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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-01/0017
dem besseren Recht ganz abgesehen) behauptet,
Neuenburg sei ein Bestandteil von Preußen, und
sollten sie nicht wissen, daß Preußen und Württemberg
zu einem und demselben Bund gehören!? Oder
wollen sie gegen dieses ihr besseres Wissen sich
auflehnen, gegen das vom deutschen Bunde anerkannte
Recht Preußens?"

(„Oberl. Bote" Nr. 3 v. 5.1.1857.)

Das war recht scharf gesprochen. Inzwischen aber
begannen sich bereits Folgen der Mobilisation zu
zeigen:

„Da die Hantierungen des Friedens in der Schweiz
dem Getöse des Krieges weichen, mußten die im
Kanton St. Gallen beschäftigten und hauptsächlich
beim Eisenbahnbau zu Rorschach verwendeten Arbeiter
, nahezu 4000, die Mehrzahl davon aus Württemberg
, entlassen werden. Durch die Einberufung
der Mannschaft zu den Regimentern wurde der
Stillstand von Fabriken herbeigeführt und entbehren
selbst Eisenbahn - Betriebsstellen der nötigen
Leute. In den Kantonsgemeinden am Bodensee werden
Bürgerwehrkorps errichtet. Die Pferdeausfuhr
über hier nach der Schweiz ist nicht bedeutend; bis
zur Zeit wurden etwa 50 Stück über die Grenze
geführt". („Oberl. Bote" Nr. 3 v. 5.1.1857.)

Trotz Friedenshoffnungen auf beiden Seiten lauten
die Nachrichten bald wieder kriegerischer.
Obwohl durchsickerte, daß

„die deutschen Regierungen Preußen einen Krieg
gegen die Schweiz aufs energischste widerraten, —"

(„Oberl. Bote" Nr. 4 v. 7.1.1857)

rüstete man in der Schweiz weiter:

„der Bundesrat hat auf Ansuchen des Generals
Dufour" —

der von der Bundesversammlung in Bern mit
130 von 140 Stimmen zum Oberbefehlshaber gewählt
worden war. (O. B. Nr. 2 vom 2. 1. 1857.)

„ — neuerdings drei halbe Divisionen, 15 000 Mann,
aufgeboten. Die Stäbe dieser, Divisionen 1, 4 und 6,
befehligt von den Obersten Charles Veillon, Krug
und Egloff, waren schon früher einberufen".

(„Oberl. Bote" Nr. 4 v. 7.1.1857.)

Doch während sich eine Stimme aus Basel dahin
vernehmen ließ:

„So leben wir in der Schweiz immer noch zwischen
Furcht und Hoffnung, auf das Ärgste zwar gefaßt,
aber doch einen ehrenhaften Frieden vor allem
wünschend" (ebd.),

fühlte man sich in der Redaktion des „Oberländer
Boten" bemüßigt, der Schweiz moralische
Lektionen zu erteilen, und schrieb:

„Wir halten überhaupt dafür, die Schweiz wäre in
dem gegenwärtigen Konflikt viel besser gefahren,
sie hätte sich viel Sorge und Mühe erspart, wenn
sie von Anfang an sich mehr gefragt hätte, was sie
nach bestem Gewissen tun dürfe und tun solle, als
was sie, gestützt auf irgend welche äußere Verhältnisse
, tun könne. Wir wissen wohl, es klingt
das sehr altvaterisch, und das Gewissen gilt für
einen lästigen Gast auf dem Gebiete der Politik.
Uns aber ist es eine ausgemachte Sache, für kleine
Staaten besonders ist* die beste Politik Wahrheit
und Redlichkeit; sie flößen nach außen hin Vertrauen
ein und geben im Innern Festigkeit", (ebd.)

Dazu paßte, daß zwei Tage später aus Basel verlautete
:

„Einer Mitteilung des „Bund" zufolge hat die großh.
badische Regierung die hiesige Kantonsregierung
mittelst einer Zuschrift für alle unter den obwaltenden
Umständen etwa stattfindende Beschädigung
der über das Basler Gebiet führenden badischen
Eisenbahn verantwortlich gemacht. Die hiesige Regierung
habe dies höflich abgelehnt".

(„Oberl. Bote" Nr. 5 v. 9.1.1857.)

Die Schlußbemerkung von der höflichen Ablehnung
ist sicher nicht als Formel zu verstehen,
denn Baden und besonders die Bevölkerung der
badischen Grenzgebiete zur Schweiz hin lebte
trotz Mobilmachung in gutem Einvernehmen mit
der Schweiz. Zeugnis dafür ist ein Bericht über
die Verhältnisse an der Konstanzer Grenze:

„Gestern ist das Bataillon Züricher Miliz, welches
sein bisheriges Standquartier verlassen hat und
mehr in das Innere der Schweiz gegen Frauenfeld
gerückt ist, durch ein Bataillon Schwyzer Miliz ersetzt
worden. Es sind dies meistens kräftige, wohlgebaute
, aber kleine Leute. Sie sind gut uniformiert
und equipirt. Ihre Uniform hat Ähnlichkeit mit der
württemb.ergischen. Das freundnachbarliche Verhältnis
zwischen den Bewohnern von Konstanz und den
Schweizern ist bisher nicht im geringsten gestört
worden. Die schweizerischen Soldaten und Offiziere
sind sehr freundlich, sie grüßen fast jedermann, was
man in anderen Ländern nicht sehr häufig sieht. So
oft ein neuer Trupp schweizerischer Soldaten ankommt
, stellen sie sich in ganzen Massen an die
Grenze und sehen sich unsere schmucken Soldaten
an, die ihnen gut gefallen. Es sind auch schon
mehrere schweizerische Soldaten in die Stadt gekommen
. Der wechselseitige Geschäftsverkehr geht
seinen ungestörten Gang fort, hat aber doch an
Lebendigkeit schon sehr gelitten. Vor Neujahr pflo-

FRITZ WOLFSBERGER:

3!Bi|ttic blatte un ffi® • ^IcmonniTdic c&iditc

mit einem $orh>ort oon Hermann 25urte unb 5eber$eid&nungen r>on $ri§ Jifcber

3cofd)!ect DM 2.8O, ff^albldnenbanfc DM 3.80

£>it 'JBelt bes 9Rarfgräflerlanbe5 lebt In'er un ©etn'cbt: |>olberbaum unb 3tiu
lofe, £>erbfttag unb 0ommemad)t, <£rnte unb Siegen, lue SBunber r>on Sieben
unD SBein, Arbeit unb ©cbicffale Der £eute attufeben flauen unD 9tyeüt; tbr
ganzer lebenefreis ftellt fid) in urträftiger, Dolfstümlicber ©pracbe unD ungefuebt
febbnen 23tlDern t>or. <Ss tfl eine fo große (Sinlm't r>on 3Bortfcba$, ©a&bau, £>enf*
foetje unb biebterifebem $orttmrf in ben ©ebiebten SMfebergers erretebt, baß fie
als ganjf)ettücrje ©eftalt t>ox ben £efer treten unb Damit eine ber ©runbforberungen
erfüllen, bie an ein #unfttt>ert geftellt werben. £>ae ifi STCunDartDtcbtung t>on feiten
anjutreffenber SBärme unb €rjrlid)feit - unb SMcfctung oon außerorbentltcber ©üte
unb <£cbt()ett. (2(u$ einer 23efprecbung oon Dr. X $eger)

3u begeben bur* ben £)ebelbunt> JKfill^etm unt> j'eöe 23ucbbant>lung

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