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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-09/0007
Emil Baader:

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Kleine Geschichten um einen großen Arzt

Am Gasthof zur „Rose" in Graben bei Karlsruhe
erinnert eine Gedenktafel an einen der berühmtesten
deutschen Ärzte, der in diesem Hause
im Jahre 1822 geboren wurde: an den Heidelberger
Universitätsprofessor Dr. Adolf Kußmaul. Er
hatte Humor genug, über seinen seltsamen Namen
in seinen berühmten „Lebenserinnerungen
eines alten Arztes" ein besonderes Kapitel zu
schreiben.

Als Student in Heidelberg steigerte er einmal
in einer öffentlichen Auktion die Lieder von
Beranger. Als er dem Versteigerer auf Anfrage
seinen Namen für das Protokoll zurief, verbat
sich dieser solche Spässe, und alles lachte.

Ein hohe Dame interessierte sich zwar sehr
für Kußmauls Schrift „Untersuchungen über das
Seelenleben neugeborener Kinder". Aber der
Name des Verfassers erschien ihr schrecklich. Sie
äußerte: „Nein, es ist unmöglich, so kann man
doch nicht heißen!"

In Süddeutschland — die Vorfahren unseres
großen Arztes kamen im Jahre 1701 aus dem
Schwäbischen nach Söllingen bei Durlach — findet
man auch die Familiennamen Kuß, Küß und
Küßwieder. Die Küß sind Elsäßer. Ein berühmter
Professor der medizinischen Fakultät in Straßburg
hieß Emil Küß. Wie verbreitet die „Kußnamen
" im Badnerland sind, erlebte unser Professor
bei einem Karlsruher Ball im Winter
1848/49. Während der Tanz im besten Gange war,
flog ein gedruckter Zettel durch den Saal mit der
erfreulichen Anzeige, „daß die Herren Kuß und
Kußmaul, sowie das Fräulein Küßwieder den
Ball mit ihrer Gegenwart beehrten".

Besonderes Aufsehen erregte der Name Kußmaul
in Norddeutschland. In den Jahren 1848 und
1849 marschierte Kußmaul als Militärarzt mehrmals
durch das Königreich Hannover. Auch verweilte
er zweimal längere Zeit in den Herzogtümern
Schleswig-Holstein. Wenn er bei diesen
Märschen nach der Ankunft im Quartier der
Dame des Hauses seine Aufwartung machte,
durfte er, sobald er seinen Namen nannte, eines
vergnüglichen Empfangs und der neugierigen
Musterung des Trägers eines so bedenklichen
Namens sicher sein.

Am muntersten empfing ihn die hübsche Frau
eines hannoverschen Kollegen, der sich den Militärarzt
des angemeldeten badischen Bataillons
ins Quartier gebeten hatte. Als Kußmaul in dessen
Haus abstieg, befand sich der Kollege auf der
Praxis. Kußmaul meldete sich bei seiner Gattin.
Sie glaubte, den Namen nicht richtig verstanden
zu haben, sah den Gast zweifelnd an und bat, den
Namen zu wiederholen. Kußmaul buchstabierte
ihn vor. Da lachte die junge Frau dem Gast aus
dem Badnerland fassungslos ins Gesicht.

Kußmauls alter Lehrer und Freund, Professor
Hermann Naegele, dessen Assistent Kußmaul
als Student gewesen war, hatte ihm solche Szenen
Wiederholt vorhergesagt und ihn dringend ermahnt
, seinen Namen zu ändern. Kußmaul ließ
sich aber nicht bange machen. Eines Tages erklärte
er ihm, daß er einen vornehmen, altbewährten
Namen trüge, den er nimmermehr ablegen
werde. Seine Familie sei von ältestem
medizinischem Adel. Sie stamme ab von dem berühmten
Oribarius, dem Leibarzt Julians des
Abtrünnigen. Nach dem Tode des Kaisers sei er
verbannt worden und zu den Goten an die Donau,
gezogen, die seinen Namen in „Kußmaul" übersetzt
hätten. Os der Mund und Basiums der Kuß
machten zusammen Oribasius = Kußmund oder
auf schwäbisch Kußmaul.

Als Kußmaul anläßlich einer Schweizerreise
in der Nähe von Walzenhausen im Appenzeller-
land einen Hof kennen lernte, der sich „der Kuß"
nannte nebst einer Matte dabei, die den Namen
„Kußmatte" führte, da meinte er „ob ein Kuß-
servitut auf dem Gute ruhe, konnte ich nicht erfahren
".

Erfreulich ist es, daß der Landesverein Badische
Heimat für das Geburtshaus des großen
Arztes und Menschenfreundes, dem auch der
Humor nicht fehlte, ein Bildnis von Adolf Kußmaul
(geschaffen nach einem Porträt von Adolf
Lenbach) gestiftet hat.

Herbstlicher Garten

Vor kurzem noch ein sonnentrunknes Lodern,
Ein überschwänglich buntes Lebensfest —
Doch nun sinkt Blatt auf Blatt aus dem Geäst
Und ruht und wandelt sich im Wintermodern.

Zu Erde west es, wie es Erde war;
Das müde Späte wird zum kräftig Frühen:
So kreist des Lebens Rad unwandelbar —
Was ehdem blühte, dient dem künft'gen Blühen.

Ernst Sander

AUFRUF

Hebels Briefe sind augenblicklich den Freunden
des Dichters so gut wie unzugänglich. Sowohl
die Einzelausgaben als auch die von Wilhelm
Zentner, dem Hebelpreisträger 1955, herausgegebene
Gesamtausgabe sind vergriffen. Um
diesem Mangel abzuhelfen, ist zur Zeit eine Neuauflage
der Gesamtausgabe, die zahlreiche Bereicherungen
und Engänzungen bringen wird, in
Arbeit. Es ergeht daher an alle Hebelfreunde die
Bitte, den Herausgeber von etwa noch unbekannten
oder unveröffentlichten Hebelbriefen in
Kenntnis zu setzen, damit die Neuausgabe Hebels
Briefwerk in möglichster Vollständigkeit und
Lückenlosigkeit darzubieten imstande ist.

Diesbezügliche Mitteilungen werden erbeten
an den Verlag C. F. Müller in Karlsruhe, Lammstraße
2-4, in dem gleich der 1. auch die 2. Auflage
der Hebelbriefe herauskommen wird, oder
an den Herausgeber Dr. Wilhelm Zentner, München
8, Grütznerstraße 6/1 lks.

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