http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-02/0008
von Kaltenbach. um 1120 ins Kloster eintrat,
schenkte er einen großen Teil seiner Güter an
St. Blasien und bat, der Abt möge in Bürgeln,
wo alle Vorfahren der Familie Kaltenbach begraben
seien, eine Zelle errichten, damit die Mönche
dort für die Seelen dieser seiner Verstorbenen
beten könnten. Vergleichen wir hierzu, was K. S.
Bader (in „Die fürstenbergischen Erbbegräbnisse
") schreibt: „In älterer Zeit ist die Grabstätte
der Edelfreien häufig die Dingstätte seines
Herrschaftsbezirks. An diesen germanischen
Rechtsgedanken lehnen sich, bewußt oder unbewußt
, sicher aber der alten festen Tradition des
hohen Adels entsprechend, noch im 13. und 14.
Jahrhundert, die zum ältesten Grafenadel Schwabens
gehörigen Nachkommen der Uracher Erben
der Zähringer an. Dazu kommen religiöse
Beweggründe. Über dem Erbbegräbnis soll das
Gebet nie aufhören. Die Grablege soll, geschützt
durch den Frieden des Gotteshauses, der
ewigen Ruhe der Toten und dem Gebet für das
Seelenheil der Verstorbenen und Lebenden die-
nen. Ein solches Erbbegräbnis zu besitzen, war
nach mittelalterlichem Denken für ein hochadeliges
Haus eine Sache von erster Bedeutung".
Wir können diese Gedankengänge ruhig auf die
Herren von Kaltenbach übertragen. Dann verstehen
wir erst, warum dieses Geschlecht sein
Erbbegräbnis auf Bürgeln hatte, während die
Burg im hinteren Kandertal stand.
Ob sich aber diese Herren erst nach dieser
Burg im Kandertal so nannten oder der Burg den
Namen gaben, ist nicht bekannt. Denn wir wissen
von diesem Geschlecht sehr wenig. Theodor
Mayer schreibt: „Die Herren von Kaltenbach
waren aus dem Breisgau gekommen und kurz
vor 1100 in den Schwarzwald vorgedrungen,
Bürgeln war lange Zeit ihr Sitz und ihre Begräbnisstätte
gewesen... Die Herren von Bürgeln,
die also vom Westen her, nicht von Kandern
heraufkamen, stießen mit Wambach bis ins Einzugsgebiet
der kleinen Wiese vor". Im Westen
gingen ihre Besitzungen bis Hertingen und Bam-
lach. Das ist nun wieder nicht so zu verstehen,
daß alle diese Dörfer mit allen ihren Bewohnern
den Herren von Kaltenbach gehörten. Etwa um
dieselbe Zeit, in der die Kaltenbachischen Besitzungen
an St. Blasien kamen, verzichteten
auch die Herren von Warth auf ihre Besitzungen
in Weitenau und Umgebung zugunsten von
St. Blasien. „Zwischen Weitenau-Bürgeln einerseits
und St. Blasien andererseits erwarb das
Kloster zu Anfang des 12. Jahrhunderts noch
umfassenden Besitz im Wiesental. Von Walcho
von Waldeck, dessen Burg bei Tegernau im kleinen
Wiesental lag, erwarb St. Blasien schon 1113
Besitzungen im Wiesental bei Atzenbach und
einen Teil von Schönau. Weitere Erwerbungen
erfolgten 1122 und 1156 aus dem Besitz der Herren
von Grenchen - Höllstein, von Wehr, von
Waldeck und von Schwerzen-Eistatt im Wiesental
von Atzenbach bis Schönau und Todtnau und
in den Seitentälern" (Th.. Mayer: „Die Besiede-
lung und politische Erfassung des Schwarzwaldes
im Hochmittelalter" ZGO 1939). Wenn man auch
nur flüchtig nachschaut, wo zum Beispiel dieser
Walcho von Waldeck sonst begütert war, findet
man in unserer Gegend die Orte Blansingen,
Efringen, Tüllingen, Welmlingen und Hügelheim.
Die Herren von Kaltenbach waren also nicht
die alleinigen Herren in unserer Gegend. Aber
während wir von ,den anderen Geschechtern
sagen können, woher sie stammen, fehlen uns
für die Kaltenbacher alle Angaben. Ich habe das,
was mir bisher bekannt wurde, in Heft 6 dieser
Zeitschrift umrissen und will es nicht wiederholen
. Th. Mayer erhebt in seiner Arbeit die
Frage, ob diese Schenkungen alle freiwillig erfolgt
sind, ob nicht die Gütererwerbspolitik von
St. Blasien im Zusammenhang steht mit der
Zähringerpolitik? „Wenn wir aber das Ergebnis
dieser klösterlichen Erwerbspolitik betrachten, so
sehen wir, daß sie eine große Machterweiterung
der Zähringer zur Folge hatte, daß Besitzungen
von Adeligen, die unabhängig von den Zähringern
waren, so unter die Herrschaft der Zähringer
kamen. Dieses Ergebnis ist nicht zufällig
gewesen, sondern war von den Zähringern gewollt
und beabsichtigt". 1125 wurden sie Vögte
von St. Blasien, und aus den Vögten wurden mit
der Zeit die Herren des Landes.
In eben dieser Zeit sind an die Stelle der Herren
von Grenchen im hinteren Wiesental die
Herren von Kienberg getreten. 1260 verkauften
Ulrich der Ältere von Kienberg und seine Söhne
ihren Besitz an St. Blasien. Ausgenommen waren
die Leute im Bezirk um Schopfheim und im
Sausenhard. Dort hatten die Zähringer durch
Tausch mit St. Blasien den Sausenberg erworben
und um 1240 eine Burg erbaut. Aber wer saß
vorher in Kandern, daß die Kaltenbacher von
Westen her bis an die Nordgrenze der Gemarkung
Kandern kamen? In fast allen Gemeinden
des Kandertales, von Wollbach bis zur Kander-
mündung, hatte 764 Graf Rudhard Besitzungen
an St. Denis verkauft. War Kandern und der
Sausenhard in Händen der Zähringer?
Man sieht, daß die ältere Geschichte von
Bürgeln und seiner nächsten Umgebung noch
viele Fragen offen läßt. Die Geschichte seit der
Erwerbung durch St. Blasien ist schon verschiedentlich
dargestellt und kann als bekannt vorausgesetzt
werden. Hoffen wir, daß sich das Dunkel
über der älteren Zeit auch einmal lichtet, damit
die Geschichte von Bürgeln von Anfang an
geschrieben werden kann.
Walter Küchlin:
Das ,©djlö&lfn su Rügelen'
Vielleicht haben Sie, lieber Leser, mit dem
„Hügelheimer Schloßgarten" schon einmal Bekanntschaft
gemacht. Auf einer Weinkarte, versteht
sich, und dann könnte ich mir denken, daß
Sie an diese Bekanntschaft gute Erinnerungen
knüpfen. Ob Sie sich angesichts des goldfunkelnden
Rebensaftes im geschliffenen Kelch wohl
einmal Gedanken über die Herkunft dieses Namens
gemacht haben? „Hügelheimer Schloßgarten
"? Gibt oder gab es denn in Hügelheim jemals
ein Schloß, oder handelt es sich bei diesem
Namen um ein klingendes Requisit moderner
6
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-02/0008