der Hand pochte,
das heißt das Erz aus der unedeln Masse ausschied
. — Das silberhaltige Erz, das dort verarbeitet
wurde, mag aus der Grube am Luxberg,
fälschlich Lausberg, gekommen sein, die schon
im Jahre 1028 erwähnt wird. Und die Steinkohle,
die Sonnenwirt Eckert fand? Sie könnte aus der
Umgebung stammen, aus dem Kulmzug, der von
Oberweiler nach Schönau zieht, der aber in den
letzten Jahrhunderten keine nennenswerten
Kohlenmengen geliefert hat. Das ist vielleicht
gut, denn wenn Steinkohle zwischen Britzingen
und dem Klemm gefunden worden wäre, hätte
man einer französischen Gesellschaft im Jahre
1822 die Konzession zum Abbau im ganzen
Gebiet gegeben!
Das Silbermättle ist nicht zu verwechseln mit
der Schmelzmatt und der Bleuelmatt bei der
Hasenburg, denn dort befand sich ja die Eisenschmelze
, das herrschaftliche Hüttenwerk, das
bis vor hundert Jahren im Betrieb war. Blajen
ist ein alter Ausdruck für schmelzen, Bla oder
Blä ist die Schmelzhütte; man hat den Bergnamen
Blauen hiervon ableiten wollen. Obwohl
bei Wies und Marzeil, bei Haus Baden, Badenweiler
und Schweighof Silbergruben waren,
scheint uns die Richtigkeit dieser Ableitung doch
zweifelhaft.
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Von Wein und Herbsterwartungen im August 1856
Vor hundert Jahren hatten die Zeitungen noch einen
wohltuend geringen Umfang. Jeden zweiten Tag ein
kleines Doppelblatt genügte schon für die amtlichen
Bekanntmachungen über Versteigerungen, Zahlungsaufforderungen
und Fahndungen und hatte daneben noch
Raum genug für gewerbliche Anzeigen. Ein gleiches
Doppelblatt, an das amtliche Verkündigungsblatt angehängt
, brachte Nachrichten aus der großen und kleinen
Politik, eine Erzählung und ein wenig Poesie. Unter den
Nachrichten aus den einzelnen Bezirksämtern nahmen
stets großen Raum die Berichte über Wirtschaft und
Landwirtschaft ein. Im August sprachen die Blätter
natürlich über den Stand der Ernte, und die des Mark-
gräflerlandes vor allem über den Stand der Reben und
über die Hoffnungen, die man auf den kommenden
Herbst setzen zu dürfen glaubte.
So meldete der „Oberländer Bote", die Beilage zum
„Amtlichen Verkündigungsblatt für die Großherzoglichen
Bezirksämter Lörrach, Müllheim, Schopfheim und Schönau
", am 4. August 1856 schon die erste reife Traube, die
freilich nicht im Markgräflerland, sonden in Rapperswyl
gewachsen war:
„Bereits gestern abend konnten sich die Gäste der
Bierbrauerei Marschall an vollkommen reifen Trauben
gütlich tun, die hier gewachsen sind. Reife
Trauben am 26. Juli 1856 — gewiß eine Seltenheit,
die der Erwähnung verdient".
Man kann vom bisher verregneten Sommer 1956 aus
dem Chronisten von damals nur recht geben. Doch nicht
nur in Rapperswyl, sondern auch am Oberrhein scheint
im Juli und August 1856 eine rechte Sommersonne
gestrahlt zu haben, denn
„am 11. August wurde zu Freiburg in einem Stück
Reben, dem Bahnhof gegenüber, eine reife weise (!)
Mosttraube, im Freien gewachsen, aufgefunden".
(Oberländ. Bote v. 13.8.1856)
Was wiederum einen Korrespondenten in Staufen
nicht ruhen ließ und ihn zu einem zusammenfassenden
Bericht veranlaßte (Oberl. Bote v. 20.8.1856):
„Aus dem Amtsbezirk Staufen, 17. Aug.: Der Stand
der Trauben läßt bei uns nichts zu wünschen übrig.
Obwohl die Monate Mai und Juni anhaltend naß
und kalt waren, fangen die Trauben doch schon zu
weichen an; und häufig findet man in sonnigen
Lagen einzelne reife Trauben. Wenn die Witterung
im nächsten Monat September sich so günstig wie im
August zeigt, erhalten wir eine vorzügliche Qualität.
Doch wird das Quantum ein geringeres als im vorigen
Jahre. Die Trauben sind kleiner und werden
nicht so geschlossen, wie sonst gewöhnlich. Die Vorräte
an altem Wein sind nicht von großer Bedeutung,
nur in einzelnen Kellern sind diese zu treffen. Die
Rebleute, welche Wein verkaufen wollten, haben es
getan, woraus sich schließen läßt, daß wir wieder
keinen wohlfeilen Wein nach dem Herbst zu trinken
bekommen werden".
Inzwischen wurden aus der einen reifen Traube in
Freiburg mehrere, wie der „Oberländer Bote" vom 29. 8.
meldete:
„Freiburg, 27. Aug. ... Von mehreren Seiten treffen
Nachrichten über das Auffinden reifer, im Freien
gewachsener blauer und weißer Trauben ein, was
als gutes Zeichen für den allmählich heranrückenden
Herbst gehalten wird".
In der Tat: Einiges Zutrauen setzte man doch in den
kommenden Herbst. Allenthalben beeilten sich die Schaffner
und Stiftungsrechner, die Fässer für den 1856er frei
zu bekommen, indem sie den 1855er versteigerten. So
bot z. B. der Stiftungsvorstand Bellingen am 12. August
„circa 34 Ohm Kirchenwein, 1855er Gewächs"
(Amtl. Verk. Blatt v. 1.8.1856) und auf 13. August der
Kapellenfonds-Rechner Mangold von Rheinweiler
„ungefähr 9 Ohm Kirchenwein, 1855er Gewächs"
zur Versteigerung aus (Amtl. Verk. Blatt v. 6.8.1856).
Zweifellos bekam, wer wollte, im August 1856 am Oberrhein
seinen Keller leer, und nicht mit geringem Gewinn.
Vom Kaiserstuhl wurde geschrieben:
„Die Nachfragen nach Wein waren in den letzten
Tagen so zahlreich, daß die Preise immer noch steigen
. Die geringsten Sorten der Jahrgänge von 1851,
1852 und 1853 gelten selbst am vorderen Kaiserstuhl
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