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Buhrin:
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Das Hausanwesen, in dem heute in Auggen
die Wirtschaft „Zum Erbprinzen" betrieben wird,
befand sich um 1790 im Besitz der Schmieds-
eheleüte Hansjerg Kurz und Anna geb. Leininger.
Diese hatten einen Sohn und eine Tochter. Der
Sohn nahm in den 1790er Jahren im Stabe des
badischen Erbprinzen Karl Ludwig an den
Kampfhandlungen des Kreis - Infanteriekontin-
gents am Rhein teil und starb dort den Soldatentod
. In einem vom 31. Januar 1794 datierten persönlichen
Handschreiben des Erbprinzen teilte
dieser den Eltern den Tod ihres Sohnes mit. Das
Schreiben schließt: „Wenn ich ihm (dem Vater
Kurz) nützlich sein kann, so erinnere er sich
-meiner ohne Zurückhaltung".
Im Frühjahr 1795 ehelichte die Tochter Anna
Barbara den Wirtssohn Johannes Dörflinger in
Britzingen. Die Mutter des Dörflinger, eine geborene
Schmidt, war 1755 die Schenkamme des
späteren Erbprinzen Karl Ludwig, der dann im
Dezember 1801 auf dem Heimweg von einer
Heise zu Arboga in Schweden im besten Mannesalter
ums Leben kam. Aus „huldvoller Gnade''
des Fürstenhauses durfte der junge Dörflinger,
als „Milchbruder'' des Erbprinzen, den Schreiberberuf
erlernen, damals wohl noch eine sehr
geachtete Tätigkeit. In diesem „Metier" fand
Dörflinger aber seine Befriedigung nicht. Noch
vor seiner Verheiratung übernahm er die elterliche
Gastwirtschaft in Britzingen, allerdings mit
vielen Schulden. Die Eheleute Dörflinger-Kurz
gaben sich auf der Wirtschaft alle Mühe, doch
die abgelegene Lage des Dorfes und die üblen
Zeitverhältnisse bewirkten, daß sie schließlich
zur Aufgabe der Wirtschaft gezwungen waren.
Vater Kurz in Auggen hatte wohl vorausgesehen
, daß sein Schwiegersohn in Britzingen
auf keinen grünen Zweig kommt und deshalb
sein Wohnhaus geräumig umbauen lassen. Schon
im Sommer 1795 übersiedelten die Eheleute
Dörflinger-Kurz nach Auggen in das Haus der
Schwiegereltern. Man erinnerte sich jetzt der
hochfürstlichen Zusage beim Tode des jungen
Kurz und auch der „Milchbruderschaft" des jungen
Dörflingers mit dem Erbprinzen. In einem
untertänigen Gesuch wandte sich Dörflinger am
10. Juli 1795 an den Erbprinzen mit der Bitte,
ihm die Wirtschaftsgerechtigkeit „Zum Erbprinzen
" zu erteilen. Am 2. Januar 1796 teilte die
Regierung des Dreisamkreises der Auggener
Gemeinde mit, daß für das Kurz-Dörflinger'sche
Haus am Auggener Marktplatz das Realwirt-
schaftsrecht „Zum Erbprinzen" von allerhöchster
Stelle verliehen ist. Damit hatte die Geburtsstunde
unseres heutigen „Pfinze" geschlagen.
Die Tochter Barbara der Dörflinger - Kurz
Eheleute heiratete 1820 den Auggener Bürgers-
*sohn und Metzger Christian Leininger. Nach
dem frühen Tod des Dörflinger übernahm dieser
den Betrieb der Wirtschaft. Der Sohn Christian
der Eheleute Leininger - Dörflinger ehelichte
später die Tochter Maria Elisabeth des Hacher
Wirts Andreas Seiler und übersiedelte nach Hach.
Seiler hatte schon 1826 von der Ehefrau des Joh.
Jak. Willin das jetzige Hacher Wirtshaus für
1383 Gulden erworben und darin eine Gastwirtschaft
eingerichtet. Da er von „Mülle" guten Zuspruch
hatte, ließ er die Räumlichkeiten erweitern
und auch zwei Kegelbahnen bauen. Am
21. August 1835, nachdem die Wirtschaft auch
für „auswärtige Gäst" ordentlich hergerichtet
war, beantragte er die Verleihung der Realwirt-
schaftsgerechtigkeit „Zum Zähringer Hof". In
seiner Eingabe erwähnte er, daß einmal vor
langer Zeit in Hach eine Wirtschaft bestanden
habe, die aber nie in festen Händen gewesen sei
und in den Häusern wechselte. Am 12. März
1836 wurde dem Gesuch des Seiler entsprochen.
Seitdem hat das Dörfchen Hach seinen „Zähringer
Hof". Wie Seiler in einem späteren Gesuch
wegen Akzisnachlaß ausführt, habe er auf Anregung
des Ministers Winter aus Anhänglichkeit
an das Fürstenhaus seiner Wirtschaft das Schild
„Zum Zähringer Hof" gegeben. Minister Winter
hatte verwandtschaftliche Beziehungen nach
Auggen, kam nicht selten ins Dorf und war
auch dem Gastwirt Seiler kein Unbekannter.
Die Kenntnis dieser Tatsachen hat zwar
keinen Einfluß auf den guten Tropfen, den beide
Wirtschaften ihren Gästen vorsetzen, aber sie
zeigen uns, wie Erinnerungen an das einstige
badische Fürstenhaus abseits vom Strom der Zeit
weiterleben.
Dr. E. Scheffelt:
^tnegöjriten in bzn fiercfctjaft fioebbecg
Nach einem Tagebüchlein aus Mundingen
Vor mir liegt ein kleines, zusammengeflicktes
Notizbüchlein, geschrieben von meinem Vorfahren
Michael Schäffelt, der von 1649 bis 1726 zu
Mundingen, also im Hachbergischen (Markgrafschaft
Hachberg) lebte. Es spricht ein Stück Geschichte
aus diesem vergilbten Büchlein, die
schrecklichen Tage der Franzosenkriege werden
wieder lebendig und die Leiden der Grenzlandbewohner
treten mit grausamer Schärfe hervor.
So bilden die schlichten Notizen ein interessantes
Dokument zur Heimatgeschichte.
Zunächst etwas über die Familie Schefold,
Schäffelt oder Scheffelt: sie stammt aus Württemberg
, wo die Scheffeids (o. ä.) noch heute
sitzen. Zur Sippe Scheffelt gehörte der berühmte
Instrumentenmacher und Mathematiker Michael
Scheffelt, geboren 1652 in Ulm, gestorben 1720
ebenda als „Lector Arithmeticus", Erfinder des
Rechenschiebers. — Der erste badische Schäffelt
ist 1600 in Württemberg geboren, er tritt auf als
Bauer und Gerichtsverwandter (etwa Gemeinderat
) in Mundingen, wo er 1634 eine erste Ehe
mit Katharina Künlerin (aus Kehl?) eingeht. Die
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