Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-01/0013
wolverordnetter General Maiori und Gubernatori
der Vestung Breysach und zugehöriger Orte".
Es war derselbe General von Erlach, dem dier
sterbende Herzog Bernhard von Weimar sein
Lebenswerk anvertraut und der das Land an
Frankreich ausgelief ert hatte. Ein Jahr lang zieht
sich der Streit hin. Dann finden wir eine Niederschrift
vom 17.9. 1642, die das Ergebnis eines
Schiedsgerichts festhält, das aus Vertretern der
Königl. Französischen Regierung in Breisach und
aus Markgräflichen Abgeordneten bestanden
hatte. Müllheim muß den Schaden ersetzen und
dazu alle Kosten in Höhe von 138 Reichstalern
an Dürreisen vergüten. Die Gültigkeit des Weidbriefes
von 1400 wird ausdrücklich bestätigt, der
noch dahin ergänzt wurde, daß kein Weidgenosse
mehr als sechs Stück Vieh auf die Gemeindeweide
treiben dürfe ohne besondere Genehmigung
. „Endlich sollen alle in diesen Kriegszeiten
eingeschlichenen Müßverständt zwischen der
Stadt Neuburg und der Gemein zu Mühlheimb
hiermit abgethan und ufgehebt sein".

1704 hatte Vauban Neuenburg restlos einebnen
lassen. Die Stadt war ausgelöscht. Von
allen Seiten fiel man nun in ihren Bann ein und
suchte sich zu bereichern. 23 Aktenstücke berichten
von diesen Eingriffen während des einen
Jahres 1709. Nicht nur Hügelheim beginnt willkürlich
im Stadtbann abzuholzen, auch von den
Franzosen angestellte Bremgartner stehlen Hunderte
von Klafter Holz in den Gemeindewaldungen
und1 führen sie nach Breisach. Auf Befehl der
Regierung erstattet Franz Ignati von und zu
Schönau Bericht über diese Raubzüge der Hügel-
heimer, Bremgartner und Grißheimer, die das
Holz nicht etwa allein für sich gebrauchten, sondern
auch nach Breisach verkauften. Es gelingt,
einige der Missetäter namentlich festzustellen.

Bürgermeister Linder von Neuenburg, der
mit dem größten Teil der Bürger nach Steinenstadt
abgewandert war, reichte von dort aus
einen ausführlichen Bericht ein. Er meldet, daß
die Holzmacher für die Franzosen 1300 Klafter
Holz geschlagen hätten, die alle noch auf den
Rheininseln lagerten, aber zum Abtransport nach
Breisach bereit stünden. Dazu käme noch die
entsprechende Menge Wellen. Außerdem habe
Johannes Keller von Breisach „eine ohnsägliche
quantität holtzes, auch darunder alle alte undt
junge aichbäum abhauen und nacher besagtem
Breysach abführen lassen". Die Bremgartener
und Grißheimer Holzmacher würden darauf hinweisen
, daß die Franzosen Männer von jenseits
des Rheines bringen würden, wenn sie sich
weigern sollten, das Holz für sie zu schlagen.
Kräftig dazu beigetragen habe auch der Schultheiß
von Blodelsheim, „so doch sich sonst als ein
sonderbar freündt der Statt Newenburg dem
eüßerlichen schein nach anstellet". Die Zienkener
aber würden eine rühmliche Ausnahme bilden.
Es sei sogar so, „das der Badenwyhlerische
Ambtsschreiber die Zienckemer als Rebellen
ixactirt, da sie mit den Hügeler nit halten wollen
; und wan sie an Newenburg eine Ansuchung
thuen wurden, umb 100 Thaler zue strafen be-
drowet. Ist solches mit niemandts anders dan
den Johannes Fischer als den würth zu Ziencken

undt dem wohlhäbigten Einwohner allda, welcher
da er bey vorbemeltem Ambtschreiber beklagt
worden von der Hügeler eingriff mir porte
geben zue haben undt hierüber von Ihme Ambtschreiber
nacher Badenweiler citirt, also und
dergestalten von demselben in gegenwarth
Stefan Ily, auch eines Einwohners von Ziencken,
tractiret und empfangen worden".

Doch nicht allein der Holzdiebstahl sei zu
beklagen. Auch das Vieh wird auf die Neuen-
burger Weide getrieben. „Ja, der Hügeler Schäfer
mit seiner Herdt bis an die Newenburger
Mauern undt Steinhaufen fahre, und mit den
Gaißen, deren er etliche und den Schaafen habe,
die frucht auf den Newenburgischen Ackheren
ohne schewn abweyde". Was soll hier getan werden
. Man müsse doch dazu beitragen, daß „doch
nicht alles in grundt verderbt, sondern etwan
zuekünftiger aufnamb deroselben durch heyl-
same handlaistung beygesprungen werden möge,
zue dem endt gnädig erachten, ob nicht rathsam
und dienlich seyn wurde, das man an Seiten
hochlöbl. v. ö. Stellen ein bewög- und nachtruck-
liches schreiben an Herren Intendanten nacher
Straßburg per expressum in der Statt Newenburgischen
Kosten dirigiren und darinnen Ihme

Dank an Johann Peter Hebel

Schon früh hab ich in deinem Buch gelesen

Und hier und da die Nase tiefer auch

Dareingesteckt, von deinem Habermus

Geschmeckt, den Weg zum Mehlfaß auch gefunden,

Dein Wiesental hat mich entzückt und später

's Küßlein in Ehren — auch die schönen Bilder,

Die Meister Richter dazu schuf. Und dann

Kam Staub darüber auf dem Bücherbrett,

Bis daß ich 's Büchlein mitgenommen

Mit anderm Bücherkram, drei Kisten voll,

Ein rechtes Huckepack, aus meinem Dorf

In eine fremde Stadt, die kein Zuhause,

Nur Hausung war für viele Heimatlose.

Ach, ihnen rauscht kein Wald, und keine Wiese

Läßt ihrem Auge frische Blumen blühn —

Und unbarmherzig schwingt der Tag die Peitsche,

Nach der sie alle tanzen. Solches sah ich,.

Dem gleichen Los verfallen, längst entwöhnet

Das Ohr dem Waldesrauschen, das vom Sturme

Der Schienen nur und der Fabriken dröhnt.

Geblendet ist vom Bogenlicht das Auge,

Vor dem die aufgescheuchte Schar sich duckt

Wie ein geschlagner Hund. Nur in der Seele

Erhob zuweilen sich ein Klang wie Rauschen

Von fernen Wipfeln, Goldhähnchenmusik.

Darüber fand ich dich zum andernmal —

Vergilbt war Blatt um Blatt und hin und wieder

War ein Vergißmeinnicht, getrocknet Buntgras

Dareingestreut — daheim aus meinem Tal.

Ich aber las mit wachsender Begier

Nach einem halben Menschenalter dich

Zum andernmal — nun Manns, genug geworden,

Nach manchem Jahr des Hungerns und der Brache,

Die schlichte Seelenweise zu verstehn.

Sie war der Born, daraus im Heimatfrieden

Das Herz gesund sich trank, und wie mit Händen,

Die Zaubers kundig, hast den Alp der Zeit

Du mir gelüpft mit müß'gem Fabulieren

Von deiner Wiese, deinem Tabakraucher,

Der Häfnetjungfrau und dem Schreinerg'sell,

Riedligers Tochter — der Vergänglichkeit.

Dank dar dafür! Auch deine Zeit wird kommen,

Wenn ausgelärmt die unsre sich und totgehetzt —

Und auferstehn die Stillen in dem Land,

Die Wunden heilend, die die Lauten schlugen.

Dank dir — und Gruß dem schönen Wiesental,

Und Gruß auch unserm Meister Ludwig Richter.

Adolf Wurmbach

11


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-01/0013