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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-03/0005
das entzückte Auge bis in die Gegend von Bürgeln
und freut sich* an den feinen Linien der
Berge vor und hinter Niedereggenen und Auggen,
schaut nach Basel hinüber, wo der Schweizer
Jura fein und sanft seine Linien zieht, um in die
burgundische Pforte zu münden, wo die letzten
violetten Töne die abziehende Nacht begleiten.
Nach Norden dehnen sich die Berge des heimatlichen
Schwarzwaldes, thront die Kuppel des
königlichen Berges, des Belchen, erheben sich die
Gipfel der Sulzburger und Münstertaler Berge
bis dahin, wo der Kaiserstuhl nach Westen abbiegt
und an das Ende seiner Silhouette das
Ausrufungszeichen der Breisacher Münstertürme
setzt.

Das alles war gegen den strahlenden Morgenhimmel
als zart blauviolette Formen zu sehen,
aber nun offenbarte sich die Gegenseite, der von
der Sonne hell beleuchtete Wasgenwald. Welch
malerischer Gegensatz! Was hier, rechts des
Rheines, dessen Band hier und da aufblitzt, aus
zartem Duft als Schattenriß in den Himmel steigt,
leuchtet dort drüben in hellen, plastisch wirkenden
Farben aus dem Dunst, der die Rheinebene
gegen die Berge absetzt. Welcher Abschluß des
Ober-Rhein-Tales im fernen und doch so greifbar
nahen Westen, die großartige Linie der Schicksalsberge
, um die zwei Völker Jahrhunderte lang
miteinander gerungen haben: Großer und kleiner
Belchen, Hartmannsweilerkopf, Molkenrain, und
wie sie alle heißen. In großartigem Schwünge
aus der burgundischen Pforte aufsteigend, erheben
sie sich zum Gegenakkord gegen den
Schwarzwald als golden überhauchter Rahmen
um das gesegnete Land am Oberrhein, das wie
ein schimmerndes Bildnis einer wunderlieben
Frau aus dem Rahmen in den Himmel blickt. So
zieht die Kette der Berge wieder gen Norden
und verblaßt im Duft des Morgens hinter den
Türmen von Breisach, den Rahmen schließend,..
„biegt unser goldnes Leben sie zum Ring", wie
Ricarda Huch dichtete.

Emil Baader:

Zu den getreuesten Freunden Hebels zählte
der aus Köndringen stammende Kirchenrat Nikolaus
Sander. Er war gleichzeitig mit Hebel als
Lehrer an das Karlsruher Gymnasium gekommen
. In Briefen nannte er ihn gern den „Sander-
Nikki". In nicht weniger als 44 Briefen Hebels
wird Nikolaus Sander erwähnt.

Der Vater unseres Hebelfreundes war viele
Jahre Pfarrer in Köndringen bei Emmendingen,
später Spezialsuperintendent und Kirchenrat. Er
hieß Christian Nikolaus Sander und lebte von
1722 bis 1794.

Von den Brüdern unseres Hebelfreundes sind
zwei besonders bemerkenswert: Heinrich Sander
und August Sander.

Heinrich Sander studierte in Tübingen Theologie
und Naturwissenschaft. Er wurde 1775 Professor
der Naturgeschichte am Karlsruher Gymnasium
. Er machte sich auch als Schriftsteller
einen Namen, besonders durch seine Schrift „Über

Hartmannsweiler Kopf! Die Gedanken fliegen
zurück zum August 1914, denn wir stehen ja am
Denkmal des ersten Toten des ersten Weltkrieges
, das den Mittelpunkt dieser himmlischen
Landschaft bildet, aus der er damals als Erster
seiner Generation in die Ewigkeit geschritten ist.
Still ruht der welke Kranz inmitten dieses himmlischen
Friedens in der kleinen Nische, die den
Soldatennamen trägt. Über ein Menschenalter ist
das nun her!

Wir haben ganz still gestanden und die Herrlichkeit
um uns erlebt. Da fällt der Blick am
Bammerthäuschen vorbei auf das Ende des
Ackers auf dem Hügelrücken: Was ist das? —
Ein Fuchs!

Er ist eben aus seinem im Hang verborgenen
Bau* herausgekommen, um sich in seinem Reiche
umzuschauen. Ein alter, struppiger Geselle, groß,
mager und mit mehr graubraunem als rötlichem
Pelz. Noch hat er uns nicht entdeckt. Ein Bild
der Ur-Harmonie: das freie Tier in der freien
Landschaft!

Dann blickt er sich um. Vielleicht ist ihm die
Witterung „Mensch" in die Nase gezogen. Er
starrt uns an, bewegungslos. Dann: ein Satz, und
er ist vom Erdboden verschwunden.

Stille, Sonne, Wärme, Weite!

Wir haben uns lange nicht losreißen können.
Dann steigen wir langsam den Hügel hinab. Über
uns kreisen zwei Bussarde, und ihr erregend
schöner Katzenschrei erfüllt die warme Stille
mit Leben und läßt die souveräne Erhabenheit
dieser königlichen Flieger ahnen.

Eine Elster flattert scheckernd über das Tal.
Von den Müllheimer Kirchtürmen schlägt es:
6 Uhr! Sonntag Morgen!

Wo das war? Auf dem Lug - ins - Land bei
Müllheim, eine halbe Stunde von der Stadtmitte
entfernt, in Deutschland!

Zu nah! Wirklich zu nah?

die Weisheit und Güte Gottes in der Natur". Er
starb bereits im Alter von 28 Jahren. Sein Nachfolger
wurde der spätere Geheimrat Christian
Gmelin, der Verfasser der „Flora badensis".

Der Bruder August Sander (1752 bis 1817)
wurde markgräflicher Amtmann und später
Advokat in Karlsruhe. Er war verheiratet mit
Henriette von Lotzbeck (1764—1849), der Schwester
des Lahrer Fabrikanten Karl Ludwig von
Lotzbeck, der 1815 geadelt worden war.

Nikolaus Sander, geboren am 21. September
1750, besuchte die Emmendinger Lateinschule.
Nach Absolvierung des Karlsruher Gymnasiums
studierte er in Halle und zwar Theologie und
Sprachwissenschaften. Nach bestandenem Examen
wurde er 1770 zunächst Pfarrvikar bei seinem
Vater in Köndringen, dann in Mundingen. 1775
wurde er Diakon und Präzeptor am Pädagogium
in Emmendingen, im gleichen Jahre Prorektor
am Pädagogium in Pforzheim. Er unterrichtete

Liebele $mm& TWolauö ©anto 1750-1824

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