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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-01/0009
sich von dem weißseidenen Atlaskleid besonders
füllig abhob.

Johann Peter von Lupfen, den das Bekenntnis
fast ebenso bewegte, wie ihn die Wiederkehr
seiner Frau erregte, dankte dem Diener und der
Köchin; denn sie hatten, wenn auch ungewollt,
die Begrabene wieder zum Leben erweckt.

Nach dieser Nacht beschenkte er sie außerdem
so, daß sie heiraten konnten und ihm und
seinem Hause künftig jene Treue hielten, die
nicht um einen Hauch vom geraden Weg abläßt.

Es war schwer, die Schimmel die Treppen
hinunter wieder ins Erdgeschoß und ihren Stall
zu führen; aber es gelang, indem man sie über
aufgelegte Bretter gehen oder rutschen ließ. Ihre
Köpfe bildete ein Schnitzer in Holz nach, und
der Ratsherr stellte sie selbst zur Erinnerung in
die Giebelöffnung.

Frau Adelheid, die kinderlos war und blieb,
lebte, wie die Sage berichtet, nachdem noch sieben
Jahre. Sie sprach jedoch wenig, lachte kaum,
saß aber viel am Rocken und spann, oder sie
webte Handarbeiten eigener Art. So schuf sie
für das Münster ein Fastentuch, eines jener
Hungertücher, das man ehemals während der
Fasten vor den Hochaltar der Kirchen hing, das
Kreuz zu verhüllen, und es hieß, sie habe den
dunklen Ernst ihres Scheintodes in die Gestalten
des Tuches gestickt, die Männer und Frauen, die
auf ihm das Leid der Zeit tragen und jeden
Betrachter auffordern, die Demut des Herzens
zu wahren.

Das Tuch benutzt man heute noch, wohingegen
der zweite Weltkrieg das Haus mit den
Schimmelköpfen zerstörte.

Stiller Winkel in Britzingen Federzeichnung von Fritz Kummer

Wilhelm Zentner:

<Smz pfcmtyercli'dje ^efdjtuerbe in Decfen

Ein altes Bittgesuch vor 200 Jahren

Lieber Leser, weißt du, selbst wenn du aus
Müllheim oder Lörrach sein solltest, etwas vom
Pfarrer Christian Gottfried Ludwig in Otlingen?
Aber laß dich dein Kopfschütteln nicht verdrießen
: bis vor kurzem war ich auch nicht gescheiter
als du! Die Kirchenbücher, die so manches zu
sagen wissen, wenn man sie recht zu fragen versteht
, ließen mich weiterfinden. Seltsamerweise
war Ludwig kein badisches Landeskind. 1711
als Sohn eines Hof- und Gerichtsschreibers in
Kroitsch in Schlesien geboren, ließ er sich mit
dem Studium der Theologie Zeit und wurde erst
in für jene Zeit verhältnismäßig „hohen4' Jahren
unter die Pfarrkandidaten aufgenommen. Welcher
Art die Wege gewesen sein mögen, die ihn
in die Markgrafschaft und zunächst als Schuladjunkt
nach Auggen geführt haben, läßt sich
heute nicht mehr ermitteln. Immerhin muß sich
Ludwig in der Schulstube bewährt haben, denn
1744 finden wir ihn als Prinzenerzieher und
Lehrer am Gymnasium in Karlsruhe. Eine Bevorzugung
stellte gewiß auch die Berufung als
Pfarrer nach Langensteinbach im Jahre 1746 dar,
denn dieser heute in ein freundliches Hügelidyll
eingebettete Ort war damals ein beliebtes „Fürstenbad
", seit Markgraf Karl Wilhelm von Baden

über der dortigen Barbaraquelle im Jahre 1719
ein stattliches Badehaus hatte errichten lassen.
Die Liebe zu Langensteinbach übertrug sich auf
seinen Nachfolger Karl Friedrich, der bestimmt
nur einen ihm sympathischen Mann auf der
dortigen Pfarrkanzel sehen wollte.

Allein unserem Pfarrer Ludwig muß die Erinnerung
an die Auggener Jahre nicht aus dem
Sinn gewichen sein. Das Unterland konnte ihn
nicht halten. Vermutlich ist es sein eigener
Wunsch gewesen, wieder ins Oberland zu kommen
. Möglicherweise mag auch der Markgräfler
Wii eine gewisse Rolle in seinen Erwägungen
gespielt haben; die Wahl von Otlingen spricht
jedenfalls dafür. So ist Christian Gottfried'Ludwig
anno 1752 als ordentlich berufener Pfarrer
und Seelsorger der Gemeinde Otlingen in seinem
neuen Amte aufgezogen. Somit war alles gut,
nur das Pfarrhaus hatte einen kleinen Schaden.
Allein da schirrte Ludwig, als ehemaliger Magister
auch auf dem Pegasus sattelfest, rasch entschlossen
das Musenrößlein, um es im Versetrab
in die Kanzleistuben des hohen geistlichen Konsistoriums
in der Landeshauptstadt traben zu
lassen. Was mag man dort für Augen und Ohren
gemacht haben, als der Ankömmling plötzlich so

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