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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-01/0004
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unb tuünfctjt it)nen ein gutes neues 7al)c (1809)

Eigentlich aber ist nicht viel daran zu wünschen
, denn es kommt wieder wie allemal von
selbst den 31. Dezember 1808, nachts um 12 Uhr,
wenn lose Vögel neben dem Durlacher Hofwirtshaus
zu Karlsruhe Petarden legen und fast sehr
laut sind, die nicht wissen, daß das neue Jahr
kommt wie ein Geist, der nicht gern will beschrien
sein, wenn er soll viel Gutes bringen.
Andere Leute aber schlafen im Schutze Gottes
und merken nicht viel davon, wenn die zwei großen
Schildwachen sich ablösen in der Mitternacht
und geben einander Parole, die niemand versteht
. Dagegen streckt der Rheinländische Hausfreund
seinen Lesern ins neue Jahr hinein, das
selber kommt, die Hand entgegen und wünscht
gesunden Leib, gut Gewissen und Zufriedenheit
und sagt, daß er dies Jahr seinen Lesern einen
Tag abbrechen muß, nämlich den 29. Februar,
weil sonst der Zeug für diesen Monat nicht zureicht
oder aber die Tage zu kurz ausfallen könnten
, wenn 29 wollten daraus gemacht werden.
Dagegen verspricht er, künftig keine ferneren
Subtraktions - Exempel mehr an der Zeit zu
statuieren, sondern alle Jahre 365 Tage ungeschmälert
zu liefern und richtig einzuhalten, bis
bessere Zeiten kommen, die wieder einen Schalttag
ertragen können, und will von Jahr zu Jahr
auf allerlei Lehrreiches zu Spaß und Ernst, auch
schöne Figuren ferner bedacht sein, untereinander
, wie es in der Welt auch zugeht. Einer lacht,
der andere weint. Heute Regen, morgen Sonnenschein
; und unaufhörlich läutet hie und da die
Glocke, dem einen zur Hochzeit, dem andern ins
Grab. Und so will der Rheinländische Hausfreund
tun zur Erkenntlichkeit, weil er gesehen und
große Freude gehabt, daß sein Kalender schon
zum erstenmal und fast an allen Orten ist fleißig
gelesen worden, und hat hie und da einer
gesagt: „Der meint es nicht schlimm mit uns",
und hat in einer Erzählung etwas wie ein kleines
Goldkörnlein gefunden und nicht verschmäht.
Denn der Rheinländische Hausfreund geht fleißig
am Rheinstrom auf und ab, schaut zu manchem
Fenster hinein, man sieht ihn nicht; sitzt in
manchem Wirtshaus, und man kennt ihn nicht;
geht mit manchem braven Mann einen Sabbater-
weg oder zwei, wie es trifft, und läßt nicht merken
, daß er's ist. Zum Exempel, er hat's wohl
mit angehört und ist dabei gestanden im letzten
Herbst, als die Schwäbin, so ohne Beine auf
einem Rößlin in der Welt herumreitet, herwärts
gen Schorenbuck zwischen Basel und Haltingen
an der Straße saß und prophezeite einer braven
Markgräflerin, die von Basel kam und bei ihr
stand, viel dummes Zeug, was der Komet bedeute
. Die Frau hörte zwar aufmerksam zu, was
die Hexe sagte, wird aber hoffentlich nichts geglaubt
haben. Denn selbiger Wadelstern mit
seinem silbernen Haar hatte nichts mehr zu bedeuten
, sondern sollte in Berlin und Polen das
große Kriegsunglück und die blutigen Schlachten
ankündigen, — kam aber zu spät, wie manchmal
ein Feuerreiter, wenn das Häuslein schon verbrannt
ist. Denn der Kaiser Napoleon ist so
schnell in seinen Unternehmungen und macht so
kurzen Prozeß, daß selbst ein Komet nicht geschwind
genug zur Sache tun kann, wenn er noch
zu rechter Zeit will da sein, und ist dem Hausfreund
auch so gegangen, hat den preußischen
Krieg auch erst angekündigt, als er schon vorbei
war. Doch wäre dies noch zu verschmerzen, wenn
er nur nicht beklagen müßte, daß es mit dem
andern Krieg, nämlich wo mit Apfelküchlein geschossen
und kriegsgefangene Kronentaler eingebracht
werden, noch nicht recht hat wollen in
Gang kommen. Doch wird's mit Gottes Hilfe
und unserem eigenen Fleiß etwa besser werden
von Jahr zu Jahr, und hat schon diesmal nicht
überall gefehlt, wo viel guter Wein gewachsen
ist Anno Eintausend Achthundert und sieben,
und ein schön Stück Geld daraus gelöst worden.
Der Rheinländische Hausfreund weiß auch davon
zu sagen und hat je ein Schöpplein gekauft oder
etwas zu Konstanz im Adler, zu Waldshut im
Rebstock, zu Lörrach im Goldenen Ochsen (hat
nichts gekostet), zu Schopf heim im Pflug, zu
Utzenfeld in der Mühle, zu Freiburg im Schwert,
zu Offenburg in der Fortuna, zu Kehl im Lamm,
zu Ulm bei Lichtenau im Adler, zu Rastatt im
Kreuz, zu Durmersheim beim Herr Schlick. In
dieser Landschaft ist der Vorfahrer des Hausfreunds
sozusagen vogelfrei gewesen, und der
Rastatter Hinkende Bot hat allein das Privilegium
gehabt, den Leuten die Wahrheit zu erzählen
, der arme Teufel auf seinem hölzernen Bein.
Jetzt sind der Hausfreund und er rechte gute
Freunde und halten friedliche Nachbarschaft,
hängen in mancher Stube nebeneinander am
nämlichen Nagel, und so sie sich auf der Straße
begegnen oder in einer Herberge, reden sie miteinander
. Aber den Reutlinger, wenn er ihnen
zwischen . Licht auf einem Feldweg begegnet,
grüßen sie nicht sehr, sondern sagen: ,,Bleib du
in deinem Land, wenn man nicht nach dir schickt,
und komm nicht selber, sonst druckt man dir
einen Stempel auf das Brusttuch, so 12 Kreuzer
kostet". — Soweit geht der Vorbericht, — und
nun setzt der Rheinische Hausfreund die Betrachtungen
über das Weltgebäude fort, so man
aber auch ordentlich lesen muß, wenn man wissen
will, was drin steht. Denn der Nürnberger
Trichter ist schon vor dem Siebenjährigen Krieg
zerbrochen. Johann Peter Hebel

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