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Die Markgrafschaft
20 fl. die Ohm, und der letzt jährige Wein nicht
unter 23 fl. Die fortwährende Steigerung der Preise
ist umso auffallender, als der Stand der Trauben
bereits überall ein sehr ausgezeichneter ist. Die
Ursache der hohen Preise ist neben der immer mehr
anerkannt werdenden Brauchbarkeit unserer Weine
für den großen Verkehr in den geringen Vorräten
zu suchen. Seit einem Menschenalter, ja seit mehr
als hundert Jahren mag es am Kaiserstuhl nicht
soviel leere Fässer gegeben haben wie heuer".
(Oberl. Bote v. 6. 8. 1856)
Das galt sicher auch für das Markgräflerland. Hier
wie dort taten auch die Wirte ihr Bestes, um den alten
Wein an den Mann zu bringen. Unaufhörlich zeigten sie
Preiskegeln, Musik und „Tanz-Belustigungen" an — der
Gemeindewirt Renk in Hauingen, der Hirschenwirt Räuber
in Welmlingen, der Blumenwirt Keller in Kandern,
die Gartenwirtschaft in Ober-Tüllingen, der Badwirt
Weißenberger in Fischingen, der Sonnenwirt Brombacher
in Mappach, der Badwirt Vogel in Müllheim, der Gemeindewirt
Brändle in Huttingen und viele andere —
nicht zuletzt der Kursaal Badenweiler mit seinen regelmäßigen
Bällen. Wer ein Preiskegeln anzeigte, tat es
unter ehrlicher Nennung des Gabenwertes, der sich meist
zwischen 60 und 75 fl. bewegte. Als besondere Attraktion
vermerkte der Pflugwirt Müller in Maugenhardt, daß
bei seinem Preiskegeln am 3. 8., das einen „Gabenwerth
von 75 fl." versprach, „die Preise meistens in schönen
Schafhämmeln" bestünden (Amtl. Verk. Bl. v. 1. 8.1856).
Keine Frage, daß dies alles in Konkurrenz auch mit den
Bierwirten vor sich ging, die ebenfalls den heißen August
durch ihr Getränk geschlachter zu machen versprachen
— der Bierbrauer Wittich in Kirchen oder die Montfort-
sche Bierwirtschaft in Zell etwa.
Dem Wein wie dem Bier wurde jedenfalls kräftig
zugesprochen, wie man aus folgenden Anzeigen ersehen
mag:
„Auf dem Wege von Haltingen über Weil nach Lörrach
ist in der vergangenen Woche eine grünrothe,
mit Gold gestickte Cereviskappe verloren gegangen".
(Verk. Bl. v. 18.8.1856)
Offenbar kam es dem Verlierer — einem Basler
Studenten? Oder war's ein Haltinger Student auf Ferienbummel
? — auch etwas genierlich vor, daß er nicht
mehr genau wußte, wo auf seinem Zickzack-Kneipenweg
ihm das Käppchen vom alkoholumbrausten Schädel
gerutscht war, denn er nannte seinen Namen nicht, sondern
bat den „redlichen Finder" die Kappe bei der
Redaktion des Blattes abzugeben — natürlich gegen ein
Trinkgeld.
Nun kann so ein Käppchen im Wein- oder Bierdunst
schon verloren gehen. Aber es kamen in jenem heißen
August 1856 noch ganz andere Sachen abhanden — selbstverständlich
auch im Bannkreis der Wirtshäuser:
„Am letzten Viehmarkt in Lörrach blieb eine Kuh
stehen. Der Eigentümer kann solche gegen Ersatz
der Kosten in Empfang nehmen bei Vogelbach zu
den „3 Königen". (Verk. Bl. v. 27.8.1856)
Es muß schon ein tüchtiger Schoppen gewesen sein, der
jemanden sogar eine Kuh vergessen ließ.
Sehr früh schon berichtete dann der Oberländer Bote
(v. 29. 8.) vom ersten neuen Wein, vom 1856er:
„Efringen, 25. Aug. Gestern, am Bartholomäustag,
kosteten wir hier bereits neuen Wein von der Lander
des Herrn N. Däublin, der so trefflich mundete,
daß wir die besten Hoffnungen auf Erzielung einer
guten Qualität 1856er hegen dürfen".
Und dies trotz dem nassen Mai und Juni! (Darf das nicht
auch ein Hoffnungslicht für 1956 geben?) Ob und wie
sich die Erwartungen auf den neuen Jahrgang 1856 im
Markgräflerland erfüllten? Der September und Oktober
werden es zeigen. B. Gmeiner
Haben Sie Ihren Verwandten und Bekannten unser
Blatt schon gezeigt? — Wenn nicht, holen Sie es
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Herausgeber: Hebelbund Müllheim i. B.
Redaktion: Konstantin Schäfer, Oberlehrer, Neuenburg
Anzeigenannahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 5
Postscheckkonto 688 89 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim i. B.
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